Konflikt Theater Basel: Rechtliche Stellungnahme zum Bajour-Artikel vom 2. Juni

In den letzten Wochen machten am Theater Basel Arbeitskampf-Aktionen von Ensemblemitgliedern – koordiniert von der Regionalvertretung der UNIA – Schlagzeilen regional und überregional. Diese Aktionen fanden ohne Wissen oder Mitwirkung des Verbandes SzeneSchweiz statt.
In der Berichterstattung zu diesen Aktionen wurde der Arbeitsrechtler Prof. Thomas Geiser zu den rechtlichen Grundlagen der Aktionen zitiert. SzeneSchweiz muss, nach gründlichen juristischen Abklärungen, einigen der veröffentlichten Aussagen vehement widersprechen.

Im Artikel werden – mit Verweis auf eine Anfrage bei Prof. Thomas Geiser – die folgenden beiden Standpunkte wiedergegeben:
· Die Unia sei berechtigt, mit dem Theater Basel direkt über Gagen der Tänzer*innen zu verhandeln.
· Die Friedenspflicht sei von den Tänzer*innen nur einzuhalten, sofern sie Mitglied von Szene Schweiz seien; ansonsten müssten sie sich nicht an den GAV halten.

(Zum Artikel gehts hier)

Zu den Lohnverhandlungen

Mit der Unterschrift unter den Arbeitsvertrag eines Arbeitgebers, der den Vorgaben des GAV unterliegt, haben angestellte Künstler*innen die Sozialpartnerschaft und damit die Vertretung durch SzeneSchweiz akzeptiert, auch ohne explizit Mitglied des Verbandes zu sein. Sie dürfen sich natürlich im Einzelfall, also in den Verhandlungen eines Individuallohnes, von einem Rechtsvertreter unterstützen lassen.

Die Lohnverhandlungen für die im Hause geltenden Mindestlöhne sind jedoch SzeneSchweiz als offiziellem Sozialpartner vorbehalten und können nicht durch einzelne Ensemble-Vertreter*innen an UNIA abgegeben werden.

Zur Friedenspflicht

Mit der Unterschrift des Arbeitsvertrages anerkennen die Ensemble-Mitglieder gleichzeitig den geltenden GAV, aus dem die Bedingungen für den individuellen Arbeitsvertrag hervorgehen. Mit dieser Anerkennung kommt auch die Vorgabe der Friedenspflicht. Weder einzelne Ensemble-Mitglieder noch ein gesamtes Ensemble kann diese aussetzen. Die Aussetzung der Friedenspflicht unterliegt alleine dem Sozialpartner, der den GAV ausgehandelt hat.

Die Folgen

Aufgrund dieser Beurteilung zeigt sich, dass UNIA leider die rechtliche Situation des Ensembles am Theater Basel falsch eingeschätzt hat. Die übereilte Aktion hat nicht nur die Arbeitsplätze der Beteiligten gefährdet, sie lässt auch die Ensemble-Mitglieder mit einem rechtlichen Risiko allein: Für eventuell ausfallende Vorstellungen oder andere finanzielle Einbussen durch die Aktionen könnten die Beteiligten haftbar gemacht werden.

SzeneSchweiz setzt sich mit Engagement und Überzeugung für verbesserte Arbeitsbedingungen auf und hinter Schweizer Bühnen ein. Dies ist keine Auseinandersetzung, die mit einem Holzhammer geführt werden kann. Kampfmassnahmen, so attraktiv sie auf den ersten Blick scheinen mögen, schaden immer dem gesamten Kulturbetrieb und können im schlimmsten Falle sogar Subventionen gefährden. Dies zum Schaden aller Beteiligten.

Die Gewerkschaft UNIA mag Sozialpartner für Technik und Verwaltung sein, aber im Bereich Kunst ist sie fremd und gefährdet Betroffene und den Kulturbetrieb als Ganzes. Die Arbeitgeber im Bereich Kultur sind keine internationalen Konzerne oder kapitalistische Ausbeuter. Sie sind in erster Linie Partner, die Kultur auf Schweizer Bühnen ermöglichen.

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Rechtliche Ausführungen:

Zu Lohnverhandlungen:

Es ist danach zu unterscheiden, ob es um die Verhandlung von Mindestlöhnen und/oder Besoldungsordnungen geht, die als Ausfluss des GAV in die lokalen Hausordnungen aufgenommen werden, oder ob es um eine individuelle Gagenverhandlung oder -streitigkeit eines Bühnenmitglieds in einem konkreten Einzelfall geht (bei der sich ein Bühnenmitglied selbstverständlich auch anwaltlich vertreten lassen kann).

Die Bestimmungen über (Mindest-)Löhne sind Bestandteil der normativen Bestimmungen eines GAV (vorliegend Art. 11 GAV Chor und Ballett-/Tanz; zuständig für die Festlegung der an den jeweiligen Häusern geltenden Mindestgagen ist die von den Sozialpartnern gewählte Tarifkommisson). Sofern an den Häusern Besoldungsordnungen festgelegt werden, welche die Entlöhnung für die Bühnenmitglieder konkretisierend festlegen (z.B. nach Dienstalter, Erfahrungsjahren o.ä.), sind sie Bestandteil der vom GAV vorgesehenen örtlichen Hausordnungen (gleich wie Probenordnungen, Vereinbarungen über Spesenvergütungen etc.), welche zwischen den Bühnenleitungen und den gewählten SzeneSchweiz-Ortsgruppenvertretungen auszuhandeln sind.

Die normativen Bestimmungen des GAV gelten auch für die nicht-gewerkschaftlich organisierten Bühnenmitglieder. Denn die Bühnenkünstler*innen haben sich einzelarbeitsvertraglich ausdrücklich dem GAV angeschlossen (vgl. Art. 4 Abs. 1 und 2 GAV sowie und Formular „Bühnenengagementvertrag“ im Anhang des GAV). Entscheidend ist also nicht die Mitgliedschaft bei SzeneSchweiz oder bei Unia (oder ein späterer Wechsel von der einen zur anderen Gewerkschaft), sondern die Tatsache, dass die Tänzer*innen mit ihren Arbeitsverträgen den Anschluss an den GAV und dessen vorbehaltlose Anerkennung erklärt haben (selbst wenn sie nicht Mitglied von SzeneSchweiz sein sollten).

Zur Friedenspflicht:

Auch die Einhaltung der Friedenspflicht ist einem Anschluss an den GAV inhärent. Tritt ein Bühnenmitglied nachträglich einer anderen Gewerkschaft bei, wird es dadurch nicht davon entbunden, die Regeln des GAV weiterhin einzuhalten, denen es sich einzelarbeitsvertraglich unterworfen hat. Die im Artikel formulierte Auffassung, wonach sich die Tänzer*innen nicht an den GAV halten müssten, sofern sie „nur“ Unia-Mitglied seien, ist gestützt auf die einzelarbeitsvertraglichen Vereinbarungen zwischen dem Theater und den Bühnenmitgliedern nicht zutreffend.

Schweizerisches Theatertreffen mit „transkantonalem“ Anspruch

Letzen Mittwoch bis Sonntag fand das Schweizer Theatertreffen in Fribourg statt, Ensemble hat sich mit  Julie Paucker getroffen. Sie ist seit 2022 als künstlerische Leitung engagiert und hat mit der damaligen Geschäftsleitung die Veranstaltung konzeptuell vorangetrieben. Ein Gespräch über die dringliche Rolle der Mehrsprachigkeit im Theater und Kollaborationen über die Kantonsgrenzen hinweg.

Julie Paucker ist von Haus aus Dramaturgin, sie arbeitete in der Schweiz als auch in Deutschland am Theater Basel, am Deutschen Nationaltheater in Weimar und anderen. Mit ihrer transnationalen Kompanie Kula produziert sie mehrsprachige Stücke, diesem Schwerpunkt widmet sie sich nun auch in der Schweiz. Sie meint: „Sowohl die Ästhetik als auch die Theatervorgänge, -abläufe und -prozesse werden inzwischen international anders gedacht und bergen spezielle Herausforderungen.“ Darauf war die 47-Jährige bestens vorbereitet, sie begreift den Unterschied zwischen den Kantonen als Chance, voneinander zu lernen.

„Sowohl die Ästhetik als auch die Theatervorgänge, -abläufe und -prozesse werden inzwischen international anders gedacht und bergen spezielle Herausforderungen.“

Paucker arbeitete während ihres Studiums bei Migros Kulturprozent und weiss daher, dass die Thematik um die Mehrsprachigkeit die Förderer schon längere Zeit beschäftigt. „Diese Frage lässt einen nicht los, sowohl auf künstlerischer Ebene als auch auf struktureller Ebene. Ein Produktionsprozess ist generell spannender, wenn man mit unterschiedlichen Auffassungen arbeitet». Transnationales, oder eben „transkantonales“ Theater interessiert die gebürtige Zürcherin in vielen Aspekten. Es schärfe den eigenen Blick hinsichtlich dessen, was man aus anderen „Theater-Systemen übernehmen, angleichen und verbessern könne“.

„Diese Frage lässt einen nicht los, sowohl auf künstlerischer Ebene als auch auf struktureller. Ein Produktionsprozess ist generell spannender, wenn man mit unterschiedlichen Auffassungen arbeitet.“

Dies gelte auch für die Schweiz, wo verschiedene Systeme wie kleinere Stadttheater, Häuser von nationaler Ausstrahlung und freie Szene nebeneinander existieren. Dazu komme die Romandie, wo man eher auf das Touring-System mit produzierenden und einladenden Häusern setze. Gerade in den Bereichen „Theater-Markt“, Verkauf und Werbung, wie auch bei der Förderung, könne man viel voneinander lernen. Wegen der Sprachdifferenz stehe die Schweiz modellhaft für Europa oder sogar die Welt – eine riesige Chance also, mit kultureller Diversität umzugehen, sie zu begreifen und sich zu Nutze zu machen. Paucker meint dazu: „Danach ist man auch international fit, denn es sind dieselben Fragen, die sich zwischen unterschiedlichen Ländern stellen!“ Es ist somit auch die Kernmission des Theatertreffens, Theater aus allen Regionen zu versammeln und an ein lokales Publikum heranzutragen, zu wachsen zwischen Landesteilen und Theaterschaffende zusammenzubringen. „Es ist immer ein Erlebnis, zu sehen, wie wenig man sich kennt, obwohl man im selben Business, auf vergleichbarem Niveau, und Bekanntheitsgrad arbeitet. Da kann man etwas bewegen!“, ist Paucker überzeugt.

Es ist somit auch die Kernmission des Theatertreffens, Theater aus allen Regionen zu versammeln und an ein lokales Publikum heranzutragen, zu wachsen zwischen Landesteilen und Theaterschaffende zusammenzubringen.

„Mit dem Titel des Rahmenprogramms „Umbruch, Aufbrauch“, möchte ich ein Zeichen setzen. Besonders wächst die Bewusstheit darüber, dass man sich verbinden kann, gemeinsam über Kultur nachdenken und sich inspirieren lassen.“ Ein weiteres Beispiel für die Stärkung ist die diesjährig neue, kooperative Idee des „Salon d’artistes“, eine Tradition aus der Romandie, bei dem Stücke vor Veranstalter*innen präsentiert werden. Damit wird ein Markt generiert und Interesse geweckt, bevor das Stück überhaupt produziert ist. Ausserdem entstehen daraus Ko-Produktionen und Einladungen, nachdem die Stücke gepitcht wurden.

Die Sélection hat als marktorientierteste Veranstaltung das Potenzial, Künstler*innen auf Tour zu bringen. «Es wird viel produziert und zu wenig gezeigt, obwohl das verdient wäre!».

Paucker entscheidet im Alleingang, welchen Künstler*innen sie eine Plattform geben möchte, sie erhält dafür im Vorfeld Unterstützung von Scouts aus den verschiedenen Regionen. Für die Sélection werden fünf Positionen vergeben, die Shortlist dient dazu, den Künstler*innen zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen. Es besteht das Potenzial, „über die Sprachgrenze“ hinaus eingeladen zu werden, die Sélection hat als marktorientierteste Veranstaltung das Potenzial, Künstler*innen auf Tour zu bringen. Paucker meint: „Es wird viel produziert und zu wenig gezeigt, obwohl das verdient wäre!». Primärer Aspekt sei es, den Spagat zwischen Festival, einem lokalen, plus ein gesamtschweizerisches Publikum zu meistern. „Darunter gibt es ganz unterschiedliche Ansichten und Rezeptionen zu Stücken – Theater-Kosmen und Ästhetiken werden teils anders interpretiert und finden nicht immer bei allen Landesteilen Gefallen. Es müssen also Stücke gefunden werden, die dazu verführen, sich mit Theater der anderen Kantone zu beschäftigen. Sie müssen solide sein, einen ästhetischen Anspruch erfüllen und von ganzem Herzen vertretbar!“ Aus diesem Grund hat man sich auch vom Kuratorium und Jury entfernt, Paucker verleiht der Auswahl ihr Profil, „Ich suche in der Gemengelage passende Stücke“, sagt sie und schmunzelt.

„Darunter gibt es ganz unterschiedliche Ansichten und Rezeptionen zu Stücken, Theater-Kosmen und Ästhetiken werden teils anders interpretiert und finden nicht immer bei allen Landesteilen Gefallen. Es müssen also Stücke gefunden werden, die das können und dazu verführen, sich mit Theater der anderen Kantone zu beschäftigen.“

Die Sélection auf einen Blick

Darunter hat „Ödipus Tyrann„…

überzeugt, es handelt sich um ein Powerplay von zwei Frauen unter der Regie von Nicolas Stemann. «Ich habe Frauen noch nie so spielen sehen – die Tragödie wird mit einem grossen Stadttheatergestus vertreten, die Rollen schauspieltechnisch auf hohem Niveau und mit einem extremen Selbstbewusstsein gespielt – was überzeugt und gleichzeitig berührt.» Mit der Eröffnung möchte Paucker ein Zeichen setzen für die grossartigen schauspielerischen Leistungen und Regiehandschriften.

„EWS“

ist eine deutsch-schweizerische Produktion vom Theater Neumarkt, wie der Titel sagt „- Der einzige Politthriller der Schweiz“, und war bisher immer ausverkauft. „In dieser Produktion versammelt sich vieles, was ich persönlich gerne mag. Es ist gleichsam Revue, musikalische Choreografie und „Marthalerisch“ vom Stil her – schräg und skurill mit einem poetisch-dokumentarischen Boden. Für das Theatertreffen ist das Stück wie gespuckt – die Schweiz behandelt einen Politfall, das passt auf vielen Ebenen gut! Gleichzeitig ist das Stück EWS ein Kind unserer Zeit!“ Ein grosser Anteil der Schauspielerinnen sind Laien. «Expert*innen und Zeug*innen des Alltags sind als Praxis neuerdings beliebt!» Ausserdem tritt mit Lara Stoll eine sehr gute Slam-Poetin auf und rundet das Ganze ab.

„In dieser Produktion versammelt sich vieles, was ich persönlich gerne mag. Es ist gleichsam Revue, musikalische Choreografie und „Marthalerisch“ vom Stil her – schräg und skurill mit einem poetisch-dokumentarischen Boden. Für das Theatertreffen ist das Stück wie gespuckt – die Schweiz behandelt einen Politfall, das passt auf vielen Ebenen gut! Gleichzeitig ist das Stück EWS ein Kind unserer Zeit!“

„The Game of Nibelungen“…

findet in Klassenzimmer statt, Paucker sagt dazu: «das Stück ist aber nicht für Kinder – das ist schon der Witz». Laura Gambarini erteilt eine Deutschlektion vor einem vorwiegend frankophonen Publikum, «eine grosse Komödie in a Nutshell – das muss man nicht weiter begründen, es geht um den Röstigraben und die schlechte Sprachkompetenz der Romands».

Bei „Le relazione pericolose“

ist die italienische Version des französischen Briefromans «Gefährliche Liebschaften», Künstlerische Leitung hat der Direktor des Theaters, Carmelo Rifici, übernommen. Paucker erklärt: «Er hat mit verschiedenen Texten gearbeitet, um die philosophische Auseinandersetzung mit Macht, Liebe, Kampf und Krieg anhand der Hauptfiguren durchzuspielen – idealer Stoff für die Kriegsführung in der Erotik!» Es handelt sich um eine aussergewöhnlich schöne, installative Bühnengeschichte, mit einfachen theatralen Mitteln werden grosse Bilder erzeugt. «Ich wollte unbedingt eine grosse Bühnenproduktion aus der italienischen Sprache ans Theatertreffen bringen, wo im Tessin vorwiegend kleinere erarbeitet werden – oder Abgänger*innen der Scuola Dimitri, deren Produktionen eher verspieltere Formen annehmen. Italienisch ist ausserdem eine grossartige Bühnensprache!»

„Bias aller retour“ …

– «das Vorurteil» ist eine Familienposition, die sich an junge Leute richtet, aber auch für Erwachsene unterhaltsam ist. Das Théâtre Am Stam Gram ist berühmt für Familien- und Kinderproduktionen, das grosse Ensemble erzählt eigene Geschichte über die Problematik des Alterns der Grossmutter. Aber das Besondere an der Produktion ist der politische Horizont, „das Stück hat gleichzeitig eine humorvolle Ebene und ist spektakulär auf technischem Niveau- es ist etwas los! Es geht um die Themen Tod, Armut und was Fantasie bewegen kann.“ 

Das Stück „Rendez-vous„…

stammt direkt von Eugénie Rebetez, die, in der Deutschschweiz noch kaum bekannt, in der Romandie ein gefeierter Star ist. Sie arbeitet primär mit Künstler*innen, die nicht aus ihrem Metier kommen – genau diese Begegnungen sucht sie auf der Bühne. Dies passiert physisch wie musikalisch, über Bewegung, und ist in jedem Fall sehr unterschiedlich. «Es hat mit den Realitäten zu tun, die diese Personen mitbringen. Das Resultat ist sehr zart und berührend, und trägt den Charme ihrer Person, aber auch eine gewisse Bescheidenheit, da Rebetez wirklich das Verborgenen sucht, was zwischen ihr und den Künstler*innen liegt. Es wirkt repräsentativ für den Wunsch nach dem Erfahren andere Realitäten.“, erzählt Paucker.

„Ich hoffe sehr auf Folgeeinladungen, denn dies ist sehr dringlich. Es handelt sich um eine Koproduktion, das un-schweizerischste und schweizerischste Stück gleichzeitig – die Thematik ist schweizerisch, das Ensemble international.“

„The Ghosts Are Returning“

wird von einem deutsch-schweizerisch-kongolesischem Ensemble gespielt, die Leute müssen extra hierfür engagiert werden. Bisher wurde das Stück erst in der Kaserne Basel mit grossem Erfolg aber vor wenig Publikum gespielt. «Ich hoffe sehr auf Folgeeinladungen, denn dies ist sehr dringlich. Es handelt sich um eine Koproduktion, das un-schweizerischste und schweizerischste Stück gleichzeitig – die Thematik ist schweizerisch, das Ensemble international.» Paucker freut besonders die Mehrsprachigkeit, die Sprachen aus dem Kongo, die Musik, der Sprechgesang – ein grosses Konzert mit dokumentarischem Inhalt. Es dreht sich um das Verhalten der Schweiz in Kolonialzeiten, Paucker erklärt: «Im Fokus stehen traditionelle Trauerrituale, welche aufgrund von Grabschändungen zelebriert wurden. Es geht um den Ernst des Themas und die Restituierungs-Debatte. Aber auch um die längerfristigen Folgen von Kolonialismus und Ausbeutung. Zusätzlich ist während der Produktionszeit ein Ensemblemitglied gestorben und damit spielt eine persönliche Trauer mit in den Abend, was man spürt und auch explizit erwähnt wird. Und dennoch erlebt man einen schönen, lustvollen und musikalischen Theaterabend mit einem moralischen, aber nicht belehrenden Apell, der sich nicht zu ernst nimmt und sehr leicht und versöhnlich wirkt.“

„Deshalb auch die Klammern „Umbruch“ – Sachen sind nicht mehr gewiss – und „Aufbruch“ mit einer positiven Note, und dem Ziel, eine Umfunktionierung vom einen zum andern herbeizuführen.“

Für die künstlerische Leiterin des Schweizer Theatertreffen Julie Paucker steht die aufwühlende Zeit, in der wir leben, sinnbildlich dafür, dass Gewohnheiten und Gewissheiten auch in der Schweiz sich verändern und sogar wegbrechen können. Sie sagt: „Wir haben hier eine sehr privilegierte Lage, es stellt sich oft die Frage, wie es weiter geht, wie sich das System verändert, und wie man die positiven Veränderungen nutzen kann. Deshalb auch die Klammern „Umbruch“ – Sachen sind nicht mehr gewiss – und „Aufbruch“ mit einer positiven Note, und dem Ziel, eine Umfunktionierung vom einen zum andern herbeizuführen. Das hat viel mit den Stücken zu tun, die absichtlich nicht nach einer Thematik ausgewählt sind, jedoch der Realität für uns alle entsprechen, dass Dinge auseinanderbrechen! Die Kooperation mit „Tasty Future“ rundet das Programm ab den Anspruch, Dinge zum Positiven verändern zu können, darunter einen Umbruch in den Medien herbeizuführen, Richtlöhne im Markt zu setzen und das allgemeine Prekariat unter den Künstler*innen zu vermindern.“

 

 

Und bitte! Couch und Kaffee. Der Schauspielpodcast.

Hier sind wir! Das Schauspieldoppelpack Tina Kümpel & Christian Jankovski Christian mit dem Schauspielpodcast für Schauspieler*innen, solche die es werden wollen und alle, die sich für das Thema interessieren. Wir tauchen gemeinsam in die Film- und Theaterwelt ein, berichten über eigene Erfahrungen, Stolpersteine, Ups and Downs, besprechen Schauspielmethoden und diskutieren aktuelle Themen aus der Branche. Uns interessieren auch deine Geschichten, Fragen und Anliegen. Mit immer mal wieder spannenden Gästen runden wir das ganze ab.

Hör zu, sei dabei und werde Teil von uns.
Collaboration with Szene Schweiz 

In der aktuellen Folge #7: Subventionen, Lohnkampagne und Traumrolle geht es um folgende Inhalte:

Heute besprechen wir das neue Subventionskonzept Zürichs und was es für Auswirkungen auf bestehende Kleintheater hat, wer darunter leidet und wie wir dazu stehen. (Un)faire Löhne und unschöne Zustände am Set nehmen wir ebenfalls unter die Lupe. Das Fragenglas darf nicht fehlen mit einer neuen, spannenden Frage und zu guter letzt gibts einen Filmtipp, der ein brandaktuelles Thema anspricht.

Lesen Sie hier den passenden Artikel zum Thema auf ENSEMBLE Magazin.

„Existenzen sind bedroht, Arbeitsplätze gehen verloren“

Die beiden Kleintheater Keller62 und STOK verlieren voraussichtlich ihre städtische Kulturförderung. Das kann das Ende für diese Bühnen bedeuten. ENSEMBLE Magazin im Gespräch mit dem Leiter des Keller62, Lubosch Held-Hrdina. Er ist neben seiner leitenden Funktion am Theater auch als Regisseur, Autor, Übersetzer, Coach, Workshopleiter und Trainer tätig und setzt sich gezielt für den Erhalt der beiden Spielorte ein. Held-Hrdina ist davon überzeugt, dass genau solche Kleinsttheater den eigentlichen Charme der Stadt Zürich ausmachen.

Bilder: zvg Theater Keller62

Einführend das Statement von Salva Leutenegger, Geschäftsführerin von SzeneSchweiz (Verband Darstellende Künste):

„Als Berufsverband der Darstellenden Künstler*innen bedauern wir den Entscheid der Stadt Zürich, zwei Kleintheatern (Stok und Keller62) die Subventionen zu streichen. Mit diesem Entscheid baut die Stadt Arbeitsplätze für professionelle Künstler*innen ab, welche schon in prekären Verhältnissen leben müssen. Mit dem neuen Programm Konzeptförderung Tanz und Theater führt die Stadt einen ungesunden Wettbewerb unter Theaterhäusern ein, der letztlich zu Lasten der Theaterschaffenden und des Publikums geht. Corinne Mauch beklagt im Artikel „Zürcher Kultur-Subventionen – Für den Keller62 und das Theater Stok wird es eng“ im Tages-Anzeiger vom 18.04. die mangelnde Vielfalt der betroffenen Theater. Aber gleichzeitig wird mit der Streichung der Subventionen die Vielfalt der Kleinkunst vernichtet. Am Ende gibt es nur Verlierer.“

Interview

 

Ensemble Magazin: Wie sah die bisherige Situation des Theaters aus und was hat sich geändert?

Lubosch Held-Hrdina: Seit mehreren Jahrzehnten leisten die beiden kleinsten Zürcher Theater, Keller62 und STOK, grosse und engagierte Arbeit im Bereich Sprech- und Tanztheater. Sie haben sich ein Publikum erspielt, ohne jegliche Unterstützung begonnen, dann eine erste öffentliche Unterstützung bekommen, bis die Kontinuität und die Qualität ihrer Arbeit schliesslich in Form von (zunächst sehr kleinen) Subventionsbeiträgen gewürdigt wurde. Die Qualität ihrer Arbeit wurde stets geprüft und für unterstützungswürdig befunden.

Nun haben die Stadt Zürich und Frau Corine Mauch entschieden, sie ab 2025 nicht mehr unterstützen zu wollen. Laut Stadtrat tragen die beiden Theater und ihre Konzepte zu wenig zur Vielfalt des kulturellen Angebots, zur Innovation und zur Vernetzung der Tanz- und Theaterlandschaft bei. Man stuft die Bedeutung der beiden Theater für die Gesamtlandschaft als zu wenig dringlich und überzeugend ein.

Was bedeuten die Veränderungen spezifisch für euch und was ist daran ungerecht?

Wir sind schockiert. Existenzen sind bedroht, Arbeitsplätze gehen verloren, auch die Tradition scheint nicht viel zu zählen. Von dem ganzen Herzblut gar nicht zu reden.

Was, denken Sie, passiert mit dem Publikum?

Es ist ein Trugschluss, zu denken, dass sich das Publikum auf andere Häuser umlenken lässt. Und: Wenn diese zwei traditionsreichen „Kleinsthäuser“ wirklich zugehen sollten, würden die Theaterschaffenden zwei Spielorte verlieren, die für sie ebenfalls existenziell sind. Es bereitet mir grosse Sorgen, wo die Betroffenen in Zukunft ihrer Arbeit nachgehen sollen. Der Keller62 decke eine Nische ab, die alle anderen geförderten Theater nicht bespielen — all die Produktionen, die von den stark durchprogrammierten, beziehungsweise kuratierten Häusern nicht berücksichtigt werden können, finden hier eine Bühne.

Es werden Existenzen bedroht, Arbeitsplätze gehen verloren, auch die Tradition scheint nicht viel zu zählen.

Hier spielen besonders der Nachwuchs eine Rolle, als auch Theaterschaffende, die im „normalen“ Theaterbetrieb oftmals keinen Stand mehr finden, weil sie beispielsweise zu alt sind. Der Keller62 kann somit als Schnittpunkt in der Kulturlandschaft verstanden werden und erzeut eine unheimlich wertvolle Energie und Kreativität. Das merkt auch das Publikum, welches gerne solche Kleinode besucht, auch weil sie fern von jeglichem Schickschnack sind, und das pure Herz ist hier zum Greifen nah ist. Intimer geht es kaum. Konkret und ohne Emotion lässt sich die Situation so zusammenfassen: In den beiden Kleintheatern finden pro Saison zusammengerechnet etwa 280 Aufführungen mit allen Konsequenzen (Arbeitsplatz, Spielort, Publikum, Kurse, etc.) statt. Es stellt sich für mich die dringliche Frage, wie die Zukunft der beiden Kleintheater aussieht.

Der Keller62 kann somit als Schnittpunkt in der Kulturlandschaft verstanden werden und erzeut eine unheimlich wertvolle Energie und Kreativität.

Was zeichnet den Keller62 desweiteren als Spielstätte im Hinblick auf die Kulturlandschaft in Zürich aus?

Der Keller62 ist zudem auch eine zuverlässige Anlaufstelle für auswärtige Gastspiele. Zum Beispiel die Bündner Theaterschaffenden, die ihre Stücke auch in Zürich zeigen wollen. Es gibt auch regelmässige Kontakte zum Rätoromanischen, oder ins Tessin, Freiburg, Berlin, und Prag. Zudem gibt es  zwei Festivals, wo die verschiedenen Sprachen sich kreuzen. Ich frage mich, wo all diese Projekte nun gespielt werden sollen? Was passiert mit dem Publikum, das all diese Stücke sehen will? Und eben, die Newcomer und „Oldcomer“, die sich gegenseitig in ihrem Schaffen befruchten. Wir fördern neue Gruppen, haben auch einen speziellen Kanal dafür, wir wollen das Theater ins Leben bringen. Wir machen Workshops. All das stärkt die Diversität und Teilhabe ungemein. Soll das alles verschwinden?

Wir fördern neue Gruppen, haben auch einen speziellen Kanal dafür, wir wollen das Theater ins Leben bringen. Wir machen Workshops. All das stärkt die Diversität und Teilhabe ungemein.

Die Absurdität der Entscheidung wird einem bewusst, wenn man aus der stadträtlichen Begründung erfährt, was die Jury empfieht. Sie möchte den Keller62 und das Theater STOK als Spielorte für die Freie Szene aufrecht erhalten. Diese Orte würden benötigt, weil der Bedarf an geeigneten Räumlichkeiten in der Zürcher Tanz- und Theaterlandschaft gross ist und deswegen ihre Schliessung für die Gesamtlandschaft und ihre potenzielle Vielfalt nicht förderlich wäre. Was ja auch stimmt, die Not an Spielorten ist gross, gerade nach Corona. Aber gleichzeitig wird uns die Subvention gestrichen? Wie geht das zusammen?

Wie begründet die Jury diesen Entscheid?

Den beiden Häusern würde es an Vielfalt und Vernetzung fehlen, meint die Jury des Stadtrats. Der Keller62 würde zu wenig zur Vielfalt des Angebots, zur Innovation und zur Vernetzung der Tanz- und Theaterlandschaft beitragen. Beim STOK wird ein ähnliches Urteil gefällt – was beides befremdlich ist.

Das neue Förderungsmodell hinterlässt viele Fragen und viele unschöne Baustellen, auch bei den Institutionen, die weiterhin gefördert werden sollen.

Wie fallen die Reaktionen darauf aus?

Wie man hört, herrscht nach diesen Entscheiden fast in der ganzen Szene ein Erwachen. Das neue Förderungsmodell hinterlässt viele Fragen und viele unschöne Baustellen, auch bei den Institutionen, die weiterhin gefördert werden sollen. Denn auch bei ihnen decken sich Versprechungen und Erwartungen nicht mit dem Resultat. Ich finde folgenden Umstand bemerkenswert: Am Anfang der neuen Förderung vor 7 Jahren vergab die Stadt Zürich einen grossen Auftrag an eine externe Firma, die „Integrated Consulting Group“ aus Graz, Österreich. Sie sollte für viel Geld die gesamte Theaterlandschaft auf Herz und Nieren prüfen. Dies tat sie auch. Das Resultat war eigentlich sehr erfreulich, denn die Befürchtung, es gäbe ein Überangebot bestätigte sich überhaupt nicht. Im Gegenteil, es bescheinigte Zürich einen guten Wachstum und eine gesunde, diverse und gut entwickelte Theaterszene. Warum hat sich der Stadtrat nicht daran orientiert und streicht nun ausgerechnet den zwei kleinsten, schwächsten und billigsten Kleintheatern die Subvention? Was ist der Sinn und die Logik? So viel Theater für so wenig Geld liefert sonst keine andere Bühne der Stadt.

Nicht nur die Vielfalt von Inhalt, Häusern, Gruppen und Publikum wird durch die neue städtische Förderung beschnitten, sondern es wird auch die Entwicklung der ganzen Theaterlandschaft erheblich erschwert, bis verhindert.

Was könnten mögliche Konsequenzen darauf sein?

Bei der nächsten Subventionsvergabe wird wohl wieder ein Theater gestrichen werden, denn dies ist das Prinzip des neuen Fördermodells – der Wettbewerb an sich. Aber darf man Kunst überhaupt in einen existentiellen Wettbewerb schicken? In Zukunft wird jede Weiterentwicklung eines Hauses nur auf Kosten eines anderen Theaters möglich sein. Das soll Fortschritt und Innovation sein? Nicht nur die Vielfalt von Inhalt, Häusern, Gruppen und Publikum wird durch die neue städtische Förderung beschnitten, sondern es wird auch die Entwicklung der ganzen Theaterlandschaft erheblich erschwert, bis verhindert.

Die positive Energie, die dieses aussergewöhnliche Theater besitzt, ist einmalig. Dieser mauersteinige Keller hat uns, und vielen anderen, so viel gegeben, jetzt ist es an der Zeit, ihm etwas zurückzugeben.

Wie sieht die mögliche Zukunftsplanung aus und/oder was sind Lösungsansätze für die bestehende Problematik?

Ich denke, (auch wenn ich jetzt nur für den Keller62 spreche, weil die Situation im STOK noch viel komplizierter ist,) der Keller62 wird auch diese Katastrophe umschiffen und oder lösen können. Die positive Energie, die dieses aussergewöhnliche Theater besitzt, ist einmalig. Dieser mauersteinige Keller hat uns, und vielen anderen, so viel gegeben, jetzt ist es an der Zeit, ihm etwas zurückzugeben. Wir kämpfen, damit er am Leben bleibt! Auch weil so viel daran hängt. Nicht nur Einzelschicksale mit Kindern und Familien, sondern auch ganze Entwicklungen. Es ist klar, ein Theater ohne eine Subvention zu betreiben ist praktisch unmöglich. Aber wir werden versuchen, auch mit der Stadt Zürich, eine andere, oder neue Lösung zu finden. Und wir werden sofort mit dem Aufbau einer Lobby beginnen. Diese beiden Theater müssen erhalten bleiben, da sind wir uns ja mit der Jury einig. Auch die enorme Solidarität ist gut spürbar. Und wird immer stärker. Gleich nach der Bekanntmachung haben sich die ersten Menschen gemeldet, die uns helfen wollen. Leider war bisher kein Grossgönner dabei – dann wären wir unabhängig.

Was ist sonst noch geplant im Rahmen aktivistischer Arbeit?

Wir werden zudem eine Kampagne starten. Und in neue Richtungen denken, beispielsweise die Grossen für die Kleinen begeistern. Neue Szenarien entwickeln. Aber selbst dann wird es knapp, eine echte Zukunft ohne Subvention ist kaum möglich. Kein Theater der Welt kann das stemmen. Aber eine Subvention ist relativ. Wir sprechen da von etwa 300 Subventionsfranken pro Vorstellung, mit denen die beiden Kleinstbühnen im Schnitt und pro Vorstellung von der Stadt bisher unterstützt wurden. Für den Vergleich, beim grössten Zürcher Theater sind es etwa 78 000.- Franken und bei den übrigen kleinen Häusern beträgt dieser Mittelwert etwa 3 500.- Subventionsfranken pro Vorstellung. Wo ist die Logik? Der Keller62 und das STOK bekommen im Schnitt 300 Subventionsfranken pro Vorstellung. Die Stadt Zürich möchte nun dieses Geld für sich gewinnen. Und verliert dabei so viel.

Also lautet mein Wunsch an die Politik, bitte züchten sie keine kulturellen Hochleistungsbetriebe, die einander immer ähnlicher werden. Richten sie Ihren Blick nicht nur an die Spitze und ihre Topleistungen, folgen Sie nicht nur dem Glanz. Jede Pyramide braucht ein gutes Fundament. Unterstützen sie die Basis, die kleinen und kleinsten Spielorte der Kunst, des Theaters. Denn sie sind es, die Ihnen aus tiefster Überzeugung die späteren Erfolge bringen, die nach ganz Europa strahlen.

Wie sehen eure Wünsche seitens Politik aus?

Die Kreativität, aber auch die Leistung, entsteht an der Basis. Also lautet mein Wunsch an die Politik, bitte züchten sie keine kulturellen Hochleistungsbetriebe, die einander immer ähnlicher werden. Richten sie Ihren Blick nicht nur an die Spitze und ihre Topleistungen, folgen Sie nicht nur dem Glanz. Jede Pyramide braucht ein gutes Fundament. Unterstützen sie die Basis, die kleinen und kleinsten Spielorte der Kunst, des Theaters. Denn sie sind es, die Ihnen aus tiefster Überzeugung die späteren Erfolge bringen, die nach ganz Europa strahlen. Viel Mondänes und Übersattes zeigt Zürich der Welt – aber sind es nicht Orte wie der Keller62, die den wahren Zauber dieser Stadt ausmachen? Schenken Sie dem Keller62 und dem Theater STOK Ihr Herz.

Die Stadt Zürich spart durch die Streichung der beiden Subventionen Sfr. 83 500.- jährlich ein und verzichtet dafür auf zwei dringend benötigte, etablierte Spielorte mit durchschnittlichen 279 Vorstellungen und 86 Produktionen pro Jahr. Die Vorstellungen im Keller62 und im Theater STOK werden von der Stadt Zürich zusammengerechnet mit Sfr. 299 pro Vorstellung subventioniert. Durchschnittlich werden die übrigen Zürcher Kleintheater mit Sfr. 3 476.- pro Vorstellung subventioniert, das Schauspielhaus mit Sfr. 78 000. (Quelle hier)

Theater Keller62 

  • Seit 1999 fanden hier 1086 Produktionen mit 2890 Vorstellungen statt.
  • Das sind im Schnitt 45 Produktionen und 121 Vorstellungen pro Jahr.
  • Weiter veranstaltete Keller62 zusätzlich an die 35 Workshops. Sie wurden von über 220 Menschen in insgesamt 26 400 Stunden besucht.
  • Der interne Proberaum wird kostengünstig der Freien Szene zur Verfügung gestellt.
  • Der Keller62 hat eine Selbstfinanzierungsquote von über 70%. Die Auslastung beträgt 71,3 %.
  • Jährliche Gesamteinnahmen/Ausgaben Verein Keller62: ca. Sfr. 180 000.-
  • Das Theater wird mit einem städtischen Beitrag von Sfr. 50 000.- unterstützt.

Theater STOK

  • In den letzten 10 Jahren fanden hier 403 Produktionen mit 1584 Vorstellungen statt.
  • Das sind im Schnitt 40 Produktionen und 158 Vorstellungen pro Jahr.
  • Das Theater STOK hat eine Selbstfinanzierungsquote von über 75%. Die Auslastung beträgt 75,0 %.
  • Jährliche Gesamteinnahmen/Ausgaben Verein STOK: ca. Sfr. 180 000.-
  • Das Theater wird mit einem städtischen Beitrag von Sfr. 33 500.- unterstützt (exkl. Miete)

 

Neues im April

Exklusiv für SzeneSchweiz-Mitglieder – Akkreditierung Videoex Festival vom 25. Mai bis 4. Juni 2023

Das Experimantalfilm- und Videofestival VIDEOEX lädt zum 25. Mal nach Zürich an die Kanonengasse ein. Seit 1998 ist Videoex das einzige Festival in der Schweiz, das sich explizit dem experimentellen Film- und Videoschaffen widmet und dieses in einem kinematografischen Rahmen präsentiert.Mitglieder von SzeneSchweiz erhalten bei der Akkreditierung eine grosszügige Reduktion: Anstatt CHF 80 kostet der Festivalpass (inkl. Katalog) CHF 15.Hier gehts zur Akkreditierung.

Wichtig:

  • Im Anmeldeformular die Rubrik „Verbände / Professionals“ auswählen.
  • Sich als Professional registrieren und den Verband SzeneSchweiz vermerken.
  • Der Preis von 15 CHF wird direkt beim Abholen des Festivalpasses am Infodesk während des Festivals beglichen.

Mehr Informationen zum Festival unter videoex.ch und auf diesem Flyer.

 


Double: Mentoring & Coaching des Migros-Kulturprozent

Double, die Mentorats- und Coachingplattform des Migros-Kulturprozent, bietet jetzt vier neue Coachings für Theater:

  • Stückentwicklung, Schauspielführung, Rechercheproduktion, Recherchemethoden bei Christoph Frick
  • Strategische Planung, Vernetzung, Dossierarbeit und Projektmanagement (Planung, Budgetierung, Zusammenarbeitsstrukturen) bei Kathrin Walde
  • Kreative Wege: Musik, Video und Performance miteinander verbinden, Grenzen des traditionellen Theaters sprengen bei Ntando Cele
  • Werkzeuge und Methoden, kreative Unterstützung, Dokumentation, Feedback bei Guillaume Béguin

Mentees bewerben sich bis 15. Juni 2023 Kontakt bei Fragen: Mirko VaizLeiter Double, Migros-Genossenschafts-Bund, Direktion Gesellschaft & Kultur


Transition-Center SSUDK – Umschulung von Tänzer*innen

Gerne machen wir euch auf die aktuellen Tätigkeiten der Schweizerischen Stiftung für die Umschulung von darstellenden Künstlerinnen und Künstlern (SSUDK) aufmerksam. Die SSUDK wurde 1993 vom Schweizerischen Bühnenkünstlerverband (heute: SzeneSchweiz) gegründet. Das Transition-Center SSUDK unterstützt vor allem Tänzer*innen bei der beruflichen Transition und leistet wertvolle Beratung bei der Umschulung.Veranstaltungshinweis:Am 21. Juni 2023 veranstaltet das Transition Center-SSDUK mit dem Ballett Theater Basel und Richard Wherlock eine Podiumsdiskussion zum Thema „career on the move“  inkl. Apéro im Theater Basel. Ziel des Austausches ist es, in allen Theatern gleichwertige Unterstützungsmöglichkeiten für Tänzer*innen zu schaffen.Uhrzeit: 17:00 bis 18:00 UhrOrt: Foyer Public Theater Basel Für die Teilnahme am Apéro wird um Anmeldung gebeten bis spätestens 14. Juni 2023 an info@ssudk.ch.

Weitere interessante Neuigkeiten zur SSUDK findet ihr auf deren Website.

News aus dem Bundesamt für Kultur

Preisträger*innen Darstellende Künste 2022 vom 19. bis 22. April an der Künstlerbörse in Thun

An der Eröffnung der Schweizer Künstlerbörse am 19. April 2023 zeigt Mike Müller sein Stück «Erbsache». Auch Frida León Beraud präsentiert ihr Schaffen in Thun. Beide wurden im Herbst 2022 mit einem Schweizer Preis Darstellende Künste ausgezeichnet.

Die Schweizer Künstlerbörse ist neben dem Tanzfest und dem Schweizer Theatertreffen Partnerin für die Promotion der Schweizer Preise Darstellende Künste. Herzstück des Eröffnungsabends am Mittwoch, den 19. April, ist der Auftritt des prämierten Schauspielers Mike Müller. Er zeigt sein erfolgreiches Stück «Erbsache – Heinzer gegen Heinzer und Heinzer». In der Komödie treffen sich drei zerstrittene Geschwister wegen einer Erbangelegenheit vor Gericht. Diese und zahlreiche weitere Figuren verkörpert der vielseitige Schauspieler und Autor als virtuose, hochamüsante und absurde One-Man-Show. Frida León Beraud stellt mit ihrer Gruppe DALANG und Co. im Rahmen des Expressformats SPOt. das Stück «sweet&sour» vor, das Sexarbeit und Migration thematisiert. In diesem Doku-Theater lässt sie neben Sexarbeiter*innen und Fachpersonen auch Maria, eine lebensgrosse Puppe sprechen. SPOt. findet am Freitag, 21. April um 14.30 Uhr statt. Alle Infos unter Schweizer Künstlerbörse – Schweizer Künstlerbörse.

Preisträger*innen vom 10. bis 14. Mai am Tanzfest an verschiedenen Orten

Gewinner*innen der Schweizer Preise Darstellende Künste aus dem Tanz zeigen ihre Arbeit schweizweit am Tanzfest. Bei «Dance on tour» dabei sind Marco Berrettini, Yasmine Hugonnet, Susanne Schneider / BewegGrund, Paola Gianoli sowie aus dem Preisjahr 2021 Nicole Seiler.

Das Tanzfest ist seit 2015 Promotionspartner des BAK für die Schweizer Tanzpreise. Preisträger*innen bietet das Tanzfest eine Plattform, um ihre Arbeit einem breiten Publikum zu präsentieren. Zu erleben sind: «iFeel2» von *Melk Prod., ein tänzerisches Duett mit Marco Berrettini (Auszeichnung 2022) und Marie-Caroline Hominal (Tanzpreis 2019). Yasmine Hugonnet zeigt mit «Extensions» ein Landschaftsstück für fünf Tänzer*innen. Im neuen Stück «ume-ume» der inklusiven Gruppe BewegGrund treffen zwei sehr unterschiedliche Männer, Jürg Koch und Lukas Schwander, aufeinander. Paola Gianoli, Tanzveranstalterin aus dem Puschlav, präsentiert die poetische Tanzperformance «Reflex» von Myriam Gurini. Neben diesen Ausgezeichneten aus dem Preisjahr 2022 ist mit Nicole Seiler auch eine Preisträgerin aus dem Jahr 2021 vertreten: von ihr ist «C’est sérieux !» zu sehen, ein Duett, in dem zwei Personen versuchen unter freiem Himmel die Einzigartigkeit des Tanzes zu demonstrieren und zu beschreiben. Informationen zu allen Auftritten in den verschiedenen Regionen unter: Das Tanzfest | Dance on Tour

Träger*innen der Schweizer Preise Darstellende Künste vom 31. Mai bis 4. Juni am 10. Schweizer Theatertreffen in Freiburg

Am 10. Schweizer Theatertreffen sind neben der mit dem Schweizer Grand Prix Darstellende Künste / Hans-Reinhart-Ring 2022 ausgezeichneten Barbara Frey auch Maya Bösch, Ticino is Burning, Mathieu Bertholet und Daniel Hellmann beteiligt.

Das Schweizer Theatertreffen ist der dritte Promotionspartner der vom BAK vergebenen Schweizer Preise Darstellende Künste und lädt prämierte Bühnenschaffende ein. Die Regisseurin und Intendantin Barbara Frey wird am 4. Juni in Freiburg anwesend sein: vormittags nimmt sie am Brunch «Was bin ich wert?» zum Thema Künstler*innengagen teil und um 13 Uhr präsentiert die Schweizerische Gesellschaft für Theaterkultur (SGTK) im Théâtre des Osses den ihr gewidmeten Band der Reihe «MIMOS – Schweizer Jahrbuch Darstellende Künste». Der Mitherausgeber Andreas Klaeui unterhält sich mit Barbara Frey und Judith Gerstenberg, seit 30 Jahren an deren Seite, derzeit als Chefdramaturgin der Ruhrtriennale. Um 14.30 Uhr (sowie am 1.6. um 12.45 Uhr) wird Freys Inszenierung «Automatenbüffet» (eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2021) in einer Aufzeichnung von 3sat gezeigt. Am Programm des Theatertreffens sind ausserdem mit Maya Bösch und den Künstler*innen von Ticino is Burning weitere Preisträger*innen der Schweizer Preise Darstellende Künste 2022 beteiligt. Mathieu Bertholet und Daniel Hellmann, die auch zum Jubiläum des Schweizer Theatertreffen beitragen, wurden in früheren Jahren mit einem Theater- respektive Tanzpreis ausgezeichnet. Einmal mehr dient zudem die diesjährige SHORTLIST des Schweizer Theatertreffens der Eidgenössischen Jury für Theater als Grundlage für die Wahl des Preises «Schweizer Theaterproduktion», mit dem sie jeweils eine bemerkenswerte Theaterproduktion des vergangenen Jahres auszeichnet. Alle Infos unter: www.schweizertheatertreffen.ch

MIMOS – Schweizer Jahrbuch Darstellende Künste 2022

Zum 10. Schweizer Theatertreffen erscheint der neue MIMOS-Band zu Barbara Frey, ausgezeichnet mit dem Schweizer Grand Prix Darstellende Künste / Hans-Reinhart-Ring 2022.

In Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur (SGTK) erscheint jährlich zur höchsten Auszeichnung der Schweizer Preise Darstellende Künste eine mehrsprachige Publikation. Der aktuelle Band der neuen Reihe «MIMOS – Schweizer Jahrbuch Darstellende Künste» ist Barbara Frey gewidmet. Das vom Studio Adeline Mollard gestaltete Buch wird von Paola Gilardi, Anne Fournier und Andreas Klaeui herausgegeben. Es versammelt u.a. ein Gespräch mit Barbara Frey und dem Autor und langjährigen Wegbegleiter Lukas Bärfuss, eine Bilanz ihrer zehnjährigen Intendanz am Schauspielhaus Zürich sowie Analysen ausgewählter Regiearbeiten von Barbara Frey, darunter «Automatenbüffet» (2020 am Burgtheater Wien inszeniert und zum Berliner Theatertreffen 2021 eingeladen). Auch Wegbegleiter*innen gewähren in ihren Beiträgen Einblicke in Barbara Freys Arbeitsweise, die geprägt ist von ihrer Überzeugung, dass Theater nur als Gemeinschaftskunst funktioniert. Das Buch kann an der Vernissage zum Vorzugspreis von CHF 25 erworben werden. Weitere Informationen unter: www.schweizertheatertreffen.ch Informationen zur gesamten MIMOS-Reihe und Gratis-Downloads vergangener Ausgaben beim Verlag Peter Lang unter: Peter Lang Verlag | MIMOS – Schweizer Jahrbuch Darstellende Künste

Save the Date – Verleihung Schweizer Preise Darstellende Künste 2023

Die nächste Verleihung der Schweizer Preise Darstellende Künste findet am 6. Oktober 2023 im LAC im Rahmen des FIT Festival Internazionale del Teatro in Lugano statt. Kommuniziert werden die Preise vom Bundesamt für Kultur am 31. August.

Nach den beiden ersten Verleihungen der Schweizer Preise Darstellende Künste in neuen Theatern: 2021 im Théâtre du Jura in Delémont und 2022 im Neubau des Théâtre de Carouge, wandern die Preise 2023 ins Tessin. Am Ende des FIT Festival werden die Preise im LAC in Lugano verliehen. Dort war das BAK bereits 2017 für die Verleihung der Schweizer Theaterpreise im Rahmen des Schweizer Theatertreffens zu Gast. Der Anlass wird wie in den vergangenen Jahren auch gestreamt und als Video on Demand anschliessend zur Verfügung stehen. Informationen zu den Preisen und der letztjährigen Verleihung unter: Informationen. Kurzversionen der beiden letzten Preisverleihungen, die gesamten Aufzeichnungen sowie die Videoporträts aller Preisträger:innen sind im YouTube-Kanal der Preise versammelt: swissperformingartsawards – YouTube

Kulturerbe Darstellende Künste – fünf ausgewählte Projekte 2023

Aus 15 Eingaben im Herbst 2022 wurden fünf Projekte zur Unterstützung ausgewählt: «Premiers théâtres suisses», «Les souffleurs de temps», Oskar Eberle (1902-1956), «Choreographers at Work!», Festival «kulturerbe tanz!».

Unter dem Titel «Premiers théâtres suisses» widmet sich eine Tagung am 14./15. September 2023 an der Universität Lausanne dem frühen Theaterschaffen aus allen Sprachregionen der Schweiz von 1450 bis 1650. Die «Souffleurs de temps» flüstern uns ähnlich den Souffleusen im Theater vergessene Archivgeschichten zu: Dokumente und Objekte aus den Sammlungen der Stiftung SAPA, Schweizer Archiv der Darstellenden Künste, erzählen ihre Geschichte. Oskar Eberle (1902-1956) war Theaterwissenschaftler, Regisseur und Promotor einer Professionalisierung des Theaterwesens in der Schweiz im 20. Jahrhundert. Eine auf Forschungsergebnissen basierende Wanderausstellung wird nach der Eröffnung am 18. August 2023 in Schwyz an wichtigen Orten seines Wirkens gezeigt. Die Dokumentarfilm-Serie «Choreographers at Work!» widmet sich Arbeitsweisen im zeitgenössischen Tanz. Acht Porträts wurden bereits mit der Unterstützung des BAK realisiert. Nun folgen weitere Filmporträts, die auf der eigenen Website, auf Festivals und an Hochschulen präsentiert werden. kulturerbe, tanz! möchte die lebendige Pflege und Auseinandersetzung mit dem Kulturerbe Tanz der Schweiz stärken. Die dritte Edition des Festivals findet vom 9. bis 11. Juni im Théâtre du Jura in Delémont statt. Detaillierte Infos zu allen Projekten unter: Kulturerbe Darstellende Künste.

Nächste Ausschreibungen Schweizer Preise Darstellende Künste

Die nächsten Anmeldungen zum «June Johnson Newcomer Prize», zur Tanzproduktion 2023 und zum Kulturerbe Darstellende Künste können vom 26. September bis zum 24. Oktober auf der Förderplattform (FPF) des BAK eingereicht werden.

In Partnerschaft mit dem Bundesamt für Kultur vergibt die Stanley Thomas Johnson Stiftung jährlich einen Preis für innovatives junges Schweizer Kulturschaffen in den darstellenden Künsten. Basis für diesen mit 25’000 Franken dotierten Preis ist ein Wettbewerb, an dem Schweizer*innen oder in der Schweiz wohnhafte Kulturschaffende teilnehmen können. Auch zum Kulturerbe der Darstellenden Künste können Projekte wie Wiederaufnahmen von Werken, historische Themen zu den darstellenden Künsten (Zeiträume, Orte, Künstlerpersönlichkeiten) in verschiedensten dokumentarischen oder künstlerischen Formaten eingereicht werden. Ein dritter Wettbewerb widmet sich dem Tanzschaffen. Für den Preis «Tanzproduktion 2023» können Premieren, die im Kalenderjahr 2023 stattgefunden haben, angemeldet werden. Informationen zu den Preisen und Ausschreibungen finden sich auf der Website des BAK unter Schweizer Preise Darstellende Künste, Eingaben erfolgen über die Förderplattform des Bundesamts für Kultur vom 26. September bis zum 24. Oktober 2023 unter laufende Ausschreibungen

SzeneSchweiz: Dance Passport und Weiterbildungsangebote (Workshops)

Im Rahmen von Dance Passport unterstützt SzeneSchweiz Tänzerinnen und Tänzer aus dem Ausland, die für kurzzeitige Engagements in der Schweiz sind. SzeneSchweiz beantwortet unter anderem Fragen zu Gagen, Arbeitsverträgen, Arbeitsbedingungen und Versicherungen. Für Mitglieder, die für kurze Zeit im Ausland engagiert sind, gilt umgekehrt dasselbe Angebot: Sie können bei Fragen die lokalen Künstlerverbände in Europa kontaktieren. Die häufigsten Fragen (FAQ) werden auf der interaktiven Europakarte von Dance Passport beantwortet.

„Ziel des Tanzpasses ist es, eine Quelle der Unterstützung für professionelle Tänzer im Zusammenhang mit der Mobilität zu sein. Er ist ein gewerkschaftliches Solidaritätsnetz für Tänzer im Ausland. Tänzerinnen und Tänzer, die in ihrem Heimatland Mitglied einer Gewerkschaft sind, können während eines kurzen Arbeitsaufenthalts in einem europäischen Land, in dem es eine teilnehmende Gewerkschaft gibt, die Unterstützung und die Dienste der örtlichen Gewerkschaft in Anspruch nehmen.“

Hier geht es zu den Angeboten des Dance Passports.


Weiterbildungsangebote für Mitglieder

SzeneSchweiz unterstützt Ihre Weiterbildung mit folgenden Angeboten:

CHF 100: Individuelle Weiterbildung für Mitglieder, sofern sie einen beruflichen Hintergrund hat. Eine entsprechende Bestätigung muss eingesendet werden. Diese Unterstützung ist einmalig und kann nicht mit anderen Angeboten (Kulturmarkt und Gesang) kumuliert werden.

CHF 200: Stay tuned – Coaching in Kooperation mit dem Kulturmarkt

Ein neues Angebot für alle festangestellten und freischaffenden SzeneSchweiz-Mitglieder, die NICHT beim RAV angemeldet sind. Diese Angebot richtet sich an Mitglieder pro Jahr für ein individuelles Coaching beim Kulturmarkt. Diese Unterstützung ist einmalig und kann nicht mit anderen Angeboten (individuelle Weiterbildung und Gesang) kumuliert werden.

CHF 200: Training mit KorrepetitorInnen pro Mitglied und Jahr – gilt für alle festangestellten und freischaffenden SängerInnen, die NICHT beim RAV angemeldet sind. Sänger*innen haben die vornehme Pflicht, ihre Stimme stets im Training zu halten, ob für das Vorsingen oder für das bevorstehende Engagement: Sechs KorrepetitorInnen stehen in Basel,  St. Gallen und Zürich zur Verfügung (1 Std. zu CHF 80). Für die gebuchten Stunden muss eine Bestätigung eingereicht werden, das Angebot gilt einmalig und kann nicht mit anderen Angeboten kumuliert werden.

I | D Malcantone in Ticino: Opera retablO, Sessa

Deutsche Version weiter unten

Intervista a Ledwina Costantini attrice, regista e fondatrice di Opera retablO, con sede a Sessa (TI).

Blue Sky ha incontrato, per Ensemble-Magazin, gli artisti del Malcantone associati a ScenaSvizzera: Opera retablO di Ledwina Costantini, Salone Piazza Grande di Sandro Schneebeli, Teatro Agorà di Marzio Paioni e Olimpia De Girolamo, Teatro Lo Sgambetto per la direzione di Melanie Häner.

Ledwina, cosa sottende alla poetica del tuo fare arte?

Nella mia vita e nella mia arte cerco di essere il più onesta possibile e le opere nascono di conseguenza: questo è il mio modo di stare al mondo e di capirlo. L’onestà è ciò che mi porta a guardare con attenzione anche al passato; attraverso di esso posso lavorare sul presente e sul futuro e grazie a questa attenzione, nel mio lavoro si manifestano quasi naturalmente ritualità e simboli.

Nelle mie opere accade che io metta in relazione il lato “ombra” – che intrinsecamente contiene anche la luce – e le grandi domande dell’essere umano. Se si nega il lato “ombra” dell’esistenza, si genera un disequilibrio che può portare alla violenza e alla distruzione. Io cerco di far dialogare queste due parti: i miei lavori non sono rassicuranti per il pubblico, sono evocativi.

Nella mia vita e nella mia arte cerco di essere il più onesta possibile e le opere nascono di conseguenza: questo è il mio modo di stare al mondo e di capirlo.

Non seguo le tendenze, il mainstream, e nonostante io dialoghi costantemente con il mondo circostante, sono sempre fuori moda. Per me, l’arte è quello che deve essere in quel preciso momento, in quel preciso posto, con quelle particolari persone. È così che deve essere per me: in un tempo e in uno spazio che permetta all’opera di rivelarsi.

Come crei le tue opere?

Tutto nasce dalle immagini che si creano nella mia mente.  Mi piace molto creare con le mani, costruendo oggetti di scena o installazioni e, al contempo, creo le azioni sceniche, le partiture fisiche e se necessario scrivo il testo. La realizzazione di un’opera necessita di un tempo specifico scandito dalla creatività che oggi è spesso in conflitto con i tempi e gli spazi dettati dalla burocrazia, che diventano sempre più soffocanti. La creazione di un’opera ha bisogno del suo tempo. La creazione, soprattutto oggi, è posta sotto stress da scadenze pressanti e da risorse economiche insufficienti.  Il lavoro va ideato, realizzato, riguardato, disfatto e rifatto, poi compreso e infine restituito al pubblico, con quanta più onestà possibile.

Il lavoro va ideato, realizzato, riguardato, disfatto e rifatto, poi compreso e infine restituito al pubblico, con quanta più onestà possibile.

Cosa ha mosso i tuoi viaggi, le tue formazioni?

Ho sempre viaggiato per lavoro e ho incontrato delle persone che mi hanno fatto conoscere il loro mondo, ma per rispondere a questa domanda devo partire da lontano. Mio padre avrebbe voluto fare il cantante d’Opera ma non ha potuto. Nella mia famiglia l’arte è sempre stata al primo posto, specialmente la musica e in particolare la lirica. L’educazione sentimentale in casa mia passava attraverso la musica, la pittura la letteratura: l’emozione, per me, è profondamente legata all’arte. Alla scuola dell’obbligo ero un disastro. E quindi, mio padre e mia madre, hanno pensato di iscrivermi alla scuola Dimitri, ma ero troppo giovane e non potevo essere ammessa. Sono stata dunque orientata verso il CSIA (Centro Scolastico Industrie Artistiche) di Lugano: è stata una rivelazione, una salvezza dall’habitus che mi portavo addosso. Ho scoperto di essere capace.

L’educazione sentimentale in casa mia passava attraverso la musica, la pittura la letteratura: l’emozione, per me, è profondamente legata all’arte.

In questa scuola c’era una docente di italiano che ci portava sempre a teatro. Una volta sulla bacheca della scuola ho visto un volantino che pubblicizzava un laboratorio di teatro, ho preso coraggio e ci sono andata: per due anni ho seguito i corsi del Teatro delle Radici di Cristina Castrillo (Lugano): da quel momento non ho più lasciato il mondo del teatro. A diciassette anni la compagnia mi ha chiesto di andare in tournée in America Latina e sono partita per tre mesi. Ho lavorato con loro per tanto tempo, poi sono stata in Inghilterra dove ho fatto degli stages come costumista e scenografa. Quando sono tornata, ho lavorato tanti anni con il Trickster Teatro, ora Trickster-P. Ho abitato queste realtà per lungo tempo: esperienze importanti che mi hanno segnato.

I cinesi hanno la particolarità di usare le energie maschili e femminili per la scena e questo aspetto mi avrebbe aiutata nella creazione del mio Re.

Poi sono andata in Cina, dopo aver conosciuto il mio maestro Xu Xuan, per fare uno studio sul mio Riccardo III di Shakespeare. I cinesi hanno la particolarità di usare le energie maschili e femminili per la scena e questo aspetto mi avrebbe aiutata nella creazione del mio Re. Ho studiato all’Opera Nazionale di Pechino per nove mesi e al ritorno ho fondato Opera retablO.

Quando hai fondato Opera retablO? E che significato ha questo nome?

Ho fondato l’associazione Opera retablO a Sessa nel 2008 con i miei genitori, purtroppo deceduti l’anno successivo. Nei loro confronti sento un debito emotivo e un sentimento di gratitudine per avermi indirizzato verso questa via. Dal 2009 abbiamo cambiato l’assetto dell’associazione: la sede è sempre a Sessa, dove si trova la nostra sala, che è il luogo – prezioso, quasi sacro – in cui si crea, e con l’andar del tempo abbiamo costruito una rete di collaborazioni a livello regionale, nazionale e internazionale; sono numerosi le artiste e gli artisti che partecipano ai nostri progetti.

Ho fondato l’associazione Opera retablO a Sessa nel 2008 con i miei genitori, purtroppo deceduti l’anno successivo. Nei loro confronti sento un debito emotivo e un sentimento di gratitudine per avermi indirizzato verso questa via.

Il nome dell’associazione arriva da retro tabula altaris, le pale d’altare europee che narrano con immagini dipinte o scolpite delle vicende religiose. Viaggiando in America del Sud ho scoperto la loro versione popolare, i retablos. Sono “scatole” di dimensioni variabili, con due ante che si aprono. Dentro ci sono tutte delle figurine colorate con scene di vita contadina. Questa idea mi è piaciuta e, visto che costruisco tanto, ho iniziato a realizzarne di miei. Essi rappresentano sia dei materiali di studio di un progetto, che scene vere e proprie degli spettacoli di Opera retablO. Opera arriva dall’Opera di Pechino, il teatro tradizionale cinese da cui ho ricevuto molto. Infine mi piacevano le due parole e come esse risuonano. Uno legge Opera retablO e si chiede: ma cosa vuol dire?

I lavori di Ledwina Costantini e le attività di Opera retablO si possono seguire qui:

Sito web

Trailer spettacoli

E-Mail: operaretablo@gmail.com


Interview mit Ledwina Costantini, Schauspielerin und Regisseurin und Gründerin von Opera retablO mit Sitz in Sessa (TI).

Blue Sky traf für das Ensemble-Magazin aus dem Künstler Malcantone im Tessin, die Mitglieder von SzeneSchweiz  sind: darunter die Insitutionen Opera retablO von Ledwina Costantini, Salone Piazza Grande von Sandro Schneebeli, Teatro Agorà von Marzio Paioni und Olimpia De Girolamo, Teatro Lo Sgambetto unter der Leitung von Melanie Häner.

Ledwina, was liegt der Poetik deines Kunstschaffens zugrunde?

In meinem Leben und in meiner Kunst versuche ich, so ehrlich wie möglich zu sein, folglich entstehen die Werke daraus: das ist meine Art, in der Welt zu sein und sie zu verstehen. Ehrlichkeit ist es, was mich dazu bringt, auch die Vergangenheit sorgfältig zu betrachten; dadurch kann ich an der Gegenwart und Zukunft arbeiten und dank dieser Sorgfalt erscheinen Rituale und Symbole fast selbstverständlich in meiner Arbeit.

In meinen Arbeiten kommt es vor, dass ich die „Schattenseite“ – die an sich auch Licht enthält – und die großen Fragen des Menschen in Beziehung bringe. Wird die „Schattenseite“ der Existenz geleugnet, entsteht ein Ungleichgewicht, das zu Gewalt und Zerstörung führen kann. Ich versuche, diese beiden Teile zum Dialog zu bringen: Meine Arbeiten sind für die Öffentlichkeit nicht beruhigend, sie sind bewegend.

In meinem Leben und in meiner Kunst versuche ich, so ehrlich wie möglich zu sein, folglich entstehen die Werke daraus: das ist meine Art, in der Welt zu sein und sie zu verstehen.

Ich folge keinen Trends, dem Mainstream , und obwohl ich ständig mit der Welt um mich herum spreche, bin ich immer aus der Mode. Kunst ist für mich das, was sie in genau diesem Moment, an genau diesem Ort, mit diesen bestimmten Menschen sein muss. So soll es für mich sein: in einer Zeit und einem Raum, die es dem Werk erlauben, sich zu offenbaren.

Wie entstehen deine Werke?

Alles kommt von den Bildern, die in meinem Kopf entstehen. Ich gestalte sehr gerne mit meinen Händen, baue Requisiten oder Installationen und gleichzeitig erstelle ich die szenischen Aktionen, die physischen Partituren und schreibe bei Bedarf den Text. Die Entstehung eines Werkes erfordert eine bestimmte Zeit geprägt von Kreativität, die heute oft im Widerspruch steht zu den von der Bürokratie diktierten immer erstickender werdenden Zeiten. Ein Werk zu schaffen braucht seine Zeit. In der heutigen Zeit wird die Entstehung eines Werkes durch dringende Fristen und unzureichende finanzielle Mittel unter Druck gesetzt. Die Arbeit muss konzipiert, geschaffen, betrachtet, rückgängig gemacht und neu gemacht, dann verstanden und schließlich der Öffentlichkeit so ehrlich wie möglich zurückgegeben werden.

Die Arbeit muss konzipiert, geschaffen, betrachtet, rückgängig gemacht und neu gemacht, dann verstanden und schließlich der Öffentlichkeit so ehrlich wie möglich zurückgegeben werden.

Was hat deine Reisen, deine Ausbildungen bewegt?

Ich bin schon immer beruflich gereist und habe Menschen getroffen, die mich in ihre Welt eingeführt haben, aber um diese Frage zu beantworten, muss ich  weiter  zurückgehen. Mein Vater wollte Opernsänger werden, konnte es aber nicht. In meiner Familie stand die Kunst immer an erster Stelle, vor allem die Musik und insbesonders die Oper. Die emotionale Bildung in meinem Haus entstand durch Musik, Malerei und Literatur: Emotion ist für mich eng mit Kunst verbunden. In der Pflichtschule war ich eine Katastrophe. Und deshalb dachten mein Vater und meine Mutter daran, mich in der Dimitri Schule anzumelden, aber ich war zu jung und konnte nicht aufgenommen werden. Ich habe mich also am CSIA (Centro Scolastico Industrie Artistiche) in Lugano eingeschrieben: Es war eine Offenbarung, eine Erlösung aus dem Habitus , den ich in mir trug. Ich habe entdeckt, dass ich Fähigkeiten habe.

Die emotionale Bildung in meinem Haus entstand durch Musik, Malerei und Literatur: Emotion ist für mich eng mit Kunst verbunden.

In dieser Schule gab es einen Italienischlehrer, der uns immer ins Theater mitgenommen hat. Als ich am Schwarzen Brett der Schule einen Flyer sah, der für einen Theaterworkshop warb, fasste ich Mut und ging dorthin: Zwei Jahre lang besuchte ich die Kurse des Teatro delle Radici von Cristina Castrillo (Lugano): Von diesem Moment an verließ ich die Welt des Theaters nicht mehr. Als ich siebzehn war, hat mich das Ensemble gefragt, mit ihnen durch Lateinamerika zu touren, und ich ging für drei Monate. Ich habe lange mit ihnen gearbeitet, dann bin ich nach England gegangen, wo ich einige Praktika als Kostümbildnerin und Bühnenbildnerin gemacht habe. Als ich zurückkam, arbeitete ich viele Jahre mit Trickster Teatro, jetzt Trickster-P. Ich habe lange in diesen Realitäten gelebt: wichtige Erfahrungen, die mich geprägt haben.

Die Chinesen haben die Besonderheit, männliche und weibliche Energien für die Bühne einzusetzen, und dieser Aspekt hatte mir bei der Erschaffung meines Königs geholfen.

Dann ging ich nach China, nachdem ich meinen Meister Xu Xuan getroffen hatte, um eine Studie über meinen Richard III. von Shakespeare zu machen. Die Chinesen haben die Besonderheit, männliche und weibliche Energien für die Bühne einzusetzen, und dieser Aspekt hatte mir bei der Erschaffung meines Königs geholfen. Ich studierte neun Monate an der National Opera in Peking und gründete nach meiner Rückkehr Opera retablO.

Wann hast  du  Opera retablO gegründet? Und was bedeutet dieser Name?

Opera retablO habe ich 2008 in Sessa mit meinen Eltern gegründet, die leider im folgenden Jahr verstarben. Ich fühle mich ihnen gegenüber emotional verpflichtet und bin dankbar dafür, dass sie mich auf diesen Weg geführt haben. Seit 2009 haben wir die Struktur des Vereins geändert: Der Hauptsitz befindet sich immer noch in Sessa, wo sich unser Saal befindet, das ist der Ort – kostbar, fast heilig – an dem wir erschaffen, und im Laufe der Zeit haben wir ein Netzwerk von Kooperationen aufgebaut auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene; es gibt zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, die sich an unseren Projekten beteiligen.

Opera retablO habe ich 2008 in Sessa mit meinen Eltern gegründet, die leider im folgenden Jahr verstarben. Ich fühle mich ihnen gegenüber emotional verpflichtet und bin dankbar dafür, dass sie mich auf diesen Weg geführt haben.

Der Name des Vereins stammt von Retro tabula altaris, den europäischen Altarbildern, die religiöse Ereignisse mit gemalten oder geschnitzten Bildern erzählen. Auf Reisen in Südamerika entdeckte ich ihre beliebte Version, die Retablos . Es sind „Boxen“ mit variablen Abmessungen und zwei zu öffnenden Türen. Im Inneren befinden sich  farbige Figuren mit Szenen aus dem bäuerlichen Leben. Mir gefiel diese Idee und da ich viel baue, fing ich an, meine eigenen zu machen. Sie repräsentieren sowohl Studienmaterial für ein Projekt als auch aktuelle Szenen aus Aufführungen von Opera RetablO. Opera kommt von der Peking-Oper, dem traditionellen chinesischen Theater, von dem ich viel erhalten habe. Schließlich mochte ich die beiden Wörter und  ihren Klang. Man liest Opera retablO und fragt sich: Was bedeutet das?

Die Werke von Ledwina Costantini und die Aktivitäten von Opera retablO können hier verfolgt werden:

Website

Trailer

E-Mail: operatablo@gmail.com

La Sélection suisse en Avignon – regard de la nouvelle directrice

Deutsche Version weiter unten

Depuis 2016, Corodis et Pro Helvetia accompagnent chaque année la lection suisse en Avignon qui propose un choix de productions helvétiques dans le cadre du Festival OFF.

Interview – Viviane Bonelli

Depuis septembre, la nouvelle directrice Esther Welger-Barboza navigue entre la France et la Suisse afin de livrer cette année un programme original pour séduire les programmateurs internationaux et offrir ainsi aux pièces sélectionnées une belle visibilité.

Avant de succéder à Laurence Perez, Esther Welger-Barboza, était conseillère à la programmation et directrice de production et de diffusion au Centre Dramatique National de Montreuil et avait déjà l’habitude de sillonner les pays à la recherche de spectacles. Passionnée, souriante et enjouée elle nous livre ici ses premières impressions pour ce nouveau challenge. Son travail consiste à partir d’un spectacle et d’évaluer quel théâtre ou quel espace lui conviendra le mieux afin qu’il puisse se démarquer.

Comment s’est passé cette première année comme directrice et avez-vous eu des doutes quant à vos choix ou est-ce que les spectacles choisis ont été une évidence?

C’était un challenge de démarrer en septembre pour un festival qui a lieu en juillet, car à la fin janvier il fallait déjà avoir fait la sélection. J’ai, pour cela, sillonné la Suisse en train. Je trouve d’ailleurs formidable qu’en quelques heures, je puisse passer de Paris à Genève, puis Bâle ou encore la suisse italienne. Même si la programmation est faite pour cette année, la sélection se poursuit et je ne cesse d’aller voir des spectacles et souhaite encore mieux connaître la Suisse et ses différentes parties culturelles et linguistiques.

Il y a plusieurs critères évidemment, mais c’est aussi bien sûr, mon regard, une émotion, un ressenti, une alchimie.

Esther Welger-Barboza

Quel a été votre critère principal lors de vos choix?

Je m’inscris dans la continuité des précédentes années et du travail formidable qui a été fait par l’ancienne directrice, Laurence Perez. Il y a plusieurs critères évidemment, mais c’est aussi bien sûr, mon regard, une émotion, un ressenti, une alchimie. Ce sont avant tout des créations contemporaines qui cadre dans le contexte avignonais, des spectacles pluridisciplinaires ou encore des performances. Il y a plus de 1500 spectacles le temps du festival ce qui nous oblige à nous questionner, à savoir: qu’est-ce qui va faire qu’un programmateur français va vouloir programmer ce spectacle suisse plutôt qu’un spectacle français. Il est important de s’inscrire dans ce contexte particulier du off: des conditions techniques contraintes ainsi qu’une économie qui ne permet pas d’accueillir des grandes formes.

Il y a plus de 1500 spectacles le temps du festival ce qui nous oblige à nous questionner, à savoir: qu’est-ce qui va faire qu’un programmateur français va vouloir programmer ce spectacle suisse plutôt qu’un spectacle français.

Est-ce que les pièces sélectionnées par la Sélection suisse en Avignon ont plus d’avenir que les autres spectacles et si oui comment et pourquoi ?

Tous les spectacles ne vont pas tourner forcément plus car c’est un pari à chaque fois. La sélection propose un accompagnement spécifique pour chacune des compagnies, notamment pour la diffusion et prend tout en charge: la location des créneaux des théâtres, l’éventuel transport des décors, les cachets, les hébergements ainsi que les défraiements. Cela demande une coordination et une harmonisation à l’année et pour ce faire hormis mon poste, une administratrice travaille avec moi. A l’approche du festival un directeur technique, un responsable de diffusion, une personne en charge de la stratégie et une attachée de presse collaborent avec nous. Nous travaillons ensemble pour que les spectacles aient un maximum de visibilité et pour leur assurer ainsi un suivi une fois le festival terminé.

Conçu et co-financé par Pro Helvetia et Corodis, l’objectif de la Sélection suisse en Avignon est la promotion de la création suisse contemporaine au cœur du festival d’Avignon.

Quel est l’objectif de la Sélection Suisse en Avignon?

Conçu et co-financé par Pro Helvetia et Corodis, l’objectif de la Sélection suisse en Avignon est la promotion de la création suisse contemporaine au cœur du festival d’Avignon. La cérémonie d’ouverture est très importante pour nous car c’est à ce moment-là que nous pouvons inviter les artistes, les programmateurs ou encore la presse. Et pour les artistes le fait d’être vu à Avignon leur permet une visibilité en France mais également en Suisse, sur leur territoire.

Quand sera annoncé la nouvelle sélection 2023?

La sortie est prévue début avril et toutes les informations seront visibles sur notre site. Il est actuellement en développement car nous travaillons entre autre à y créer un espace pour les artistes où l’on pourra retrouver des informations qui concernent leurs compagnies et donner ainsi la possibilité de découvrir leur répertoire, notion qui m’importe beaucoup. Nous nous réjouissons de ce festival 2023 qui s’annonce riche.


La Sélection suisse in Avignon – Blick der neuen Direktorin

Seit 2016 begleiten Corodis und Pro Helvetia jedes Jahr die Sélection suisse en Avignon, die im Rahmen des Festivals OFF eine Auswahl an Schweizer Produktionen vorstellt.

Seit September navigiert die neue Direktorin Esther Welger-Barboza zwischen Frankreich und der Schweiz, um dieses Jahr ein originelles Programm zu liefern, das die internationalen Programmgestalter ansprechen und den ausgewählten Stücken so eine gute Sichtbarkeit verschaffen soll.

Bevor Esther Welger-Barboza die Nachfolge von Laurence Perez antrat, war sie Programmberaterin und Produktions- und Vertriebsleiterin am Centre Dramatique National de Montreuil und hatte bereits Erfahrung darin, Länder auf der Suche nach Aufführungen zu durchqueren. Leidenschaftlich, lächelnd und verspielt schildert sie uns hier ihre ersten Eindrücke von dieser neuen Herausforderung. Ihre Arbeit besteht darin, von einer Aufführung auszugehen und zu beurteilen, welches Theater oder welcher Raum ihr am besten entspricht, damit sie sich von der Masse abheben kann.

Wie war Ihr erstes Jahr als Direktorin und hatten Sie Zweifel an Ihren Entscheidungen oder waren die ausgewählten Aufführungen eine Selbstverständlichkeit?

Es war eine Herausforderung, im September mit einem Festival zu beginnen, das im Juli stattfindet, denn Ende Januar musste man bereits die Auswahl getroffen haben. Dafür bin ich mit dem Zug durch die Schweiz gereist. Ich finde es übrigens großartig, dass ich in wenigen Stunden von Paris nach Genf, dann nach Basel oder auch in die italienische Schweiz reisen kann. Auch wenn das Programm für dieses Jahr schon feststeht, geht die Auswahl weiter und ich besuche immer wieder Aufführungen und möchte die Schweiz und ihre verschiedenen kulturellen und sprachlichen Teile noch besser kennenlernen.

Es gibt natürlich mehrere Kriterien, aber es ist natürlich auch mein Blick, eine Emotion, eine Empfindung, eine Alchemie.

Esther Welger-Barboza

Was war Ihr Hauptkriterium bei der Auswahl?

Ich knüpfe an die vorangegangenen Jahre und die großartige Arbeit an, die die frühere Direktorin Laurence Perez geleistet hat. Es gibt natürlich mehrere Kriterien, aber es ist natürlich auch mein Blick, eine Emotion, eine Empfindung, eine Alchemie. Es handelt sich vor allem um zeitgenössische Kreationen, die in den Kontext von Avignon passen, um multidisziplinäre Aufführungen oder auch um Performances. Während des Festivals gibt es mehr als 1500 Aufführungen, was uns dazu zwingt, uns zu fragen: Was wird einen französischen Programmgestalter dazu bringen, diese Schweizer Aufführung eher zu programmieren als eine französische? Es ist wichtig, sich in diesen besonderen Kontext des Off einzufügen: eingeschränkte technische Bedingungen sowie eine Wirtschaft, die es nicht erlaubt, große Formen zu empfangen.

Während des Festivals gibt es mehr als 1500 Aufführungen, was uns dazu zwingt, uns zu fragen: Was wird einen französischen Programmgestalter dazu bringen, diese Schweizer Aufführung eher zu programmieren als eine französische?

Haben die von der Schweizer Auswahl in Avignon ausgewählten Stücke eine größere Zukunft als andere Aufführungen und wenn ja, wie und warum?

Nicht alle Stücke werden zwangsläufig öfter touren, denn es ist jedes Mal eine Art Wette. Die Auswahl bietet eine spezifische Begleitung für jede Kompanie, insbesondere für die Verbreitung, und übernimmt alles: die Miete der Theater-Slots, den eventuellen Transport der Kulissen, die Gagen, die Unterkünfte sowie die Aufwandsentschädigungen. Dies erfordert eine ganzjährige Koordination und Abstimmung, und zu diesem Zweck arbeitet neben meinem Posten auch eine Verwaltungsangestellte mit mir zusammen. Im Vorfeld des Festivals arbeiten ein technischer Leiter, ein Vertriebsleiter, ein Strategiebeauftragter und ein Pressebeauftragter mit uns zusammen. Wir arbeiten zusammen, um die Aufführungen so weit wie möglich sichtbar zu machen und sie nach dem Ende des Festivals weiter zu betreuen.

Das Ziel der von Pro Helvetia und Corodis konzipierten und mitfinanzierten Sélection Suisse en Avignon ist die Förderung des zeitgenössischen Schweizer Kunstschaffens im Herzen des Festivals von Avignon.

Was ist das Ziel der Schweizer Auswahl in Avignon?

Das Ziel der von Pro Helvetia und Corodis konzipierten und mitfinanzierten Sélection Suisse en Avignon ist die Förderung des zeitgenössischen Schweizer Kunstschaffens im Herzen des Festivals von Avignon. Die Eröffnungszeremonie ist für uns sehr wichtig, da wir zu diesem Zeitpunkt die Künstler, die Programmgestalter oder auch die Presse einladen können. Und für die Künstlerinnen und Künstler bedeutet die Tatsache, dass sie in Avignon gesehen werden, dass sie in Frankreich, aber auch in der Schweiz, in ihrem eigenen Land, sichtbar werden.

Wann wird die neue Auswahl 2023 bekannt gegeben?

Die Veröffentlichung ist für Anfang April geplant und alle Informationen werden auf unserer Website zu sehen sein. Sie befindet sich derzeit in der Entwicklung, da wir unter anderem daran arbeiten, dort einen Bereich für Künstler zu schaffen, in dem man Informationen über ihre Kompanien finden kann und so die Möglichkeit hat, ihr Repertoire zu entdecken, was mir sehr wichtig ist. Wir freuen uns auf das Festival 2023, das viel zu bieten hat.

D | F | I Intimitätskoordination – ein Berufszweig auf der Überholspur

F et I ci-dessous | F e I di seguito

Gemäss der ersten zertifizierten Intimacy Coordinator Julia Effertz, unterstützt diese Berufsfeld den Entstehungs-Prozess intimer Szenen von der Vorbereitung, über den Dreh bis hin zur Post-Produktion.

Die Regie wird bei der Umsetzung ihrer kreativen Vision massgeblich durch den Intimacy Coordinator unterstützt und diese*r stellt sicher, dass Inhalte einvernehmlich entstehen und die Grenzen der Schauspieler*innen respektiert werden. Produktionen die mit Intimacy Coordination arbeiten verstehen die spezielle Schwierigkeit intimer Szenen und tragen Fürsorge für Cast und Crew.

Die Redaktion von Ensemble Magazin hat einen Medienspiegel für Sie zusammengestellt, der das Berufsfeld eingehender behandelt.

„Intimität fängt schon bei Kussszenen an. Jeder Kuss erzählt eine andere Geschichte, ist eine intime Berührung. Was auch sehr intim sein kann, ist eine Szene, in der eine Schauspielerin eine gebärende Frau spielt. Das ist mitunter sehr exponierend für die Schauspielerin.“

Julia Effertz, deutsche Intimitätskoordinatorin im Interview mit Edition F

Julia Effertz ist Schauspielerin und Intimitätskoordinatorin – im Interview mit Edition F spricht sie über diesen neuen Berufszweig, warum er so wichtig für die Filmbranche ist und wozu beispielsweise Genitaltaschen genutzt werden. Effertz sorgt bei den Probesituationen dafür, dass die Grenzen von Schauspieler*innen beim Drehen intimer Szenen eingehalten werden und erklärt im Interview, wo die Schwierigkeiten hierfür liegen. Ein kleiner Auszug:

Wie bei jeder intimen Szene arbeite ich mit der Schauspielerin körperlich, stimmlich und emotional. Das Ziel ist auch hier, daß ihr privater Körper geschützt ist und sie mit ihrem Körper die Rolle und ihre Geschichte erzählen kann. Ich sorge dafür, wie auch bei anderen intimen Szenen, dass es der Schauspielerin am Set gut geht, dass sie etwa zwischen den Takes nicht entblößt daliegt, sondern dass ihr sofort nach dem ‘Danke’ der Bademantel gereicht wird. Im Idealfall sollte auch hier  ein ,Closed Set’-Protokoll mit minimaler Crew eingehalten werden.

und

„Ein choreografisches Hilfsmittel ist das ,Anchoring’, also die Bewegung über ,Anker’ anderer Körperstellen. Das kann man sich zum Beispiel so vorstellen: klassische Missionarsstellung, der Mann liegt über der Frau. Die Genitalbereiche berühren sich hierbei nicht, sondern der Schauspieler ankert seinen Oberschenkel an dem seiner Szenenpartnerin. Stoßbewegungen können dann über diese Ankerstelle ausgeführt werden. Je nachdem wie viel Nacktheit vereinbart ist, wird mit verschiedenen Kostümen gearbeitet. Das wären hautfarbene Slips oder sogenannte Genitaltaschen für Männer, in denen sie alles gut verpacken können.“

Es erschien ein weiterer Artikel über die Arbeit von Julia Effertz mit dem Titel „Ich bin nicht die Sexpolizei“ im Onlinemagazin ze.tt.

Einen kurzen Einblick in die Thematik gewährt das Format „100 Sekunden“ von SRF als Podcast. Er greift das Prinzip der fünf C’s auf, das auf den Punkt bringt, wie eine Intime Szene aufgebaut sein muss.

Mein privater Körper war durch die Intimitätskoordination völlig geschützt, mein Schauspielkörper füllte die Rolle ganz aus. Da habe ich verstanden: die Intimitätskoordination funktioniert. Sie sichert mich nicht nur ab, sie eröffnet mir auch absolute künstlerische Freiheiten.“

Julia Effertz

Eine weitere wichtige Intimitätskoordinatorin ist die junge Kalifornierin Amanda Blumenthal, die in den USA und Grossbritannien «Euphoria», «The L-Word» und «The Affair» begleitet. Sie sei als Sex- und Beziehungscoach tätig gewesen, als sie von der Stellenanzeige bei HBO hörte, erklärt sie im Interview mit der Annabelle.

Im Interview antwortet sie auf die Frage, ob sie viele Geschichten von Missbrauch am Set höre, folgendermassen:

„Allerdings, und es sind manchmal sehr extreme Geschichten: Von Regisseuren, die alle nachhause schicken, um ungestört die Hauptdarstellerin vergewaltigen zu können. Von Schauspielern, die während des Drehs backstage Sex haben. Von verbalen Entgleisungen nach dem Motto «Zeig mir deine Titten». Der Böse ist nicht immer der Regisseur, Übergriffe finden auch zwischen Setmitarbeitern oder Schauspielerkollegen statt.

Blumenthal spricht ausserdem darüber, dass auch das Erleben des Aggressors bei einer gewaltsamen Sexszene verstärkt thematisiert und mentoriert werden müsse, wie auch alle anderen Beteiligten, die dem Dreh beiwohnen und von den psychischen Herausforderungen einer solchen Szene betroffen sind.

Seit #MeToo herrscht unter den Männern grosse Nervosität. Viele haben Angst, sich falsch zu benehmen. Sie erkennen meist, dass wir dazu da sind, ihnen unangenehme Diskussionen abzunehmen, zu klären, wer sich wo anfassen darf und wie genau man sich küsst. Es verleiht Sicherheit, so eine vermittelnde, neutrale Person mit an Bord zu haben.

Amanda Blumenthal im Interview mit  Annabelle

Auf ihrer eigens für die Thematik kreierten Website „Intimacy professionals association“ teilt sie als führende internationale Organisation ihr Wissen mit Interessierten. Darunter ist eine Auflistung zu den wichtigsten Dienstleistungen eines Intimacy Coordinators zu finden:

  • Erleichterung des Dialogs zwischen den Schauspielern und dem Regisseur über ihr Wohlbefinden in Bezug auf den intimen Inhalt einer Szene
  • Emotionale Vorbereitung der Schauspieler auf intensive Intimitätsszenen, wie z. B. simulierte sexuelle Übergriffe, und Unterstützung während des gesamten Prozesses sowie emotionale Nachbetreuung, falls erforderlich
  • Sicherstellen, dass während des Drehs einer Szene die Grenzen der Schauspieler nicht überschritten werden und dass sie während des gesamten Drehs sowohl körperlich als auch emotional sicher bleiben
  • Bereitstellung einer sicheren Umgebung, in der die Schauspieler ihre Arbeit verrichten können
  • Sicherstellen, dass die Richtlinien für geschlossene Sets und SAG-Nacktheit eingehalten werden
  • Als Fürsprecher und Verbündeter für LGBTQIA+-Darsteller am Set fungieren
  • Choreografieren von simulierten Sexszenen, um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen
  • Koordination mit Abteilungen wie Kostümen und Make-up, um sicherzustellen, dass die Schauspieler mit angemessener Nacktheitskleidung, Barrieren und Prothesen ausgestattet sind

Weitere statistische Informationen, als auch weiterführende Informationen zur Ausbildungsmöglichkeit in Deutschland, erteilt das „kmbk“ – Beratung und Netzwerk für Künstler*innen, Kreative, Kultur- und Medienschaffende aus München.

In Wirklichkeit ist gar nichts spontan oder sexy. Sexszenen sind harte Arbeit, physisch und psychisch.

Amanda Blumenthal


La coordination de l’intimité – une profession en plein essor

Selon la première coordinatrice de l’intimité certifiée, Julia Effertz, la coordination de l’intimité est une profession en pleine évolution : ce domaine professionnel gère le processus de création de scènes de sexe intimes et dénudées, de la préparation à la post-production en passant par le tournage.

La direction est assurée par le coordinateur de l’intimité qui réalise sa vision créative et veille à ce que le contenu soit développé de manière consensuelle et que les limites des acteurs soient respectées. Les productions qui travaillent avec le coordinateur de l’intimité comprennent la difficulté spécifique des scènes intimes et prennent soin de la distribution et de l’équipe.

La rédaction du magazine Ensemble a réalisé pour vous une revue de presse qui explique plus en détail les ficelles du métier.

„L’intimité commence avec les scènes de baisers. Chaque baiser raconte une histoire différente, c’est un toucher intime. Même une scène dans laquelle une actrice joue une femme qui accouche peut être très intime. Cela expose parfois beaucoup l’actrice“.

Julia Effertz, coordinatrice allemande de l’intimité dans un entretien avec Edition F

Dans une interview accordée à Edition F., l’actrice allemande et coordinatrice d’Intimité, Julia Effertz, parle des spécificités de ce nouveau métier, expliquant l’importance de cette nouvelle figure pour l’industrie cinématographique et “ l’introduction de vêtements spécifiques comme les jockstraps, par exemple „. En situation de répétition, Julia Effertz veille à ce que les limites des acteurs* soient respectées lors du tournage de scènes intimes et explique quelles difficultés, le cas échéant, les acteurs rencontrent et comment elle parvient à les mettre à l’aise:

Pour chaque scène intime, je travaille avec l’actrice d’un point de vue physique, vocal et émotionnel. L’objectif est également de protéger l’intimité du corps et de pouvoir raconter le rôle et l’histoire à travers le corps. Je m’assure que l’actrice soit à l’aise sur le plateau, qu’elle ne soit pas exposée entre les prises, qu’on lui présente son peignoir au plus vite, immédiatement après le „coupé“. Idéalement, j’essaie également de faire respecter un protocole en „plateau fermé“ c’est-à-dire avec une équipe réduite.

Il existe également un dispositif chorégraphique appelé „ancrage“, qui permet d’éviter au maximum le contact entre les acteurs pendant une scène de sexe. Prenons l’exemple classique de la position du missionnaire: l’homme est allongé sur la femme. Les zones génitales ne se touchent pas car l’acteur ancre sa cuisse à celle de sa partenaire. Les mouvements de va et vient peuvent donc être effectués sur ce point d’ancrage sans aucun autre contact, et les mouvements paraîtront tout à fait naturels. En fonction de la quantité de nudité convenue dans les scènes du film, des vêtements spécifiques sont utilisés. Des slips de couleur chair aux „jock straps“ pour hommes, également utilisés par les danseurs, protégeront les acteurs de tout contact.

Dans un autre article intitulé „Je ne suis pas la police du sexe“, publié dans le magazine en ligne ze.tt. et disponible dans „100 secondes“ en podcast de la SRF, Julia Effertz explique selon le principe des cinq C, qui vient du cœur, comment une scène intime doit être structurée. Elle dit de sa propre expérience:

„Mon corps privé était complètement protégé par la coordination de l’intimité, mon corps d’actrice était par conséquent totalement libre de jouer le rôle : c’est là que j’ai réalisé que la coordination de l’intimité fonctionnait. Cela m’a non seulement sécurisée, mais cela m’a aussi permis une liberté artistique absolue“.

Julia Effertz

Une autre coordinatrice importante d’Intimacy comme la jeune Californienne Amanda Blumenthal, qui a accompagné les films „Euphoria“, „The L-Word“ et „The Affair“ aux États-Unis et au Royaume-Uni nous explique dans une interview accordée à Annabelle qu’elle travaillait comme coach sexuel et relationnel lorsqu’elle a entendu parler de l’offre d’emploi de HBO.

Lorsqu’on lui demande si elle entend beaucoup d’histoires d’abus sur les plateaux, elle répond:

„Absolument, et parfois ce sont des histoires très extrêmes: des réalisateurs qui renvoient tout le monde chez eux pour pouvoir violer l’actrice principale sans être dérangés. D’autres histoires d’acteurs faisant l’amour dans les coulisses pendant le tournage. Des dérapages verbaux comme „montre-moi tes seins“. Le méchant n’est pas toujours le réalisateur, les agressions se produisent également entre le personnel de plateau ou les collègues acteurs„.

Blumenthal parle également de la nécessité d’aborder et de guider l’expérience de l’agresseur dans une scène de sexe violent, ainsi que de toutes les personnes impliquées dans le tournage qui sont affectées par les défis psychologiques de ce genre de scène.

Après #MeToo, il y a une grande nervosité chez les hommes. Beaucoup ont peur de mal se comporter. Ils réalisent généralement que nous sommes là pour les soulager leur éviter des discussions gênantes, pour clarifier qui est autorisé à toucher où et comment embrasser exactement. Le fait d’avoir une personne neutre et médiatrice de référence donne un sentiment de sécurité.

Dans l’interview, Amanda Blumenthal expose les lignes directrices et en tant qu’organisatrice internationale de premier plan, elle partage ses connaissances avec les parties intéressées sur le site web de l’Intimacy Professionals Association, qui a été créé spécifiquement pour informer sur le sujet. Elle fournit également une liste des services les plus importants qu’un coordinateur de l’intimité peut offrir:

  • Faciliter le dialogue entre les acteurs et le réalisateur sur leur bien-être par rapport au contenu intime d’une scène.
  • Préparer émotionnellement les acteurs à des scènes d’intimité intense, comme la simulation d’une agression sexuelle, et les soutenir tout au long du processus, ainsi que leur fournir une assistance émotionnelle comme suivi si nécessaire.
  • Veiller à ce que, pendant le tournage d’une scène, les limites des acteurs ne soient pas dépassées et qu’ils restent en sécurité physique et émotionnelle tout au long du tournage.
  • Fournir un environnement sûr dans lequel les acteurs peuvent effectuer leur travail.
  • Veiller au respect des directives relatives aux plateaux fermés, aux équipes restreintes et à la nudité.
  • Agir en tant que défenseur et allié des acteurs LGBTQIA+ sur le plateau.
  • Chorégraphier des scènes de sexe simulées pour renforcer la crédibilité.
  • Collaborer avec les équipes aux costumes et au maquillage pour s’assurer que les acteurs sont équipés de vêtements nus, de barrières et de prothèses appropriés.

Des informations statistiques supplémentaires et des informations plus détaillées sur les possibilités de formation en Allemagne sont disponibles sur „kmbk“ – conseil et réseau pour les artistes, les créateurs, les professionnels de la culture et des médias à Munich.

En réalité, rien n’est spontané, rien n’est sexy. Les scènes de sexe sont un travail difficile, physiquement et mentalement“,

prévient Amanda Blumenthal, et le respect est effectivement primordial.


Il coordinamento dell’intimità: una professione in rapida evoluzione

Secondo la prima figura certificata di Intimacy Coordinator, Julia Effertz, il coordinamento dell’intimità è una professione in rapida evoluzione: questo settore professionale gestisce il processo di creazione di scene intime, di nudo, di sesso dalla preparazione alle riprese alla post-produzione.

La regia è presa a carico dal Intimacy Coordinator che realizza la propria visione creativa e si assicura che il contenuto sia sviluppato in modo consensuale e che i limiti degli attori siano rispettati. Le produzioni che lavorano con il coordinamento dell’intimità capiscono la difficoltà specifica delle scene intime e hanno cura del cast e della troupe.

La redazione della rivista Ensemble ha fatto per voi una rassegna stampa che illustra la professione in modo più dettagliato.

„L’intimità inizia con le scene di bacio. Ogni bacio racconta una storia diversa, è un tocco intimo. Può essere molto intima anche una scena in cui un’attrice interpreta una donna che partorisce. Questo, a volte, espone molto l’attrice“.

In un’intervista con Edition F. l’attrice e Intimacy Coordinator tedesca, Julia Effertz

Julia Effertz racconta le specificità di questa nuova professione, spiegando l’importanza di questa nuova figura per l’industria cinematografica e l’introduzione di indumenti specifici come i sospensori, ad esempio. Nelle situazioni di prove, Julia Effertz assicura che i limiti degli attori* sono rispettati quando si girano scene intime e spiega quali sono le eventuali difficoltà che incontrano gli attori e come riesce a mettere gli attori a proprio aggio:

„Per ogni scena intima, lavoro con l’attrice da un punto di vista fisico, vocale ed emotivo. L’obiettivo è anche quello di proteggere la sfera privata del corpo e di poter raccontare il ruolo e la storia attraverso il corpo. Mi assicuro che l’attrice sia a suo agio sul set, che non rimanga esposta tra una ripresa e l’altra, ma che le venga consegnato l’accappatoio subito dopo il „grazie“. L’ideale sarebbe seguire anche in questo caso un protocollo di ’set chiuso‘ con equipaggio minimo“.

Esiste anche uno strumento coreografico che viene chiamato “ancoraggio“, che consente di evitare al massimo i contatti fra gli attori durante una scena di sesso. Prendiamo l’esempio classico della posizione del missionario, l’uomo si sdraia sopra la donna. Le zone genitali non si toccano perché l’attore ancorerà la sua coscia a quella della sua partner di scena. I movimenti di spinta possono quindi essere eseguiti su questo punto di ancoraggio senza altro contatto mentre i movimenti sembreranno del tutto naturali. A seconda della quantità di nudità concordata nelle scene del film, vengono utilizzati indumenti specifici. Dallo slip color pelle ai cosiddetti sospensori per gli uomini, usati anche dai ballerini proteggeranno gli attori dal contato.

Julia Effertz, in un altro articolo intitolato „Non sono la polizia del sesso“, apparso sulla rivista online ze.tt. da più ampie informazioni sull’argomento. Lo potete consultare su „100 secondi“ nel podcast della SRF. Julia Effertz spiega secondo il principio delle cinque C, che parte dal cuore, come deve essere strutturata una scena intima. Dice della propria esperienza:

“Il mio corpo privato era completamente protetto dal coordinamento dell’intimità, il mio corpo di attrice era totalmente libero di interpretare il ruolo: in quel momento ho capito che il coordinamento dell’intimità funzionava. Non solo mi metteva al sicuro, ma apriva anche una libertà artistica assoluta“.

Julia Effertz

Un’altra importante Intimacy Coordinator è la giovane californiana Amanda Blumenthal, che ha accompagnato i film „Euphoria“, „The L-Word“ e „The Affair“ negli Stati Uniti e nel Regno Unito. Spiega in un’intervista ad Annabelle che stava lavorando come sex- and relationship coach quando ha saputo dell’annuncio di lavoro alla HBO.

Quando le viene chiesto nell’intervista, se sente molte storie di abusi sul set, risponde così:

„Assolutamente sì, e a volte si tratta di storie molto estreme: di registi che mandano tutti a casa per poter stuprare indisturbati l’attrice protagonista. Di attori che fanno sesso dietro le quinte durante le riprese. Di scivolate verbali del tipo „Fammi vedere le tette“. Il cattivo non è sempre il regista, le aggressioni avvengono anche tra il personale del set o i colleghi attori“.

Blumenthal parla anche della necessità di affrontare e guidare l’esperienza dell’aggressore in una scena di sesso violento, così come di tutti coloro che sono coinvolti nelle riprese e che sono interessati dalle sfide psicologiche di una scena del genere.

Dopo il #MeToo, c’è un grande nervosismo tra gli uomini. Molti hanno paura di comportarsi male. Di solito si rendono conto che siamo lì per sollevarli da discussioni scomode, per chiarire chi è autorizzato a toccare dove e come baciare esattamente. Avere a bordo una persona neutrale e mediatrice dà un senso di sicurezza.

Amanda Blumenthal

Nell’ intervista Amanda Blumenthal espone le linee di condotta e In qualità di organizzazione leader a livello internazionale, condivide le proprie conoscenze sul sito web „Intimacy professionals association“, creato appositamente per informare sull’argomento. Riporta anche un elenco dei servizi più importanti  che un coordinatore dell’intimità può offrire:

  • Facilitare il dialogo tra gli attori e il regista sul loro benessere in relazione al contenuto intimo di una scena.
  • Preparare emotivamente gli attori a scene di intensa intimità, come la simulazione di un’aggressione sessuale, e sostenerli durante l’intero processo, oltre a fornire assistenza emotiva in seguito, se necessario.
  • Garantire che durante le riprese di una scena non vengano superati i limiti degli attori e che questi rimangano fisicamente ed emotivamente al sicuro per tutta la durata delle riprese.
  • Fornire un ambiente sicuro in cui gli attori possano svolgere il loro lavoro.
  • Garantire il rispetto delle linee guida per i set chiusi e la nudità.
  • Agire come sostenitore e alleato per gli attori LGBTQIA+ sul set.
  • Coreografare le scene di sesso simulato per aumentare la credibilità.
  • Coordinarsi con reparti come quello dei costumi e del trucco per garantire che gli attori siano equipaggiati con abiti nudi, barriere e protesi appropriate.

Ulteriori informazioni statistiche e informazioni più dettagliate sulle opportunità di formazione in Germania possono essere ottenute da „kmbk“ – consulenza in rete per artisti, creativi, professionisti della cultura e dei media di Monaco.

“In realtà, nulla è spontaneo, non c’è niente di sexy. Le scene di sesso sono un lavoro duro, fisicamente e mentalmente.”

avverte Amanda Blumenthal e il rispetto è davvero fondamentale.