Grosses Theater ganz klein – Kleines Theater ganz gross
Puppentheater, Papierkulissen, Opernhaus in Zimmergrösse, doch Dekors und Ausstattung wie bei grossen Bühnen: Die Ausstellung «Alles nur Theater?» im Haus Appenzell dokumentiert von Oktober bis April grosses Herzblut für kleine Theater.
Miniaturtheater ganz unterschiedlicher Art stehen im Mittelpunkt der Ausstellung – gemeinsam ist ihnen eine grosse Spielfreude und viel Liebe zum Detail. Zu spüren ist die Begeisterung der Personen dahinter für das Theater, die Oper, für Geschichten, für den Wunsch, das Publikum in andere Zeiten, Länder und Themen reisen zu lassen.
Theater zum Ausschneiden
Im 19. Jahrhundert erfreuten sich Papiertheater in bürgerlichen Familien einer grossen Beliebtheit als Spielzeug und Bildungsinstrument. Vergleichbar mit den heutigen Bastelbogen zum Ausschneiden, Zusammenbauen und Spielen, waren sie oft den Inszenierungen der grossen Bühnen nachempfunden und reichten von der Oper über das Schauspiel bis zum Märchen. Die Ausstellung gibt einen Einblick in diese Welt und zeigt eine Privatsammlung historischer Papiertheater erstmals öffentlich. Nebst Klassikern aus deutschen Verlagen sowie aus Frankreich werden auch Raritäten aus Dänemark und England präsentiert, die der Sammler Peter Mäder teils mit Zinnfiguren und Marionetten neu belebt.
Raffinierte Bühnentechnik
Der zweite Teil widmet sich Toblers Marionettentheater – eine für ihre Zeit technisch raffiniert ausgestattete Heimpuppenbühne aus dem späten 19. Jahrhundert. Die Gebrüder Georg und Justus Tobler bauten Rittersäle und Räuberstuben originalgetreu im Miniaturformat nach und erweckten sie mittels Marionettenfiguren und Bühnentechnik zum Leben. Im Haus Appenzell wird die Originalbühne gezeigt: Sie verfügt über Konstruktionen wie Versenkungen oder elektrisches Licht, die damals selbst an grossen Häusern noch nicht zum Standard gehörten. Daneben sind Kulissen, Regiebücher, Theaterplakate und Figuren mit allerlei Zubehör aus dem reichhaltigen Fundus zu sehen.
Opernhaus im Zimmerformat
Schliesslich entführen die puppenstubengrossen Opernszenerien des Dekorateurs und Zürcher Originals Bernhard Vogelsanger in die grosse weite Welt des Musiktheaters. Während fast 50 Jahren betrieb er in seiner Genossenschaftswohnung in Zürich Schwamendingen das wohl kleinste Opernhaus der Welt. Liebevoll und mit grösster Sorgfalt gestaltete er Kulissen und Pappfiguren, ja, selbst Schallplattenhüllen und inszenierte Akt für Akt die mitreissenden Geschichten von Liebe, Leidenschaft und Tod. Dem ausgewählten Publikum bot Vogelsanger Samstag für Samstag Opern, Operetten und Musicals. Während sein umfangreiches Vermächtnis noch immer inventarisiert wird, ist eine Auswahl in der Ausstellung zu sehen.
Alle Fotos: © Haus Appenzell, Zürich
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