Theater im Amphitheater – Back to the Roots.
Von London nach Griechenland, in die Wiege des klassischen europäischen Theaters – Corinne Soland erzählt diesen Monat vom Abenteuer, in einem Amphitheater zu spielen.
An der RADA zu studieren, bedeutet auch immer wieder, überrascht zu werden: Ich hatte mich nicht eingeschrieben, um international auf Mini-Tournée zu gehen. Doch genau davon möchte ich euch in diesem Monat erzählen.
Über mehrere Wochen haben wir mit dem Schauspiellehrer und Coach Christopher Sivertsen in England zum Thema Griechischer Chorus gearbeitet. Entstanden ist eine Performance, die Euripides’ Bakchen und Medea sowie die Orestie von Aischylos verbindet, durch physische Elemente, Gesang und Lamentationen.
Chris war langjähriges Mitglied der polnischen Theatergruppe Song of the Goat (Teatr Pieśń Kozła) und traf dort auf Ian Morgan, den heutigen Kursleiter unseres Masterprogramms. Seit 13 Jahren gehen die beiden zusammen mit der Theatre Lab Gruppe nach Griechenland, um ihre Arbeit am Youth Theatre Festival in Messini zu zeigen.
Wir durften zwei Shows spielen: die erste vormittags in “Ancient Messene”, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, die zweite abends in Messini auf dem Dorfplatz.
Das historische Messini liegt in den mit Oliven- und Zitronenbäumen bewachsenen Hügeln im Süden der peloponnesischen Halbinsel. Etwa drei Stunden von Athen entfernt und nur fünfzehn Minuten vom nahegelegenen Flughafen Kalamata. Wir übernachteten in Messana, einem wunderbaren Hotel und durften in der Ithomi Taverne im Dorf absolut fantastisches Essen geniessen. (Wenn euch das inspiriert, Griechenland-Ferien zu buchen, do it ;))
Vom Hotel spazierten wir 15 Minuten hinunter in die archäologische Stätte und wärmten uns auf. Unser Spielort war nicht das massive Amphitheater fünf Gehminuten entfernt, sondern das mittelgrosse Amphitheater, in dem früher debattiert wurde. Aufgeregt, aber auch sehr beeindruckt von der Möglichkeit, hier zu spielen, und der Atmosphäre rund um das Theater, flossen wir gemeinsam in einen fokussierten Zustand.
Um 9.30 Uhr morgens trudelten die Schüler:innen ein und wir starteten die Performance mit einem Gesang aus Medea. 45 Minuten lang war das Stück und die Zuschauenden waren aufmerksam dabei. Bereits am Tag zuvor, bei den Proben, schien uns freundlich die Sonne auf den Kopf, der beste Scheinwerfer der Welt. Es fühlte sich gut an, an diesem Ort, so verbunden mit der Natur und der Geschichte, zu tanzen und zu singen und diese Geschichten zu erzählen.
Unsere englische Physical Theatre-ähnliche Version kam gut an und es war spannend, zuvor und danach auch die Stücke der anderen Gruppen anzuschauen – griechische Mythologie erzählt auf Griechisch, Spanisch und Chinesisch.
Beschwingt machten wir uns danach auf zu unserer zweiten Spielstätte.
Das Dorf Messini befindet sich nicht unweit von der Küste – zum Meer haben wir es allerdings nicht geschafft. Unsere Performance wurde im Rahmen des Festivals um 19 Uhr nochmals gezeigt und dieses Mal fühlte sich unsere Show lebendiger an, wach und entspannt. Gleichzeitig haben wir mehr Raum eingenommen und das Stück “zu unserem gemacht” – bevor es dann abgespielt war.
Die Erfahrung war eine wichtige für die Gruppe. Gemeinsam zu reisen bringt doch einige Tücken mit sich und bei so viel Programm in vier Tagen hätte es einige Momente geben können, die durch Anspannung oder Überforderung zu Unruhen führen. Doch dem war nicht so und so können wir heute mit der neuen Erfahrung im Gepäck gestärkt als Gruppe in die neuen Unterrichtseinheiten eintauchen.
Einen Tag nach der Rückkehr geht es also direkt weiter mit der Arbeit an Clown (mit Peta Lily) und Animal Transformation Work (mit Tim Dodd von der Compagnie Gabrielle Moleta). Aufregend! Davon mehr nächsten Monat – bis dahin Grüsse von hier <3
Toll! Bin schon gespannt auf deinen nächsten Bericht aus England