Erfolg ist relativ

Wie misst man Erfolg? Ist es dasselbe wie Ruhm? Kann man Erfolg aufbewahren oder braucht man immer wieder neuen? Steffi macht sich Gedanken.

Von Stefanie Gygax

Wir alle möchten erfolgreich sein und merken gar nicht, dass wir jeden Tag Erfolg haben. Denn mit jeder erfolgreich abgeschlossenen Handlung haben wir Erfolg. Der Volksmund schreibt diesem Wort jedoch eine andere Bedeutung zu. Erfolg bedeutet Ruhm, viel Geld und in aller Munde zu sein! Kann man das allgemein über einen Kamm scheren oder bedeutet es nicht in jedem Genre etwas Anderes?

Was ist für dich Erfolg?

Für mich bedeutet Erfolg, meine Berufung ausüben zu können. Jedoch hat sich auch bei mir über die Jahre diese Wahrnehmung verschoben.
Als Kind war es mein Ziel, von der Kunst leben zu können. Ich fühlte mich nach meinem Studium immer erfolgreich, wenn ich Projekte hatte, egal welcher Art.

Ich war glücklich, wenn ich damit meine Rechnungen bezahlen konnte. Viel mehr brauchte ich nicht. Je älter ich aber wurde, desto kritischer wurde ich dem Genre gegenüber. Gewisse Produktionen wollte ich nicht mehr machen, weil sie mich nur Nerven kosteten oder weil ich der Ansicht war, dass zu wenig professionell gearbeitet wurde.

Der Wert von Geld veränderte sich ebenfalls, weil ich immer mehr darauf schaute, ob ich diese Rolle überhaupt singen möchte, oder ob ich mit diesen Menschen gerne zusammen arbeiten will, wo ich früher nur froh war, dass ich die Miete bezahlen konnte. Andererseits will ich mittlerweile auch nicht mehr in einer kleinen Popelwohnung wohnen und ein schönes Auto zu fahren gibt auch mir ein gutes Gefühl.

Bedeutet das nun, dass ich erfolgreich bin, weil ich diese materiellen Güter besitze? Irgendwie ja, aber auch nein.

Meine eigene Erfolgslatte wird immer höher. Ich kann noch so dankbar sein für die Dinge, die ich besitze oder schon erreicht habe. Ich strebe immer schon nach dem Nächstbesseren. Ein Fluch und ein Segen zugleich, weil ich ohne diesen Drang keinen Antrieb mehr hätte, nach dem nächsten Job Ausschau zu halten, wieder an Auditions zu gehen und neue Netzwerke zu knüpfen.

Gerade jetzt, als freischaffende Sängerin, bedeutet Erfolg für mich, wenn ich die nächsthöhere Stufe erreiche. Ich fühle mich erfolgreich, wenn ich sage, dass ich nicht mehr unter 500.- irgendwo für auftauche und es bezahlt wird, weil man mich engagieren möchte (Segen).

Andererseits bin ich aber erst wieder glücklich, wenn ich im nächst grösseren Stadttheater oder Opernhaus engagiert werde, weil ich alles andere als „normal“ erachte (Fluch).

Mir wurde bei einem kürzlichen Gespräch bewusst, dass jeder Mensch, egal ob Künstler oder nicht, das total anders sehen kann. Für mich war es zum Beispiel nie ein Thema, dass ich nur Erfolg habe, wenn ich in der Öffentlichkeit bekannt bin. Vielleicht, weil das in der Theaterbranche gar nicht so ein Thema ist. Der Medienruhm ist zwar „nice to have“, aber es sind eher die Theater oder Rollen, die stolz machen.

Mein einziges Idol, welches ich als Teenager auf der Bühne sehen durfte, in Wien am Raimundtheater, war Steve Barton. Für mich ein Ausnahme-Künstler, der als Graf von Krolock im Musical „Tanz der Vampire“ gefeiert wurde. Ein paar Jahre danach hat er sich das Leben genommen. Dies war für mich zwar tragisch, aber nicht erstaunlich. Ein Darsteller, der so feinfühlig singt und jeden Abend sein ganzes Herz auf die Bühne bringt, muss es ja zerstören, wenn er dieses Gefühl des Erfolges auf der Bühne und das tobende Publikum nicht mehr spüren darf.

Es zeigt die Kurzlebigkeit von Ruhm in unserem Beruf. Wir können für ein paar Jahre hochgelobt sein und danach arbeitslos zu Hause sitzen oder irgendwo im Ensemble versauern. Je grösser und Schöner die Engagements sind, desto tiefer der Fall danach.

Es stellt sich also eher die Frage: „Wie schaffe ich es als Künstler, glücklich zu sein, auch wenn ich gerade keinen sichtlichen Erfolg habe?“
Nur weil die Menschen im Aussen dich gerade nicht als erfolgreich betrachten, musst du ihnen nicht Glauben schenken. Denke daran, was du schon alles erreicht hast in deinem Leben und wisse, dass wieder irgendwo die nächste Tür aufgeht. Weil es immer so war und immer so sein wird, wenn du nicht aufhörst an dein nächstes Ziel zu glauben.

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