Trump, Disney, Kimmel: Die Macht der Mimen

Der Disney-Konzern lässt Kimmel wieder auftreten, nachdem sie ihn zuvor auf Trumps Druck hin gecancelt hatten. Was hat das mit Schauspieler*innen zu tun? Und was lernen wir daraus?

Ein Aufschrei ging durch die Welt der Unterhaltung, als ABC vor einigen Tagen den Comedian und Satiriker Jimmy Kimmel auf unbestimmte Zeit absetzte. Donald Trump störte sich an  Kimmels Satz „Der Präsident trauert um Kirk wie ein Vierjähriger um seinen Goldfisch“. Dabei richtet sich der Satz nicht gegen den ermordeten Charlie Kirk, sondern gegen Trump. Das schrie nach Rache.

Kimmel war nicht der erste Comedian, der sich Trumps Zorn zuzog. Bereits Stephen Colberts Show wird auf Druck der jetzigen Regierung nicht mehr verlängert. Und Trump sprach auch schon eine Drohung gegen Jimmy Fallon aus: „You will be next“.  Die Show-Giganten Colbert, Fallon und Kimmel gehören zu den schmerzhaftesten Trump-Kritikern mit der grössten Reichweite.

Nun, in einer überraschenden Wendung, ist der Disney-Konzern zurückgekrebst und hat Kimmels Show ab sofort wieder im Programm. Was ist geschehen? Zuerst müssen wir verstehen, warum Trumps Regierung überhaupt Druck auf den Sender ABC, beziehungsweise auf den Mutterkonzern Disney ausüben konnte.

Disney gilt als „woke“

2023 verursachte die Besetzung der schwarzen Schauspielerin Halle Bailey als Arielle, die Meerjungfrau für Aufruhr im rechtskonservativen Amerika. Disney zuckte mit den Schulern. 2024 wollte der republikanische Gouverneur von Florida, Rick DeSantis, Disney World dazu zwingen, alle queeren Inhalte abzuschaffen. Die MAGA-Bewegung fand, Disney sei zu schwul. Disney wehrte sich, drohte, den Bundesstaat mit 20 000 Jobs zu verlassen, und gewann den Machtkampf unter Applaus aller anständigen Amerikaner.

Disneys Serien zeigen immer wieder queere Lebensentwürfe und diverse Casts, egal ob in ihren Trickfilmen, der Marvel- oder der Star-Wars-Franchise. Disney widersetzte sich der Anti-Diversität-Attacke der Trump-Regierung erfolgreich und ohne Anstrengung. Nicht, weil Disney „woke“ ist, sondern weil man mit Menschlichkeit mehr Leute erreicht, ergo mehr Geld macht. Zudem ist Disney nicht nur ein Milliardenkonzern mit Hunderten von Anwälten, sie haben auch Reichweite und Einfluss auf die Öffentlichkeit, können sich also gegen Druck wehren.

Warum konnte die Regierung den Konzern jetzt trotzdem unter Druck setzen? Disney will wie jeder andere Multimilliarden-Konzern wachsen. Nicht mit besseren Filmen oder breiterem Publikum, sondern mit dem Zukauf von neuen Sendern und Studios. Dafür brauchen sie die Einwilligung der US-Sendebehörde FCC. Dort ist jetzt ein Trump-Getreuer am Steuer und drohte ABC, beziehungsweise Disney, mit dem Entzug der Rechte, neue Medienunternehmen dazuzukaufen. Ergo: Disneys Manager knickten ein und ABC setzte Kimmel ab.

Die Macht der Mimen

Was die Manager nicht bedachten ist, dass Disney weltweit ihren Gewinn mit normalen Menschen macht, nicht mit christlichen Fanatikern und den paar Milliardären und den Freunden von Trump. Und was Disneys Führungsspitze auch nicht bedachte: Die Menschen lieben nicht den Konzern, sie lieben die Schauspieler*innen, die in ihren Lieblingsserien und Filmen auftreten.

Als nach Kimmels Absetzung der Aufschrei durch die sozialen Medien ging, haben sich viele dieser Serien- und Filmstars ebenfalls geäussert. Darunter auch die ganz grossen Stars wie Jennifer Aniston, Tom Hanks, Meryl Streep, Robert De Niro, Selena Gomez, Natalie Portman, Jamie Lee Curtis und Pedro Pascal. Gerade letzterer, der in der Star Wars Erfolgsserie „The Mandalorian“ die Hauptrolle spielte, hat viele Menschen erreicht.
(Fortsetzung unter dem Video)

Ron Perlman (Hellboy, Der Name der Rose) zu Disney. Ganzes Reel schauen.

Als Reaktion begannen hunderttausende Menschen ihre Disney+-Abos und Hulu-Apps zu kündigen, ihre Reisen nach Disneyland zu stornieren und Disney erlebte einen weltweiten Shitstorm. Und da Disney zwar ein amerikanischer Konzern ist, aber sein Geld international macht, war das sehr schmerzhaft.

Disney hat innerhalb einiger Tage zweifache Millionenwerte verloren, und das nicht einmalig, da die 15 Dollar für die Abos ja auch in Zukunft nicht mehr monatlich eintreffen. Zudem stürzte der Aktienkurs kurzzeitig um 7 Prozent. Und die Shareholder verstehen keinen Spass, wenn es um ihre Profite geht.

Also musste Disney zurückkrebsen. Nicht weil sie woke sind, sondern weil sie eine hässige US-Regierung aushalten können. Aber ein hässiges Publikum kostet sie einfach zu viel Geld.

Mit Geld und Ruhm kommt Verantwortung. Und dieses Mal haben die Stars aus Hollywood mitgeholfen, einer mehr und mehr autoritären Regierung die Stirn zu bieten – auch wenn sie sich damit mit ihrem Arbeitgeber anlegten und vielleicht sogar ihre Karrieren gefährdeten.

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