Schauspielhaus liefert endlich Lohntransparenz
Nach langem Zögern endlich Klarheit: Das Schauspielhaus Zürich macht die Löhne der Intendanz transparent. Beim Kunsthaus und der Tonhalle ist das bereits Praxis.
Im September startete die neue Intendanz mit Pınar Karabulut und Rafael Sanchez in die neue Theatersaison. Die beiden sind keine ganz grossen Namen, aber man kennt sie in der Kulturszene. Die Öffentlichkeit konnte den Anstellungsprozess in den Medien mitverfolgen, nur die Saläre wurden immer geheimgehalten. Auch der Lohn ihrer Vorgänger wurde nie offengelegt.
Dazu: 40 Millionen Subventionen aus öffentlichen Geldern erhält das Schauspielhaus und ist damit eine der führenden Kulturinstitutionen nicht nur in Zürich, sondern in der ganzen Schweiz.
Das Schauspielhaus will das nun ändern, wie der Tagesanzeiger heute berichtet. Mit dem nächsten Geschäftsbericht, der im Januar 2026 erscheint, sollen die Gehälter von Karabulut und Sanchez publik werden. «Wir betrachten eine Offenlegung der Löhne als zeitgemäss», sagt Sascha Ehlert, Mediensprecher des Schauspielhauses.
Druck aus dem Stadtrat
Das Schauspielhaus reagiert damit auf den Druck des Zürcher Stadtrats. 2022 forderte dieser, dass hochsubventionierte Institutionen die Gehälter der Geschäftsleitung und der Leitungsebene publizieren müssen. Und zwar dann, wenn sie jährlich mehr als zwei Millionen Franken Subventionen erhalten und damit mehr als die Hälfte ihres Betriebs finanzieren.
Auf das Schauspielhaus treffen diese Bedingungen schon lange zu. Zürich zahlt jährlich rund 40 Millionen Franken in die Theaterkasse und finanziert damit 80 Prozent des Betriebs.
Warum erst jetzt?
Neuere Subventionsverträge verlangen, dass die Entschädigungen für Vorstand, Geschäftsleitung und den höchsten Einzellohn transparent sein müssen. Diese Klausel fehlt im bisherigen 25-jährigen Subventionsvertrag des Schauspielhauses. Das Schauspielhaus sei auf eigene Initiative aktiv geworden, heisst es aus der Medienstelle.
Mehr Geld als die Stadtpräsidentin?
Natürlich wartet die Kulturszene gespannt auf die Daten. Beim Kunsthaus oder der Tonhalle bewegen sich die Saläre für die Chefs im Bereich zwischen 300 000 und 400 000 Franken jährlich. Als Vergleich: Stadtpräsidentin Corine Mauch verdient rund 303’500 Franken.
Für eine Institution, in der die Mindestgagen bei 4600 Franken brutto liegen, wäre es sicher auch interessant zu wissen, wie die 40 Millionen Franken am Ende im Ensemble ankommen. Kulturinstitutionen sollten sich sicher nicht an den Lohnscheren der Privatindustrie orientieren. Ziel wäre es, dass alle Beschäftigten im Kulturbereich ein Einkommen erzielen, dass ihnen nicht nur ein anständiges Leben ermöglicht, sondern auch eine Familiengründung, ohne dabei in eine prekäre Situaion zu geraten.
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