«Diversitätsarbeit ist kein Wettkampf!»

Eine Diversitäts-beauftragte Person, oder in Englisch «Diversity Agent», gab es als Stelle am Schauspielhaus Zürich bisher noch nicht – Diversitäts-Fragestellungen waren aber durchaus vorhanden, verstärkt mit der Intendanz Blomberg-Stemann und deren progressiver künstlerischer Setzung. Worauf die benötigte Stabsstelle kreiert wurde, Yuvviki Dioh besetzt diese mit Bravour und grossem Ehrgeiz. Ein Gespräch über ihre Arbeit und Visionen.

Als Orientierung für die Erschaffung der Stabsstelle diente ein Modell aus Deutschland, das bereits ab 2018 in verschiedenen Institutionen umgesetzt wurde. Über den Deutschen Kulturförderungsfonds mit dem Programm 360 Grad werden externe Gelder für diversitätsfördernde Projekte akquiriert, genau darin liegt aber der zentrale Unterschied zur Schweiz. Dioh wird vom Haus aus finanziert, dabei ist sie zuständig für die diversitätsorientierte Organisationsentwicklung, als grössere Felder gelten hierfür das Programm, Publikum und das Personal. Ihre Arbeit ist strategisch, sie kreiert Handlungsmassnahmen und neue Ideen – ihre Stelle fungiert quasi als Navigationszentrum.

Am Haus hat sie gemeinsam mit der Leitung lange überlegt, was das Verständnis und die Vision dafür sein könnten, «mit dem Ziel, zu transformieren und diverser zu sein!» Vier Begrifflichkeiten sind dabei wichtig: Diversität, Inklusion, Gleichstellung und Zugehörigkeit.

Dioh ist 32 Jahre alt und hat in Kommunikationswissenschaften doktoriert: «Ich habe mich aber nicht mehr wohl gefühlt an der Universität und deshalb aktiv nach einer Alternative gesucht!» Während des Studiums war sie bereits aktivistisch unterwegs, im Rahmen des Black-Lives-Matter-Movement und der LGBTQIA+ -Bewegung, «und so bin ich immer tiefer in die Materie und in die Themen Marginalisierung und Anti-Diskriminierung gerutscht».

Dabei vermittelt sie auch an Events und Podien ihr wissenschaftliches Knowhow. Ihren Weg in die Bühnenbranche in Zürich fand sie über den Tanz, den sie seit ihrer Kindheit inn einer Tanzgruppe pflegte, bis sie Mitte Zwanzig andere Prioritäten setzte. Später, als Teil der Gruppe Jungtheater, verantwortete den Bereich Strukturarbeit in Leitung und Vorstand. „Durch diese Erfahrungen fanden all meine Fähigkeiten zusammen und ermöglichten mir, die jetzigen Stelle zu übernehmen», erklärt sie ihren Werdegang.

Diversität am Schauspielhaus

«Eine kurze Erklärung zum Begriff Diversität gibt es nicht», sagt Dioh. Am Haus hat sie gemeinsam mit der Leitung lange überlegt, was das Verständnis und die Vision dafür sein könnten, «mit dem Ziel, zu transformieren und diverser zu sein!» Vier Begrifflichkeiten sind dabei wichtig: Diversität, Inklusion, Gleichstellung und Zugehörigkeit. «Am Schauspielhaus geht es um echte soziale Gerechtigkeit. Diversität soll nicht als Tokenism missbraucht werden.

Die Argumentation sieht so aus: Das Schauspielhaus soll ein Ort sein, wo verschiedene Lebensrealitäten aufeinandertreffen, dies soll gelebt werden und künstlerisch ergründet.» Denn: «Was machen wir am Theater – wir setzen uns mit Welt, Mensch, Gesellschaft auseinander.» Und genau dies soll positiv und in inspirierendem und sicherem Raum stattfinden, dafür braucht es viel Arbeit – auch wenn es vielleicht erstmal nach wenig klingt.

Der Begriff Diversität als Basis, der oft mit Heterogenität und Vielfalt erklärt wird, heisst in erster Linie «Repräsentation von Differenz», die auf Identitätskategorien gründet. «Die Triade Race, Class, Gender aber auch Disability, physische und psychische Fähigkeiten, Religion, Weltanschauung, sexuelle Orientierung, Alter und vieles mehr, was noch kommen wird», ergänzt Dioh.

Diese Kategorien sollen in den Alltag der Institution implementiert werden, «gleichsam für Mitarbeiter*innen als auch für das Publikum». Ziel ist es, die Chancengleichheit zu erhöhen und Barrieren abzubauen. Dafür braucht es ein Verständnis, wie Marginalisierung reproduziert wird. Dioh erklärt das etwas genauer mit den Fragen: «Wo schliessen wir als Theater aus, auch historisch betrachtet … Wen sprechen wir heute an? Wer arbeitet eigentlich bei uns? Welche Strukturen braucht es, damit wir einschliessend sind?» Das bedeutet ein Verständnis der Beziehung zwischen Individuum und sozialer Umwelt, von Diskriminierungsformen, Privilegien und Benachteiligungen – «viele Aspekte müssen berücksichtigt werden, damit man im Betrieb nachhaltig, divers und sozial gerecht agieren kann.» Über allem stehen die Themen Transformation und Nachhaltigkeit – «es ist aber noch nicht alles festgeschrieben, sondern darin werden Strategien und Handlungen formuliert», sagt sie.

«Am Schauspielhaus geht es um echte soziale Gerechtigkeit. Diversität soll nicht als Tokenism missbraucht werden. Die Argumentation sieht so aus: Das Schauspielhaus soll ein Ort sein, wo verschiedene Lebensrealitäten aufeinandertreffen, dies soll gelebt werden und künstlerisch ergründet.»

Vermittlungsprogramme und Barrierefreiheit

Der letzte spürbare Erfolg sei schwierig zu definieren: «… wenn bei Vorstellungen immer mehr verschiedene Leute kommen – das ist Communitybuilding-Arbeit! Auch der Begriff Audience Development geht in dieselbe Richtung, wie auch die Frage nach der Lokalität, denn nicht alle Diversitäts-Massnahmen funktionieren überall.» Wichtig sei es, regional, überregional bis international zu agieren und daneben wirklich in Kontakt zu treten mit Leuten in der Stadt. Dioh sagt: «Es sind nicht alle Zuschauer*nnen oder Mitarbeitende Fan unserer Institution, (Diversitäts-)Arbeit und Kunst.

Es gibt aber sehr viele schöne Begegnungen, auch direkt mit den Künstler*innen. Daneben gibt es auch weniger sichtbare Erfolgsmomente, in der Arbeit im Betrieb, wenn der Prozess, die Arbeitspraxis sich langsam verstetigen. Misserfolge hingegen gibt es immer dann, wenn etwas verpasst wurde oder die Infrastruktur nicht barrierefrei ist.

Der Pfauen ist beispielsweise nicht konzipiert für Menschen, die architektonisch andere Zugänge brauchen. Und die Website ist für viele noch nicht zugänglich, die eine leichte Sprache, Bildbeschreibungen und Screen-Readers brauchen. Ich habe einen hohen Anspruch an mich selbst, die Infrastruktur ist an sich aber leider limitiert». Am Haus sind weitere Vermittlungsprogramme in Planung, darunter taktile Führungen, sowie die stetige Vernetzung mit Selbstvertreter*innen in der Kunst und Kulturszene.

«Es sind nicht alle Zuschauer*nnen oder Mitarbeitende Fan unserer Institution, (Diversitäts-)Arbeit und Kunst. Es gibt aber sehr viele schöne Begegnungen, auch direkt mit den Künstler*innen. Daneben gibt es auch weniger sichtbare Erfolgsmomente, in der Arbeit im Betrieb, wenn der Prozess, die Arbeitspraxis sich langsam verstetigen. Misserfolge hingegen gibt es immer dann, wenn etwas verpasst wurde oder die Infrastruktur nicht barrierefrei ist.“

Im Oktober 2023 moderierte Dioh eine Podiumsdiskussion mit dem gerade neu gewählten Zürcher Nationalrat und Behindertenrechtsaktivisten Islam Alijaj, Nicole Grieve (Kultur Inklusiv), Cem Kirmizitoprak (Inklusions-Agent und selbstvertretender Politiker), Edwin Ramirez (Criptonite) zum Thema Politik, Behinderung und Theater. «Dort haben wir sehr gut inklusiv gearbeitet, es wurde ein Skript für Gebärde-Dolmetscher geschrieben, es gab verschiedene Sprech-Tempi, etc.» sagt sie, und sieht die im Podium geäusserte Kritik in Bezug auf die fehlende Barrierefreiheit als Erfolg und Resultat einer wachsenden Debatten-Kultur.

Machtmonopole aufweichen

Im Diversitäts-Kompass des Schauspielhauses wird auf die Notwendigkeit von flachhierarchischen Strukturen hingewiesen, die die Machtstrukturen der Institution «Stadttheater» durchleuchten. Am Schauspielhaus Zürich wird zusätzlich versucht, flachhierarchischere Strukturen zu etablieren. Zum Beispiel: In einem wöchentlichen Beratungsgremium, wo alle Leitungsfunktionen und Stabsstellen zusammenkommen, werden alle wichtigen Punkte gemeinsam besprochen.

Dadurch sollen in Entscheidungsmomenten Machtmonopole aufgeweicht werden. Die Kommunikation ist zentral, alle Leute am Haus mit ihrer jeweiligen Expertise sind bei der Lösung eines Problems gefragt. Es herrscht ein reger Austausch, «einchecken und konkrete Zielvereinbarungen sind dafür ein regelmässiges Tool, an Transparenz, Vertrauen, Wertschätzung und Respekt muss stetig gearbeitet werden. Letztendlich sollen Entscheidungen nicht isoliert gefällt werden, um die Durchsetzung von Eigeninteressen zu minimieren», ist Dioh überzeugt.

«Ohne mein grosses Zutun werden Workshops zu Black Hair, Braiding und Pflege durchgeführt, sowie Schminkkurse für verschiedene Hauttöne. Es geht den Kolleg*innen darum, dass PoC-Künstler*innen ohne Hürden oder Hemmungen in die Maske gehen können. Es herrscht glücklicherweise bereits jetzt ein reger Austausch in Bezug auf Diversität von Körpern am Theater»

Personal, Publikum, Programm – drei Felder

In ihrer Arbeit beschäftigt sich Dioh auch mit Strategien für die Personal- und Kulturentwicklung und einer diversitätsorientierteren Einstellungspraxis mit Onboarding unter Diversitätsaspekten. Sie setzt sich für die Förderung von Diversitätskompetenzen in Leitungspositionen ein und plant Sensibilisierungsmassnahmen. Die Stabsstelle gewährt Dioh die Legitimität, in vielen Gremien dabei zu sein und den Überblick zu haben zum Geschehen am Haus. Sie hat viel Freiheit, zu gestalten und neben ihr gibt es viele interne Multiplikator*innen, darunter bspw. das Dramaturgieteam, das die Repräsentationspolitik bespricht, oder Casting- und Textfragen diskutiert.

So fragt sich die Runde beispielsweise gemeinsam, «was bedeutet eine Aussage für Autor*in X» oder wen repräsentieren die Darsteller*innen in ihrem Spiel. Im Bereich Kostüm, Maske und Haar gab es einen besonderen Erfolgsmoment, erzählt Dioh: «Ohne mein grosses Zutun werden Workshops zu Black Hair, Braiding und Pflege durchgeführt, sowie Schminkkurse für verschiedene Hauttöne. Es geht den Kolleg*innen darum, dass PoC-Künstler*innen ohne Hürden oder Hemmungen in die Maske gehen können.

Es herrscht glücklicherweise bereits jetzt ein reger Austausch in Bezug auf Diversität von Körpern am Theater». Die Bereiche Damen- und Herrenschneiderei sind noch immer gegenderte Berufe, wobei in der Praxis die Grenzen verschwimmen, die Binarität wird aufgeweicht. Die Frage ist hier, wie man das strukturell einbetten kann. «In der Kunst kommen ständig neue Themen und Situationen hervor, damit umzugehen ist ein grosser Teil meiner Arbeit,» sagt Dioh.

«In der Kunst kommen ständig neue Themen und Situationen hervor, damit umzugehen ist ein grosser Teil meiner Arbeit,» sagt Dioh.

Publikumsentwicklung

Auf der Ebene der Programmgestaltung findet auch eine enge Zusammenarbeit mit der Kommunikations- und Marketingabteilung statt, gefunden werden soll eine gemeinsame Sprache für Communitybuilding und Publikumsentwicklung. Dazu meint Dioh: «Wir möchten über unser vielleicht eher bürgerliches Stammpublikum hinaus mehr verschiedene Menschen ansprechen. Wie wir das schaffen? Dahinter steckt Öffentlichkeits-, politische und Vernetzungsarbeit.»

Dioh gestaltet und organisiert dafür themenspezifische Workshops, moderiert Podiumsdikussionen, dadurch entsteht viel Vernetzung über institutionelle Arbeit. Sie folgt ihrem Credo: «Das Wissen, das wir uns aneignen, muss verbreitet werden.» Die Intendanz lässt Dioh Freiheit bei der Umsetzung, sie ist im Austausch mit anderen Institutionen, die dieses Thema strukturell umsetzen wollen. Dazu meint sie: «Diversitätsarbeit und Transformationsarbeit ist kein Wettkampf, das lehne ich komplett ab! Es geht um soviel mehr!»

Auf die Frage, wie ihre Traumvorstellung einer Theater-Institution aussähe, antwortet sie angeregt: «Sie soll vor Leben sprudeln, ein Ort sein, wo man morgens um 3 Uhr allein hingehen kann für einen lockeren Austausch – wo Menschen über Menschsein und die Welt nachdenken, über Politisches und Krisen sinnieren wollen – das ist eine super romantische Vorstellung!» (lacht) «Dieses Gefühl der Verbundenheit spüre ich dann, wenn man spätabends in der Kantine sitzt und Ideen spinnt – ich verstehe Theater als Kunst- und Diskursort, wo alle auf Augenhöhe und mit einem dezidierten Verständnis über Privilegien und Benachteiligungen agieren.

Das Theater als auch die Universität und Kunst im Allgemeinen sind Orte, wo Wissen produziert wird. Theater soll in einer Art berühren, wie es Akademien nicht können. Die Arbeitsbedingungen sollen diversen Bedürfnissen entsprechen. Zwar kann es kein konfliktfreier Ort sein, jedoch sich «safe» anfühlen für alle. Das wäre im Kern für mich das wichtigste, wir sind aber noch weit weg davon entfernt. Das neoliberalistische Leistungsdrucksystem ist auch trotz Subventionen schlecht zu überwinden. Ein Theater sollte aber ein Ort sein, wo man anders arbeitet und diese Safer Spaces entwickelt werden können.“

ScenaSvizzera si concentra sul rafforzamento della visibilità

Da metà settembre, ScenaSvizzera è NUOVA su Instagram e Facebook – seguitela e condividetela! Si sono inoltre svolti vari incontri e discussioni per promuovere il networking nella Svizzera italiana, e – le cose stanno andando avanti!

Per la Sezione Ticino si spera in un dialogo costruttivo con il Dipartimento dell’Educazione, della Cultura e dello Sport, dato che la Consigliera di Stato Marina Carobbio Guscetti è la nuova Direttrice. È molto interessata a migliorare le condizioni di lavoro e la sicurezza sociale. È iniziato un altro scambio con la Ticino Film Commission, con l’obiettivo di far conoscere gli attori e le attrici della Svizzera italiana e di ingaggiarli più frequentemente per le produzioni cinematografiche. A tal fine, sono stati presi contatti personali con l’Ufficio per lo Sviluppo Culturale di Lugano. In generale, è molto importante lavorare su una maggiore visibilità di ScenaSvizzera, sia attraverso la campagna pubblicitaria sui social media, sia contattando i dipartimenti culturali dei Comuni, sia attraverso un evento come „Carriera in movimento“ in un luogo prestigioso come il LAC di Lugano, che ha una buona portata mediatica ed è stato trasmesso anche nel telegiornale serale dell’emittente TeleTicino.

Il 2 ottobre, ScenaSvizzera ha incontrato Laura Brenni dell‘Ufficio Sviluppo Culturale di Lugano per presentare l’associazione Scena Svizzera e le sue attività, in particolare quella  della Sezione della Svizzera italiana. L’anno prossimo, l’ufficio offrirà attività di formazione (workshop) per gli operatori culturali di Lugano. Laura Brenni è  disponibile a incontrare i nostri soci per rispondere alle domande sulla presentazione dei progetti e sul budget. L’Ufficio per lo Sviluppo Culturale sostiene l’industria culturale e i professionisti che lavorano nella regione di Lugano e promuove le attività di volontariato e le associazioni culturali. Incoraggia la creazione di reti, stimolando il miglioramento della qualità dell’offerta culturale.

Il 24 ottobre si è svolto un incontro con la Consigliera di Stato Marina Carobbio Guscetti, con la Direttrice del Dipartimento Cultura e Studi Universitari Raffaella Castagnola Rossini e con Paola Costantini, responsabile dell’Ufficio per la Promozione Culturale. A loro si sono aggiunti Salva Leutenegger, direttrice esecutivo di SzeneSchweiz, e Matthias Albold, presidente di SzeneSchweiz, che hanno impressionato la Consigliere di Stato con le loro spiegazioni sul CCL (Contratto Collettivo di Lavoro)e sulla sicurezza sociale. Sono state presentate le strutture e il lavoro di SzeneSchweiz e la sezione della Svizzera italiana intensificherà i contatti e gli scambi con il DECS. Si spera in un ulteriore scambio con Marina Carobbio e Leutenegger e Albold sul miglioramento delle condizioni di lavoro e della sicurezza sociale.

Il 25 ottobre si è svolto un incontro con la Ticino Film Commission; Aglaja Amadò e Igor Mamlenkov hanno partecipato come delegati di ScenaSvizzera. Si è deciso di lavorare insieme. Il prossimo passo sarà quello di organizzare un incontro con i produttori cinematografici e le attrici e gli attori di ScenaSvizzera.

Il 28 ottobre, ScenaSvizzera, il Centro di Transizione SSUDK e il LAC hanno organizzato un dibattito su „Carriera in movimento…“, in conversazione con la regista Laura Kaehr e il direttore della SSUDK Oliver Dähler e l‘ospite speciale Giulia Tonelli, solista del Balletto di Zurigo. TeleTicino ha trasmesso un servizio molto bello con un’intervista a Laura Kaehr nel notiziario serale del 28.10.2023. È visualizzabile al minuto 15:50.

ScenaSvizzera setzt auf Stärkung von Sichtbarkeit

Seit mitte September gibt es ScenaSvizzera NEU auf Instagram und Facebook – folgen und teilen erwünscht! Es fanden ausserdem verschiedene Treffen und Gespräche statt, die die Vernetzung in der italienischen Schweiz fördern, und – es geht vorwärts!

Es gibt für die Sektion Tessin Hoffnungen auf einen konstruktiven Dialog mit dem Departement für Bildung, Kultur und Sport seit die Staatsrätin Marina Carobbio Guscetti die neue Direktorin ist. Sie zeigt sich sehr interessiert an der Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der sozialen Sicherheit. Ein weiterer Austausch hat mit der Ticino Film Commission begonnen, es geht darum, dass die Schauspieler*innen der italienischen Schweiz bekannt gemacht und vermehrt für Filmproduktionen gebucht werden. Dafür hat eine persönliche Kontaktaufnahme mit dem Amt für kulturelle Entwicklung Lugano stattgefunden. Es ist generell sehr wichtig, an einer stärkeren Sichtbarkeit von ScenaSvizzera zu arbeiten, sei es durch die Werbekampagne auf Social Media, oder Kontaktaufnahmen mit den Kulturabteilungen der Gemeinden oder durch ein Event wie „Carriera in movimento“ an einem Prestige-Ort wie dem LAC Lugano, welches eine gute Reichweite in den Medien hat und auch ausgestrahlt wurde in den Abendnachrichten vom TV Sender TeleTicino.

Am 2.Oktober hat sich ScenaSvizzera mit Laura Brenni vom Amt „Sviluppo culturale“ Lugano getroffen, um den Verband SzeneSchweiz und seine Aktivitäten vorzustellen, insbesondere die Sektion italienische Schweiz. Nächstes Jahr bietet das Amt Fortbildungsaktivitäten (Workshops) für Kulturschaffende in Lugano an. Laura Brenni war bereit, unsere Mitglieder zu treffen um Fragen zu beantworten über Projekteingabe und Budgetierung. Das Amt für kulturelle Entwicklung unterstützt die Kulturindustrie und professionelle Kulturschaffende, die in der Region Lugano tätig sind, und fördert ehrenamtliche Tätigkeiten und kulturelle Vereinigungen. Es ermutigt zur Schaffung von Netzwerken, indem es die Verbesserung der Qualität des kulturellen Angebots anregt.

Am 24.Oktober fand ein Treffen mit der Staatsrätin Marina Carobbio Guscetti, der Direktorin der Abteilung für Kultur und universitäre Studien Raffaella Castagnola Rossini und Paola Costantini, Chefin vom Büro für Kulturförderung, statt. Mit dabei Salva Leutenegger, Geschäftsleitung des Verbands SzeneSchweiz, und Matthias Albold, Präsident SzeneSchweiz, die die Staatsrätin beeindruckt haben mit ihren Erklärungen über GAV und soziale Sicherheit. Die Strukturen und die Arbeit von SzeneSchweiz wurden vorgestellt, und die Sektion italienische Schweiz wird den Kontakt und den Austausch mit dem DECS intensivieren. Es besteht die Hoffnung auf einen weiterführenden Austausch mit Marina Carobbio und Leutenegger und Albold in Bezug auf Verbesserung der Arbeitsbedingungen und soziale Sicherheit.

Am 25. Oktober fand ein Treffen mit der Ticino Film Commission statt, Aglaja Amadò und Igor Mamlenkov haben als Delegierte von SzeneSchweiz teilgenommen. Es wurde eine Zusammenarbeit beschlossen. Als nächstes wird ein Treffen organisiert mit den Filmproduzenten und den Schauspieler/innen von ScenaSvizzera.

Am 28. Oktober hat ScenaSvizzera, das SSUDK Transition Centre und das LAC eine Diskussion zum Thema „Carriera in movimento…“ veranstaltet, im Gespräch mit der Regisseurin Laura Kaehr und dem SSUDK-Direktor Oliver Dähler und dem besonderen Gast Giulia Tonelli, Solistin Ballett Zürich. TeleTicino hat dazu einen sehr schönen Beitrag mit einem Interview mit Laura Kaehr in den Abendnachrichten vom 28.10.2023 gesendet.Hier der Link (ab 15 Minuten 27 Sek.)

 

Selbstregulierung und Ausnahmezustand am Set – Casting Schweiz

Bei Castings hierzulande handelt es sich fast ausschliesslich um Schweizer Filmproduktionen, – produzent*innen, Regieleute und Schauspieler*innen, Co-Produktionen mit dem Ausland erfolgen meist im Auftrag von Schweizer Produktionen. Im Gespräch mit Corinna Glaus, erfahrene und schweizweit bekannte Mitinhaberin von Glaus & Gut Casting, zeigt sich, wie sensibel der Prozess ihrer Arbeit ist. Szenen müssen im Vorfeld besprochen und vereinbart werden, damit am Set möglichst keine Grenzverletzungen geschehen.

Vorweg – der respektvolle Umgang am Set funktioniere in der Schweizer Filmindustrie relativ gut – «es findet sogar eine Art Selbstregulierung statt, da die Produktionen durch Fehler ihre Reputation verlieren können. Bei grösseren Ländern braucht es dafür strengere Vorgaben.», meint Glaus. Sie und ihre Kolleg*innen sind bei den Castings grösstenteils anwesend und können so die Situation steuern, respektive kontrollieren. «Es handelt sich bei Casting-Prozessen grundsätzlich um eine grosse Vertrauensangelegenheit, im Vorfeld wird mit der Regie besprochen, was während den Casting-Runden ausprobiert und welche Szenen geprobt werden – je genauer diese Zielsetzung, desto besser kann das Casting von der Agentur geplant und geleitet werden.», ist Glaus überzeugt. Liebe, Sexualität und Erotik oder Gewalt – all diese zugespitzten Lebensmomente kommen in Drehbüchern vor und sind ausschlaggebend für die Entwicklung der Figuren. Diese werden in einer ersten Runde möglichst genau definiert. Emotional aufgeladene, intimen wie auch heikle Szenen sind da noch gar nicht relevant.

Vorweg – der respektvolle Umgang am Set funktioniere in der Schweizer Filmindustrie relativ gut – «es findet sogar eine Art Selbstregulierung statt, da die Produktionen durch Fehler ihre Reputation verlieren können.

Corinna Glaus, Mitinhaberin von Glaus & Gut Casting

Im Vorfeld Grenzen setzen

Bei einer extremen und affektiven Szene wie einem Mord oder einer Vergewaltigung, gibt es immer eine ausschlaggebende Vorgeschichte – das meiste entwickelt sich aus etwas heraus. Zuerst müsse der Charakter und das passende Umfeld erarbeitet werden, um einen überzeugenden Plot zu generieren – ein sensibler Prozess zwischen Regie und Schauspieler*in. In der Schweizer Produktion «Earlybirds», so Glaus, wurden gewalttätige Stunt-Szenen zuerst technisch geprobt. Dies sei sehr heftig für die Schauspieler*in – man müsse sich darüber im Klaren sein, welche expliziten Inhalte gezeigt werden, um emotional dahinterstehen zu können. «Dazu gehört auch die Möglichkeit, klare Grenzen zu setzen, beispielsweise ein Körperteil nicht zu zeigen», betont Glaus. Es gebe aber auch nicht explizit-intime Szenen mit einer grossen subtilen Wirkung, «ich denke dabei an eine Liebeszene, bei der sich zwei Personen mit einer grossen Intensität einfach nur betrachten». Solche Momente entstehen zwischen den Schauspieler*innen, da sind Regie und Caster*innen schon beinahe störend, jedoch im Vorfeld wichtig, um die Basis zu schaffen, damit so eine Szene überhaupt entstehen kann. «Alles andere ist blosser Stress, Überforderung und nicht aussagekräftig». Auch sei es wichtig, bereits während dem Casting alle Themen anzusprechen oder schriftlich abzusprechen – nie erst am Set, weil man da immer in einer schlechteren Position sei. «Schauspieler*innen ohne Agentur müssen die Gewissheit haben, dass sie mit Regie und Produktion ein Vertrauensverhältnis aufbauen und sie konkret in die Umsetzung einbezogen werden.»

Es gebe aber auch nicht explizit-intime Szenen mit einer grossen subtilen Wirkung, «ich denke dabei an eine Liebeszene, bei der sich zwei Personen mit einer grossen Intensität einfach nur betrachten»

Intimität klären – Intimacy-Coaches als Sprachrohr

In Spielfilmen werde der Plot jeweils hergestellt, «das Handwerk der Filmenden ist es, so gut zu faken, dass alles glaubhaft erscheint. Dabei ist Sexualität ein prädestiniertes Thema, dass jeweils sehr individuell umgesetzt wird. Seitens Regie führt das auch zu Überforderung – dabei ist es nicht zielführend, eine Sexszene ‘dokumentarisch’ zu filmen, und zu glauben, sie sei deshalb berührender, krasser, glaubhafter oder natürlicher.» Die Produktion «99 Moons», die 2022 erschienen ist, handelt von einer heftigen Beziehung, die sich vor allem über Szenen mit klaren sexuellen Handlungen definiert. Beim gemischten Cast von Laien und Profis war ein Intimacy-Coach anwesend, um den Ablauf zu leiten – «quasi ein*e Anwält*in für die Schauspielenden», erklärt Glaus. Bis ins Detail wird das Vorgehen gemeinsam erarbeitet, «der Intimacy-Coach ist wichtiger Aspekt der Sprache der beiden Akteur*innen, Im Casting-Prozess ist dies wichtiger als die Szenen selbst.» Grenzverletzungen können also insbesondere im Vorfeld vermieden werden. Dies zeigt Wirkung – noch bis in die 90er Jahre wurde am Set relativ unbedacht agiert, traumatische Situationen, teils ohne böse Absicht, seien an der Tagesordnung gewesen. Die Produktion war «wie eine grosse Maschine, die laufen musste» – sich dagegenzustellen barg die Gerfahr, diskreditiert zu werden. «Das waren heftige Zustände und darin liegt der Ursprung der Me too-Bewegung. Seitdem ist es Produzent*innen nicht mehr möglich, Übergriffe unter dem Deckmantel von künstlerischer Tätigkeit zu vertuschen», zeigt sich Glaus erleichtert. Doch auch heute noch ist es wichtig, für das Wohlbefinden einzustehen und im Falle von Unsicherheit die Agentur stellvertretend handeln zu lassen und einen Verband wie SzeneSchweiz darauf anzusprechen.

Seitens Regie führt das auch zu Überforderung – dabei ist es nicht zielführend, eine Sexszene ‘dokumentarisch’ zu filmen, und zu glauben, sie sei deshalb berührender, krasser, glaubhafter oder natürlicher.»

Weiter gebe es auch Produktionen ohne Caster*innen, die für das Auftreten von Red Flags prädestiniert seien. In Seminaren und Workshops betont Glaus «als Schauspieler*in ist man selbst verantwortlich, und muss klären, mit welcher Art Produktion man es zu tun hat.» Dasselbe gelte für E-Castings mit sogenanntem «Self-Taping» – zwar ein praktikables Vorgehen – aber auch dort müsse besondere Vorsicht gewahrt werden. Das Credo an sich selbst laute: «Ich zeige mich kritisch, mit einer Wachheit und Reife.» Das sei, gemäss Glaus, längst nicht allen Schauspieler*innen gegeben und müsse trainiert werden.

«Filme sind immer ein Spiegel der Realität, die Auswahl von Schauspielenden an Castings sollten keiner Alibi-Übung gleichkommen, die sich auf mehr Diversität beruft.»

Diversität vs. schauspielerische Qualität

Im Hinblick auf Diversität am Set herrscht eine eigene Dynamik bei der Wahl der Besetzungen. «Filme sind immer ein Spiegel der Realität, die Auswahl von Schauspielenden an Castings sollten keiner Alibi-Übung gleichkommen, die sich auf mehr Diversität beruft.» Die Schwierigkeit bestehe darin, die Rollen angemessen zu verteilen, im Hinblick auf kulturelle Herkunft wie auch andere wichtige Charakteristiken einer Person und der zu vergebenden Rolle. «Letztendlich brauchen wir aber Besetzungen, die der Rolle gerecht werden. Das kann unterschiedliches bedeuten – wir Caster*innen stehen am Ende der Kette und müssen bei bereits bestehenden Filmprojekten überzeugende Schauspieler*innen finden.», sagt Glaus. Es gebe Richtlinien vom Bundesamt für Kultur als auch bei Fernsehredaktionen, die Diversität in jedem Bereich einfordern – dies wird sich zukünftig noch mehr etablieren auf allen Ebenen, damit mehr Schauspielende den Mut haben sich zu outen und für mehr Sichtbarkeit sorgen. «In der Filmindustrie gibt es aber diesen verzögerten Rhythmus, da Filme sich immer an der Gesellschaft orientieren», erklärt Glaus. In Bezug auf Minoritäten müsse teils in ganz Europa gecastet werden, um passende Besetzungen zu finden. Es stelle sich durchaus die Frage nach der Gleichbehandlung von Schauspielenden, jedoch gehe es primär um die eingeforderte schauspielerische Qualität.

„Die Gefahr einer schlechten Besetzung ist in solch spezifischen Fällen sehr hoch, was zu einem Rückfall in Sachen Respekt, beziehungsweise einer eventuellen Stigmatisierung der Rolle als auch der Person dahinter führen kann“

Fremde Sprachen und Beeinträchtigung als Herausforderungen 

Auch die Besetzung im Film «Semret» aus dem Jahr 2022 war eine Herausforderung für Glaus und ihre Agentur. Es geht um eine aus ihrem Heimatland Eritrea geflüchteten Frau und ihre Tochter. Dafür musste eine Schauspielerin gefunden werden, die Tigrinya spricht – «was eigentlich unmöglich ist. Wir haben dann eine passende Besetzung aus England gefunden, primär eine Musikerin. Die Gefahr einer schlechten Besetzung ist in solch spezifischen Fällen sehr hoch, was zu einem Rückfall in Sachen Respekt, beziehungsweise einer eventuellen Stigmatisierung der Rolle als auch der Person dahinter führen kann» – eine sehr komplexe Angelegenheit, die sich auch um ethische Fragen dreht. «Die eigene Geschichte fliesst notgedrungen immer mit ein, es geht um Vertrauen im Hinblick auf die eigene Biografie, um Emotionen und Erlebnisse.» Besonders bei Laiendarsteller*innen muss sorgfältig geprüft werden, ob die Rolle überzeugt.

Filmsets können aber, wie Glaus sagt, dennoch oft «wie eine Militär- oder Pfadi-Übung sein, teils dauern die Aufnahmen 10-12h bei miserabler Witterung und an unkomfortablen Orten – sie sind quasi immer wieder als ‘Ausnahmezustand’ zu verstehen».

Ein anderes Beispiel für eine herausfordernde Besetzung der Hauptrolle war die SRF-Serie «Neumatt». In Kooperation mit dem Theater Hora wurden die Anforderungen an Schauspielende mit Beeinträchtigung, beziehungsweise deren Rollen, besprochen. Am Set herrsche oft ein stressiger Rhythmus, der geeignet abfedert werden muss und die Anforderungen an die Bedürfnisse anpasst. In der Hauptrolle war ein Laiendarsteller mit Spielerfahrung, der die Thematik der Beeinträchtigung aber nicht ausgespielt, sondern inhaltlich zurückgebunden und nur minimal thematisiert hat. «Man muss sich über die Bedeutung einer Beeinträchtigung bewusst sein – physisch, emotional als auch kognitiv stellt sie Herausforderungen» und es fragt sich, wie sie im Film «aufgefangen» werden können. Auch bei der Arbeit von Kindern am Set gelten besondere Bedingungen des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco, die eingehalten werden müssen. Filmsets können aber, wie Glaus sagt, dennoch oft «wie eine Militär- oder Pfadi-Übung sein, teils dauern die Aufnahmen 10-12h bei miserabler Witterung und an unkomfortablen Orten – sie sind quasi immer wieder als ‘Ausnahmezustand’ zu verstehen».

Bild: Ariane Pochon (zvg)

19. Zurich Film Festival

Das 19. Zurich Film Festival findet vom 28. September bis 8. Oktober 2023 statt. Insgesamt werden 148 Filme am Zurich Film Festival gezeigt. Darunter 52 Erstlingswerke und 52 Welt- und Europapremieren – so viele wie noch nie (2022 waren es 38 Welt- und Europapremieren).

19. ZFF IN A NUTSHELL

Das Kino Frame hat sein Pre-Opening am 27. September mit der Weltpremiere
von EARLY BIRDS des Schweizer Regisseurs Michael Steiner.

Die Opening Night findet am 28. September im Kongresshaus Zürich mit der Europapremiere von DREAM SCENARIO von Kristoffer Borgli statt. Dabei werden Bundesratspräsident Alain Berset und Stadtpräsidentin Corine Mauch anwesend sein.

Jessica Chastain wird den Golden Icon Award entgegennehmen.

Die deutsche, international bekannte Schauspielerin Diane Kruger wird ein Goldenes Auge erhalten.

Der amerikanische Meisterregisseur Todd Haynes bekommt einen A Tribute to… Award.

Der oscarprämierte Komponist Volker Bertelmann wird mit dem Career Achievement Award ausgezeichnet.

Der international tätige Schweizer Produzent Michel Merkt wird mit dem Career Achievement Award prämiert.

Der deutsche Leonine Studios Gründer Fred Kogel wird mit dem Game Changer Award geehrt.

Die Award Night, an der unsere Wettbewerbsfilme von einer internationalen Jury ausgezeichnet werden, wird am 7. Oktober im Opernhaus Zürich über die Bühne gehen.


Der in drei Kategorien gegliederte internationale Wettbewerb bildet das Herzstück des Festivals. Im Wettbewerb werden Filme neuer, vielversprechender Filmemacherinnen und Filmemacher präsentiert. Bei allen Wettbewerbsfilmen handelt es sich um die maximal dritte Regiearbeit, mit welchen die Filmschaffenden um das Goldene Auge, den mit CHF 25’000 dotierten Hauptpreis des ZFF,
konkurrieren. Die Gewinnerfilme werden anlässlich der Award Night am 7. Oktober 2023 im Opernhaus Zürich von einer internationalen Jury ausgezeichnet. Alle Filme im Wettbewerb sind auch für den Audience Award nominiert.

Fokus Wettbewerb
Die Nachbarn und wir, aka das Gute liegt so nah! Im Fokus-Wettbewerb geht das Goldene Auge
an den besten Spiel- oder Dokumentarfilm aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz.
Sechs der Filme zeigen wir als Weltpremieren. Zusätzlich wird der mit 10’ 000 CHF dotierte
ökumenische Filmpreis der Zürcher Kirchen in dieser Kategorie vergeben.

Spielfilm Wettbewerb
Eine vielseitige filmische Reise: Im Spielfilm-Wettbewerb entdeckt man die aufregendsten
neuen Stimmen des Kinos der Gegenwart. Hier treten 14 hochkarätige Spielfilme aus aller Welt
gegeneinander an, um das Goldene Auge zu gewinnen.

Dokumentarfilm Wettbewerb
Neugierige Blicke auf unser Leben: Im Dokumentarfilm Wettbewerb präsentieren wir 14
augenöffnende, brandneue Werke von Dokumentarfilmschaffenden der Gegenwart aus der
ganzen Welt.

Daneben finden „ausser Konkurrenz“ Gala Premieren, Special Screenings mit formal innovativen Entdeckungen aus den Bereichen Spiel- und Dokumentarfilm, das Format Hashtag das sich diesjährig dem Thema #Masculinity widmet, Neue Welt Sicht mit neun Filmen die das innovative Kino aus Korea beleuchten, die Sektion Sounds, die die Beziehung vom Film zur Musik in all ihren Facetten feiert, ZFF für Kinder, die Sektion Border Lines präsentiert Filme, die sich mit Menschenrechtsthemen auseinandersetzenmit mit aktivistischen und humanitären Projekten, territorialen und sozialen Spannungen und Konflikten zwischen Individuum und Staat und nicht zu guter Letzt Window to the World, das seine zwei Fenster nach Hongkong und San Sebastiàn öffnet und Einblicke in andere Film-Traditionen und -Kulturen gewährt.

Das Rahmenprogramm bietet das Format ZFF Masters, bei dem in moderierten Gesprächen internationale Grössen aus allen Sparten des Filmgeschäfts zur Sprache kommen und Einblick in ihre Arbeit bieten. Daneben der Cinema in Concert11. Internationale Filmmusikwettbewerb (IFMW). Drei aufstrebende Komponisten konkurrieren um das Goldene Auge für die „Beste Internationale Filmmusik 2023“.

Zürichs neues Premierenkino für Autorenfilme, Dokumentarfilme und ausgewählte Blockbuster Frame bietet ein attraktives Member-Programm für Filmfans aller Altersklassen mit einer gemütlichen Bar und Lounge zum Verweilen oder als Location für ausgewählte Veranstaltungen. Es wird vom gehobenen Mainstreamkino über Arthouse-Filme bis hin zu Dokumentar- und Essayfilmen eine breite Angebotspalette gezeigt. Und selbstverständlich werden Filme aus dem ZFF-Programm später auch im Frame laufen und vom Festival beworben. Der erfahrene und leidenschaftliche Charakter, den unser ZFF-Programmteam an den Tag legt, wird also auch im Kinoprogramm spürbar sein. Zudem soll das Frame zum Kino für die ganze Familie werden, weshalb auch Anlässe für Kinder und Jugendliche geplant sind.

Summer Edition: Und Bitte! – Couch und Kaffee. Schauspielpodcast.

Das Schauspieldoppelpack Tina Kümpel & Christian Jankovski Christian war auch im Sommer fleissig im Gespräch über unterschiedliche Themen rund um den Schauspieler*innen-Alltag mit Blick in die Zukunft!

Performing Arts Practice in Conflict Zones – Theater des Austauschs

Text von Ettore Chiummo

„Und so habe ich entschieden“ – Es sind nun mehr als drei Jahre seit dem ersten Alarm auf dem Fischmarkt von Wuhan vergangen, ein Ereignis, das das Leben aller Menschen grundlegend verändert hat. Der Übergang von der alten zur neuen Welt hat sich übermenschlich beschleunigt, und mit ihm haben sich die Gräben innerhalb der globalen Gesellschaft vertieft, was zu noch mehr bewaffneten oder subtileren Konflikten geführt hat. Aus diesem und anderen Gründen beschloss ich an jenem Wintermorgen des Jahres 2022, als ich auf der kalten Veranda des Cafés saß, dass mich der Vorschlag von Daniel Bausch interessierte. Als Leiter der Weiterbildung an der Accademia Dimitri schlug er mir vor, an der nächsten Ausgabe des CAS (Certificate of Advanced Studies) in Performing Arts in Conflict Zones teilzunehmen.

Der Übergang von der alten zur neuen Welt hat sich übermenschlich beschleunigt, und mit ihm haben sich die Gräben innerhalb der globalen Gesellschaft vertieft, was zu noch mehr bewaffneten oder subtileren Konflikten geführt hat.

Was ist CAS PAC 3?

Es handelt sich um einen Studiengang, der Kulturschaffende ausbilden soll, die mit Hilfe des Theaters in Konfliktkontexten agieren können. Der Studiengang besteht aus vier Modulen, von denen drei in der Schweiz stattfinden und eines in einem geografischen Gebiet, das weit von unserer Komfortzone entfernt ist. Die ersten beiden Module dienen der Vorbereitung, das dritte beinhaltet eine dreiwöchige Felderfahrung und das vierte ist eine Reflexion über die Praxis. Die beiden vorangegangenen Ausgaben fanden im irakischen Kurdistan, in Maxmûr, statt. Die Dozentin Anina Jendreyko ist mit diesem Ort und der kurdischen Bevölkerung vertraut, die sich seit Jahrzehnten gegen die ständigen Angriffe und Übergriffe der mit der Türkei verbündeten Regierungen wehrt. Der Krieg ist latent vorhanden und kann jederzeit wieder aufflammen: Gerade diese Unvorhersehbarkeit ist ein Merkmal einer Konfliktzone, und deshalb ist es wichtig, „völlig offen“ zu bleiben, bereit, Pläne zu ändern. Leider hat Erdoğan im Vorfeld der Wahlen neue Angriffe auf ganz Kurdistan gestartet, die auch Maxmûr betrafen, so dass es nicht möglich war, dorthin zu fahren. Unser Ziel war stattdessen Addis Abeba, die Hauptstadt Äthiopiens, ein ganz anderes Land, das sich jedoch in einer ähnlich heiklen Situation befindet.

Daher haben die Menschen ein großes Bewusstsein entwickelt für die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen und die Notwendigkeit, sie zu teilen. Ein Gedanke, der mir und meinen europäischen Kollegen auch beim Duschen und Essen nicht erspart geblieben ist.

Der Konflikt in Äthiopien

Die Gesichter, die man in den Straßen von Addis Abeba vorbeiziehen sieht, verraten das Zusammenleben einer Vielzahl verschiedener ethnischer Gruppen, und es ist überraschend zu erfahren, dass auf äthiopischem Boden über achtzig Sprachen gesprochen werden. Die Religion ist ein fester Bestandteil des täglichen Lebens, und die am weitesten verbreiteten Konfessionen sind das äthiopisch-koptische Christentum und der Islam, und zwar in gleicher Zahl. All diese innere kulturelle Vielfalt macht Äthiopien zu einem Land von unermesslichem Reichtum, aber auch von großen Konflikten. Zu den verheerendsten gehört der Konflikt, der 2020 in Tigray zwischen der Volksbefreiungsfront von Tigray und dem derzeitigen Präsidenten Abiy Ahmed ausbrach. Mit mehr als 800 000 Toten hat er das Leben des ganzen Landes beeinflusst, auch wenn er nur in einem begrenzten Gebiet ausgetragen wurde. Addis Abeba war nie direkt betroffen, so dass der Krieg weiter weg zu sein schien, als er tatsächlich war. Stattdessen wurden wir Zeugen eines anderen, sehr offensichtlichen Dramas: der Armut. Straßen, in denen es von hungrigen und durstigen Bettlern wimmelt, enge Häuser für große Familien, der abgrundtiefe Prostitutionsring… Dies ist eine Realität, die das Leben aller Menschen durchdringt und mit der sich jeder täglich auseinandersetzen muss. Daher haben die Menschen ein großes Bewusstsein entwickelt für die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen und die Notwendigkeit, sie zu teilen. Ein Gedanke, der mir und meinen europäischen Kollegen auch beim Duschen und Essen nicht erspart geblieben ist. Generell ist das Teilen ein fester Bestandteil der hiesigen Lebensweise, und der Gemeinschaftssinn ist viel stärker ausgeprägt als in Europa heutzutage. Das haben wir von den ersten Tagen mit unseren neuen Freunden vom Zirkus Fekat an gespürt.

Diese jungen Zirkusprofis hatten nämlich noch nie die Gelegenheit gehabt, Theater zu studieren, denn obwohl sie sich gerne darin versuchen wollten, gibt es in Äthiopien fast keine Ausbildung in diesem Bereich.

Lernen, sich auszutauschen

Neben den europäischen Teilnehmern gehören zum CAS auch Einheimische, in diesem Fall junge Zirkuskünstler, die beim Zirkus Fekat lernen, trainieren und auftreten. Es handelt sich um einen sehr aktiven Zirkus, der vor fünfzehn Jahren von dem gerade 18-jährigen Akrobaten Dereje Denge gegründet wurde. Von ihm und all unseren neuen Freunden lernten wir eine andere Art, die Welt zu betrachten, zu teilen, zu essen, zu feiern und zu tanzen. Andererseits brachten wir auch unser eigenes kulturelles Gepäck mit und vor allem das, was Dereje von uns verlangte: Theater. Diese jungen Zirkusprofis hatten nämlich noch nie die Gelegenheit gehabt, Theater zu studieren, denn obwohl sie sich gerne darin versuchen wollten, gibt es in Äthiopien fast keine Ausbildung in diesem Bereich. So verbrachten wir unsere Tage mit Theater, boten mehrere Ad-hoc-Trainingseinheiten an und erarbeiteten ein Stück, das dreimal aufgeführt wurde und im Repertoire des Zirkus Fekat geblieben ist. Durch die Theaterübungen am Anfang und die gemeinsamen Pausen und Freizeiten später lernten wir uns kennen und konnten uns verständigen, denn nicht nur war Englisch nicht immer die gemeinsame Sprache, sondern auch unsere Verhaltensmuster waren sehr unterschiedlich.

Eine multikulturelle Gesellschaft ist nicht gleichbedeutend mit Gleichberechtigung, solange das interkulturelle Denken nicht verinnerlicht ist. Die Unterschiede zwischen sich und dem anderen zu respektieren, sie zu akzeptieren, ohne sie zu verstecken, und zu lernen, mit ihnen auf beiden Seiten umzugehen, ist der erste Keim des Friedens.

In der Schweiz wäre es zum Beispiel undenkbar, dass eine Person, die man gerade erst kennengelernt hat, einem Goursha anbietet, also direkt aus der Hand füttert. Wir würden eine solche Geste den Eltern oder vielleicht der Intimität des Paares vorbehalten… Elemente wie diese bereicherten die theatralische Inszenierung, die vollständig in einen äthiopischen Kontext eingebettet war und einen Verhaltenskodex bildete, der für uns alle lesbar war. Das ist die Bedeutung der Interkulturalität, d. h. des gleichberechtigten Austauschs zwischen verschiedenen Kulturen, der die Grundlage für gegenseitiges Verständnis und die Lösung möglicher Konflikte schafft. Eine multikulturelle Gesellschaft ist nicht gleichbedeutend mit Gleichberechtigung, solange das interkulturelle Denken nicht verinnerlicht ist. Die Unterschiede zwischen sich und dem anderen zu respektieren, sie zu akzeptieren, ohne sie zu verstecken, und zu lernen, mit ihnen auf beiden Seiten umzugehen, ist der erste Keim des Friedens.

Sie erinnerten mich daran, dass ich weder ein Siedler noch ein Missionar sein will, sondern ein Theatermacher, der im Namen der Interkulturalität gelernt hat, Konflikte mit Hilfe des Theaters zu bewältigen.

Widersprüche akzeptieren

Raum für Unterschiede zu schaffen bedeutet auch, die großen Widersprüche anzuerkennen, die bei einer solchen Arbeit auftreten können. Ich musste lernen, meine soziale Stellung, meine Herkunft und meine Geschichte zu akzeptieren. Für mich als Italiener war die Konfrontation mit der kolonialen Vergangenheit meines Landes ein großer Schlag ins Gesicht. In den italienischen Schulen wird sie mit einer erschreckenden Oberflächlichkeit behandelt. Italien hat im letzten Jahrhundert zweimal versucht, in Äthiopien einzumarschieren, und obwohl die Äthiopier stolz darauf sind, das einzige afrikanische Land zu sein, das niemals kolonisiert wurde, hatte die faschistische Besetzung verheerende Auswirkungen. Als ich vor der St.-Georgs-Kirche stand, einem Denkmal des äthiopischen Widerstands, konnte ich nicht anders, als mich mitverantwortlich zu fühlen für all die Konflikte, die Äthiopien von der italienischen Invasion bis heute blutig gemacht haben. Doch von all diesen Gedanken konnte ich nur Notiz nehmen, die Widersprüche zwischen meinen guten Absichten und der Geschichte akzeptieren. Ohne sie zu ignorieren, sondern um sie zu beobachten. Sie erinnerten mich daran, dass ich weder ein Siedler noch ein Missionar sein will, sondern ein Theatermacher, der im Namen der Interkulturalität gelernt hat, Konflikte mit Hilfe des Theaters zu bewältigen.

Das Bewusstsein des Theaterspiels schafft eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der sich ein Raum für Kommunikation und Zuhören öffnet, wesentliche Elemente der Konfliktlösung. Diese transformative Fähigkeit des Theaters bringt unsere innersten Ressourcen an die Oberfläche, von denen wir nicht dachten, dass wir sie haben, und die es uns ermöglichen, in schwierigen Situationen neue Lösungen zu finden.

Warum Theater?

Bekanntlich basiert jedes Theater auf Konflikten, und gerade deshalb ist es ein außergewöhnliches Mittel, mit ihnen umzugehen. Das Spiel (to play, jouer, Spielen), ein Duell mit Messern oder Worten, erlaubt es uns, Konflikte mit Leichtigkeit anzugehen und auch schwerere und sogar traumatische Themen mit großer Freiheit zu berühren. Das Bewusstsein des Theaterspiels schafft eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der sich ein Raum für Kommunikation und Zuhören öffnet, wesentliche Elemente der Konfliktlösung. Diese transformative Fähigkeit des Theaters bringt unsere innersten Ressourcen an die Oberfläche, von denen wir nicht dachten, dass wir sie haben, und die es uns ermöglichen, in schwierigen Situationen neue Lösungen zu finden. Ein Weg, an dem auch das Publikum während der Aufführungen teilnimmt, vor allem, wenn sie, wie in unserem Fall, einen partizipativen Schluss im Sinne des Forumtheaters haben. Wie an diesem Tag in Addis Guzo, einem Hilfszentrum für behinderte Menschen, die in Äthiopien ein Leben in extremer Not führen. Zu sehen, mit welchem Engagement diese Menschen an der Abschlussdiskussion teilnahmen und aktiv ihre Meinung in dieser nicht privilegierten Gemeinschaft einbrachten, war der größte Motivationsschub, den ich für die Fortsetzung dieser Arbeit erhalten konnte. So bleibt mir nur zu hoffen, dass das Theater für seine unbestreitbare Wirksamkeit als Instrument zur Bewältigung der prekärsten Situationen anerkannt wird, auch in Europa. Zu lernen, Unterschiede zu respektieren, ist für mich der Schlüssel zum Aufbau einer friedlicheren Zukunft, und ich glaube, dass wir alle, abgesehen von Utopien, heute das Bedürfnis danach verspüren. Was wir in diesen drei Wochen in Addis Abeba mit den Jungen und Mädchen des Fekat-Zirkus geschaffen haben, ist der Beweis dafür.

Performing Arts Practice in Conflict Zones – Teatro di scambio

Testo di Ettore Chiummo

„E così ho deciso“ –  Sono passati ormai più di tre anni dal primo allarme al mercato del pesce di Wuhan, un evento che ha determinato una grande svolta nella vita di tutti gli esseri umani. Il passaggio dal vecchio al nuovo mondo ha subito un’accelerazione supersonica e, con esso, le spaccature all’interno della società globale si sono allargate, generando un numero di conflitti ancora maggiore rispetto a prima, armati o più subdoli e sottili. Per questa ed altre ragioni, quella mattina d’inverno del 2022, mentre sedevo nel freddo della veranda di quel bar, ho deciso che la proposta di Daniel Bausch mi interessava. In quanto responsabile della formazione continua dell’Accademia Dimitri, mi proponeva di prendere parte alla prossima edizione del CAS (Certificate of Advanced Studies) in Performing Arts in Conflict Zones.

Il passaggio dal vecchio al nuovo mondo ha subito un’accelerazione supersonica e, con esso, le spaccature all’interno della società globale si sono allargate, generando un numero di conflitti ancora maggiore rispetto a prima, armati o più subdoli e sottili.

Cos’è il CAS PAC 3?

Si tratta di un percorso di studi che mira a formare operatori culturali che, attraverso il teatro, riescano ad agire in contesti di conflitto. Il corso prevede quattro moduli, tre dei quali sul suolo svizzero ed uno in un’area geografica lontana dalla nostra zona di comfort. Nello specifico i primi due sono di preparazione, il terzo prevede un’esperienza di tre settimane sul campo ed il quarto è di riflessione sulla pratica. Le due precedenti edizioni si erano svolte nel Kurdistan iracheno, a Maxmûr. Anina Jendreyko, la docente, conosce bene questo luogo e la popolazione curda, che resiste da decenni contro i continui attacchi e abusi da parte dei governi alleati della Turchia. La guerra è latente e può riaccendersi da un momento all’altro: questa imprevedibilità è proprio una caratteristica di una zona di conflitto e per questo è importante “rimanere totalmente aperti”, pronti a cambiare i piani. Purtroppo Erdoğan, in vista delle elezioni, ha sferrato nuovi attacchi su tutto il Kurdistan, colpendo anche Maxmûr, e pertanto non è stato possibile recarvisi. La nostra meta è stata invece Addis Abeba, capitale dell’Etiopia, un Paese molto diverso, ma in una situazione altrettanto delicata.

Pertanto, le persone hanno sviluppato una grande consapevolezza delle risorse di cui dispongono e della necessità di condividerle. Un pensiero che non ha risparmiato neanche me e colleghi e colleghe europee, durante la doccia e i pasti.

Il conflitto in Etiopia

I volti che sfilano per le strade di Addis Abeba tradiscono la convivenza di una moltitudine di etnie diverse e stupisce scoprire che sul suolo etiope si parlano oltre ottanta lingue. La religione è parte integrante della vita quotidiana e le confessioni più diffuse sono il cristianesimo copto etiope e l’islam, a parità di numeri. Tutta questa diversità culturale interna rende l’Etiopia una terra di immensa ricchezza, ma anche di grandi conflitti. Tra i più devastanti, quello scoppiato in Tigray nel 2020 tra il Fronte Popolare di Liberazione del Tigray e l’attuale presidente Abiy Ahmed. Con un lascito di oltre 800.000 morti, ha chiaramente influenzato la vita di tutto il Paese, pur essendo combattuto in un’area circoscritta. Addis Abeba non ne è mai stata colpita direttamente e pertanto la guerra ci è sembrata più distante di quanto effettivamente fosse. Invece, siamo stati testimoni di un altro dramma molto evidente: la povertà. Strade che pullulano di mendicanti affamati e assetati, case strette per nuclei famigliari numerosi, l’abissale giro di prostituzione… È questa una realtà che permea le vite di tutti e con la quale ognuno si deve confrontare quotidianamente. Pertanto, le persone hanno sviluppato una grande consapevolezza delle risorse di cui dispongono e della necessità di condividerle. Un pensiero che non ha risparmiato neanche me e colleghi e colleghe europee, durante la doccia e i pasti. In generale, la condivisione è parte integrante del modo di vivere locale ed il senso di comunità è molto più sviluppato che in Europa al giorno d’oggi. Lo abbiamo percepito fin dai primi giorni con i nostri nuovi amici del Fekat Circus.

Imparare a scambiare

Oltre ai partecipanti europei, al CAS prendono parte anche persone del luogo, nel caso di questa edizione, giovani artiste ed artisti di circo che studiano, si allenano e si esibiscono con il Fekat Circus. Si tratta di una realtà di circo molto attiva, fondata quindici anni fa dall’acrobata appena diciottenne Dereje Denge. Da lui e da tutti i nostri nuovi amici ed amiche, abbiamo appreso un modo diverso di guardare il mondo, di condividere, di mangiare, di celebrare e di danzare. D’altro canto, anche noi abbiamo portato il nostro bagaglio culturale e, nello specifico, quello per cui Dereje ci ha chiamati: il teatro. Infatti, questi giovani professionisti e professioniste del circo non avevano mai avuto la possibilità di studiare teatro prima, perché, pur avendo una gran voglia di cimentarsi, in Etiopia l’offerta formativa in questo campo è pressoché inesistente. Abbiamo così passato le nostre giornate a fare teatro, proponendo diversi allenamenti ad hoc e creando una pièce, che è stata presentata tre volte ed è rimasta nel repertorio del Fekat Circus. Attraverso gli esercizi teatrali prima e condividendo anche le pause ed il tempo libero poi, abbiamo imparato a conoscerci e a comunicare, poiché non solo l’inglese non era sempre la lingua in comune, ma i nostri modelli di comportamento risultano molto diversi tra loro.

Una società multiculturale non è sinonimo di pari diritti fino a quando il pensiero interculturale non viene assimilato. Rispettare le differenze tra sé e l’altro, accettarle senza nasconderle, imparare a gestirle da entrambi le parti è il primo seme di pace.

Per esempio, in Svizzera sarebbe impensabile che una persona appena conosciuta ti offra il goursha, imboccandoti direttamente dalle sue mani. Riserveremmo un simile gesto ai genitori o, magari, all’intimità della coppia… Elementi come questo sono andati ad arricchire la messa in scena teatrale, totalmente calata in un contesto etiope, formando un codice di comportamenti leggibili per tutti noi. Questo è il significato di interculturalità, cioè lo scambio paritario tra diverse culture, creando le basi per comprendersi e risolvere potenziali conflitti. Una società multiculturale non è sinonimo di pari diritti fino a quando il pensiero interculturale non viene assimilato. Rispettare le differenze tra sé e l’altro, accettarle senza nasconderle, imparare a gestirle da entrambi le parti è il primo seme di pace.

È stato un monito per ricordarmi che non voglio essere né un colono né un missionario, bensì un operatore teatrale venuto ad apprendere come gestire un conflitto attraverso il teatro, nel segno dell’interculturalità.

Accettare le contraddizioni

Dare spazio alle differenze significa anche riconoscere le grandi contraddizioni che possono sorgere durante un simile lavoro. Ho dovuto imparare ad assumere la mia posizione sociale, la mia provenienza e la mia storia. In quanto italiano, il confronto con il passato coloniale del mio Paese è stato un grande schiaffo. Nella scuola italiana, infatti, si affronta con una superficialità spaventosa. L’Italia, nell’ultimo secolo, ha tentato di invadere l’Etiopia per ben due volte e, nonostante gli etiopi affermino con orgoglio il loro primato di unica nazione africana mai colonizzata, l’occupazione fascista ha avuto effetti devastanti. Di fronte alla chiesa di San Giorgio, monumento alla resistenza etiope, non ho potuto fare a meno di sentirmi co-responsabile di tutti i conflitti che hanno insanguinato l’Etiopia dall’invasione italiana ad oggi. Tuttavia, di tutti questi pensieri potevo solo prendere atto, accettare le contraddizioni tra le mie buone intenzioni e la storia. Senza ignorarle, ma osservandole. È stato un monito per ricordarmi che non voglio essere né un colono né un missionario, bensì un operatore teatrale venuto ad apprendere come gestire un conflitto attraverso il teatro, nel segno dell’interculturalità.

La consapevolezza del gioco crea un ambiente di fiducia, dentro del quale si apre uno spazio per la comunicazione e l’ascolto, elementi essenziali nella risoluzione di un conflitto. Tale capacità trasformativa del teatro porta a far affiorare le nostre risorse più recondite, che non credevamo di avere e che ci permettono di trovare nuove soluzioni di fronte a situazioni di difficoltà.

Perché il teatro?

Come è risaputo, tutto il teatro si basa sul conflitto e, proprio per questo, esso è un mezzo straordinario per trattare il tema. Giocare (to play, jouer, Spielen) a combattere un duello di coltelli o di parole, ci permette di approcciare al conflitto con leggerezza, toccando anche argomenti più pesanti e persino traumatici con grande libertà. La consapevolezza del gioco crea un ambiente di fiducia, dentro del quale si apre uno spazio per la comunicazione e l’ascolto, elementi essenziali nella risoluzione di un conflitto. Tale capacità trasformativa del teatro porta a far affiorare le nostre risorse più recondite, che non credevamo di avere e che ci permettono di trovare nuove soluzioni di fronte a situazioni di difficoltà. Un percorso al quale prende parte anche il pubblico durante gli spettacoli, soprattutto se hanno un finale partecipativo sul modello del teatro forum come nel nostro caso. Come quel giorno ad Addis Guzo, centro di assistenza per persone disabili, che in Etiopia hanno una vita di estreme difficoltà. Assistere al coinvolgimento con cui queste persone hanno partecipato alla discussione finale, proponendo attivamente le loro opinioni all’interno di quella comunità non privilegiata, è stata la più grande spinta motivazionale che io potessi ricevere per proseguire questo lavoro. Non mi resta dunque che augurarmi che al teatro venga riconosciuta la sua incontrovertibile efficacia come strumento per affrontare le situazioni più precarie, anche in Europa. Imparare a rispettare le differenze è per me la chiave per costruire un futuro più pacifico e credo che, all’infuori delle utopie, tutti e tutte ne sentiamo oggi il bisogno. Ciò che abbiamo creato durante queste tre settimane ad Addis Abeba, con i ragazzi e le ragazze del Fekat Circus, ne è la prova.

Schweizer Grand Prix Darstellende Künste

Die Choreographin Cindy van Acker aus Genf erhält den Schweizer Grand Prix Darstellende Künste / Hans-Reinhart-Ring 2023. Sie ist sowohl in der etablierten Theaterszene als auch mit ihrer Cie Greffe in der freien Tanzszene international erfolgreich.

Cindy Van Acker, 1971 in Belgien geboren, ist seit vielen Jahren eine der herausragendsten Choreografinnen der Schweiz. 1991 kam sie als Tänzerin zum Ballet du Grand Théâtre in Genf. Von Romeo Castellucci eingeladen, präsentierte sie 2005 an der Biennale in Venedig ihr Solo «Corps 00:00». Dieser Auftritt begründete ihren internationalen Erfolg und eine bis heute andauernde Zusammenarbeit mit Castellucci, vor allem in verschiedenen Operninszenierungen wie zum Beispiel «Don Giovanni» bei den Salzburger Festspielen 2021.

Die Handschrift der feinsinnigen und widerständigen Choreografin zeigt sich in der minutiösen, fast wissenschaftlichen Ausarbeitung ihrer Kreationen, in denen Körper, Musik und Raum zusammenwirken.

Ende Oktober hat ihre neuste Zusammenarbeit an der Oper La Monnaie/De Munt in Brüssel Premiere: «Das Rheingold» von Richard Wagner. Die Handschrift der feinsinnigen und widerständigen Choreografin zeigt sich in der minutiösen, fast wissenschaftlichen Ausarbeitung ihrer Kreationen, in denen Körper, Musik und Raum zusammenwirken.

Choreographin Cindy van Acker

Neun weitere Schweizer Preise Darstellende Künste 2023

Weitere Schweizer Preise Darstellende Künste 2023 gehen an Rébecca Balestra, Bruno Cathomas, Ntando Cele, Tiziana Conte, Barbara Giongo & Nataly Sugnaux Hernandez, Sandro Lunin, den Circus Monti, Jeremy Nedd und die Tellspiele Altdorf.

Neun Schweizer Preise Darstellende Künste gehen an Personen oder Institutionen, die sich in einem Bereich des vielfältigen Schaffens der Darstellenden Künste in der Schweiz verdient gemacht haben: Die «aufstrebende Komödiantin» Rébecca Balestra (*1988) arbeitet als Schauspielerin, Autorin und Regisseurin. Der «grossartige (Volks-)Schauspieler» Bruno Cathomas (*1965) wirkt seit 1992 an vielen renommierten deutschsprachigen Bühnen. Die in Durban geborene, heute in Bern lebende «unbequeme und humorvolle Performerin» Ntando Cele (*1980) thematisiert alltäglichen, versteckten Rassismus. Die «unermüdliche Tanzpromotorin» Tiziana Conte (*1966) setzt sich seit vielen Jahren für die Entwicklung des zeitgenössischen Tanzes im Kanton Tessin ein.

Barbara Giongo & Nataly Sugnaux Hernandez (*1966/*1973) sind «wertvolle Theaterleiterinnen» am Le Grütli in Genf, das als Produktionszentrum einen exzellenten Ruf hat. Der «weltenverbindende Programmmacher» Sandro Lunin (*1958) engagiert sich seit 40 Jahren für die freie Tanz- und Theaterszene und den Austausch mit dem globalen Süden. Das Familienunternehmen Circus Monti (gegr. 1985) ist bekannt für seine «innovative(n) Zirkusgeschichte(n)».

Der aus New York stammende Performer und Choreograf Jeremy Nedd (*1985) lebt in Basel und ist als «global aktiver Tanz-Shootingstar» wegweisend für eine von Diversität geprägte Zusammenarbeit. Die Tellspiele Altdorf (gegr. 1899) sind ein «hochprofessionelles Laientheater», das zu den ältesten und vorbildlichsten Laientheatern der Schweiz zählt.

Mitmachen: Ausschreibung Schweizer Preise Darstellende Künste 2023

Die nächsten Anmeldungen zum «June Johnson Newcomer Prize», zur Tanzproduktion 2023 und zum Kulturerbe Darstellende Künste können vom 26. September bis zum 24. Oktober 2023 auf der Förderplattform (FPF) des BAK eingereicht werden.