Sektenpropaganda auf Schweizer Bühnen

Tanz als Deckmantel für Geldwäscherei und Ausbeutung – wie die chinesisch-amerikanische Sekte Falun Gong Schweizer Bühnen benutzt.

260 Millionen Dollar besass die Tanz-Kompanie Shen Yun Ende 2023. Eher ein multinationaler Konzern als eine Kulturvereinigung. Der Tagesanzeiger zeigt die ganze Geschichte.

Ansammeln konnte die der Sekte Falun Gong zugehörige Tanzfirma ihren Reichtum in erster Linie aus der Ausbeutung ihrer Künstler*innen, Geldwäscherei und Steuervermeidung. Die Tänzer*innen, zum Teil Minderjährige, leben von 1000 Dollar im Monat. Ein Betrag, der die Künstler*innen in einer Art Lohnsklaverei hält – aber wie ist das möglich?

Shen Yun gehört zur chinesische-amerikanischen Sekte Falun Gong. Einige mögen sich noch erinnern, wie man die in China verfolgte Gemeinschaft in den 90ern und den 0er-Jahren unterstützte. Aus der spirituellen Vereinigung entwickelte sich in den Folgejahren eine ausbeuterische Sekte, die in ihren Strukturen den Scientologen in nichts nachsteht.

Sekten-Experte Hugo Stamm sieht die Bewegung «hochgradig sektenhaft», da der Gründer von Falun Gong seinen Anhängern zahlreiche Versprechen mache, die er unter keinen Umständen einlösen könne. Li Hongzhi – so der Name des Gründers – war bereits 1998 mit seiner Frau in die USA übergesiedelt, von wo aus er seine Lehre weiterhin propagiert. Unter anderem mit einem eigenen Medienunternehmen, der «Epoch Times». Dieses Medium fiel in den letzten Jahren mit vielen Verschwörungstheorien und Beiträgen von Impfgegnern während der Pandemie auf. Und in diesem Umfeld arbeitet auch das Tanz-Unternehmen Shen Yun.

Sekte tritt Musicaltheater Basel und im Théâtre de Beaulieu in Lausanne auf

Im Februar gastiert die Tanzgruppe erneut für vier Aufführungen in Basel und für vier weitere in Lausanne. Für die insgesamt acht Aufführungen im Februar haben sich zwei Vereine aus der Schweizer Falun-Gong-Bewegung im Musicaltheater in Basel und im Théâtre de Beaulieu in Lausanne eingemietet. Die FBM Entertainment, der das Musicaltheater Basel gehört und die bereits 2019 Shen Yun in ihrem Theater 11 in Zürich zu Gast hatte, will zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen. 

Andere Bühnen haben Gastspiele verweigert. So etwa das staatlich subventionierte Theater Winterthur: Nach Gastspielen von Shen Yun im Jahr 2018 hatte das Theater zusammen mit dem Winterthurer Stadtpräsidenten entschieden, Shen Yun keine weiteren Auftrittsmöglichkeiten mehr zu gewähren. 2017 gingen Westschweizer Veranstalter von Shen Yun bis vors Bundesgericht, um mit einem Rekurs Aufführungsmöglichkeiten im Genfer Grand Théâtre zu erreichen. Vergeblich, das Bundesgericht wies das Begehren ab.

Der Tagesanzeiger schreibt: „Die Kompanie, die 2006 in New York gegründet wurde und heute mit ihren Welttourneen jährlich eine Million Menschen erreichen soll, will vordergründig eine klassisch chinesische Kultur zeigen, wie sie vor der Revolution der Kommunistischen Partei in China existiert habe. Doch eigentlich seien die Tanzaufführungen von Shen Yun nichts anderes als eine «propagandistische Mogelpackung» für Falun Gong. Und zwar, ohne dass dies ausreichend deklariert wird. So die Kritik dieser Redaktion nach den Shen-Yun-Gastspielen von 2019 in Zürich; sie stimmte darin mit internationalen Medien wie dem «New Yorker» überein.“

Und weiter: „Als Shen Yun im Januar 2024 in Lausanne gastierte, meldeten sich mehrere Zuschauer, die sich über den «militanten» Charakter der Aufführungen beschwerten. Damals – wie auch bei einem Gastspiel im Jahr davor – hätten Zuschauerinnen und Zuschauer die Vorstellungen im Théâtre de Beaulieu in Lausanne verlassen, weil die Tanzshow – gemäss der gedruckten Ausgabe von «20 minutes» – in ein «Parfüm der Propaganda» getaucht war.“

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