Abschiedsbrief von Elisabeth Graf

11 Jahre lang war sie Präsidentin des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbands. Auf die Delegiertenversammlung dieses Jahres wird Elisabeth Graf nun zurücktreten. Mit einem Abschiedsbrief wendet sie sich heute an Kolleginnen und Kollegen und die Mitglieder des SzeneSchweiz.

Liebe Kolleginnen und Kollegen

Elf Jahre können eine lange Zeit sein. Manchmal vergehen sie wie im Flug. Manchmal sind elf Jahre einfach nur elf Jahre. Und manchmal sind elf Jahre genug.

Als ich vor elf Jahren zur Präsidentin des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbandes gewählt wurde, befanden wir uns in GAV-Verhandlungen. Diese Verhandlungen sowie diverse Personalfragen (unser langjähriger Geschäftsleiter Rolf Simmen wurde kein Jahr später pensioniert) haben meine ersten fünf Jahre sehr geprägt. Damals haben wir auch unsere Umschulungsstiftung, durch den SBKV in den frühen 90ern errichtet, neu aufgestellt. Als wir nach langen, harten, aber von gegenseitigem Respekt gezeichneten Verhandlungen mit unserem Sozialpartner SBV 2015 auch unseren zweiten Gesamtarbeitsvertrag endlich unterzeichnen konnten, war die Erleichterung gross. Der „GAV“ Gruppen war von den betroffenen Mitgliedern mit überwältigendem Mehr angenommen worden.

Überhaupt konnten wir nun den Aufbruch ins 21. Jahrhundert ins Auge fassen.

Weil sich der Vorstand 2011 dafür entschied, wie andere Kulturverbände, Bundesgelder zu beantragen (davor hatte er aus durchaus ehrenwerten Gründen darauf verzichtet), konnten wir uns endlich eine neue Homepage und manch anderes leisten. Überhaupt konnten wir nun den Aufbruch ins 21. Jahrhundert ins Auge fassen. Was mich bis heute antrieb, war der Wunsch, unseren Verband zum Wohle seiner Mitglieder stets weiterzuentwickeln. Ein Verband braucht Hirn und Herz. Manchmal kann auch die Gewerkschaft seinem Mitglied nicht helfen, dann ist moralische Unterstützung gefragter denn je. Auch dafür sind Netzwerkveranstaltungen wichtig. Ein Kind jener frühen Jahre war unsere jährliche Veranstaltung im Umfeld des ZFF, die leider letztes Jahr corona-bedingt ausfallen musste. Das war eine meiner sch nsten Aufgaben. Als Präsidentin verbringt man unzählige Stunden mit Knochenarbeit, da war dieser Anlass, mit der Suche nach dem Special Guest, dem Vorbereiten und Führen des Gesprächs und den Begegnungen mit vielen Mitgliedern, ein Highlight im Verbandsjahr.

Denn auch wenn Erfahrung, Motivation und die Lehren aus der Historie in einem 101-jährigen Verband sehr wertvoll sind, ist Erneuerung, und in diesem Fall Verjüngung, für die Weiterentwicklung ebenso wichtig.

Als ich mich im Dezember 2019 dazu entschloss, auf die Delegiertenversammlung 2021 zurückzutreten, geschah das auch mit Blick auf das damals avisierte Fusionsprojekt mit TASI. Mit dem neuen Namen SzeneSchweiz sollen nicht nur die Erfolge von TASI und SBKV weitergeführt werden, es soll auch viel Neues entstehen. Die Delegierten aus unseren neuen Regionalgruppen Sottoceneri und Sopraceneri sollen mit allen anderen Delegierten die Möglichkeit haben, an unserer Delegiertenversammlung 2021 einen neuen Präsidenten zu wählen. Denn auch wenn Erfahrung, Motivation und die Lehren aus der Historie in einem 101-jährigen Verband sehr wertvoll sind, ist Erneuerung, und in diesem Fall Verjüngung, für die Weiterentwicklung ebenso wichtig. Ich bin zuversichtlich, dass die Delegierten eine gute Wahl treffen werden. Die guten Wünsche für Erfolg und Freude an diesem schönen Amt folgen an der Delegiertenversammlung. Ebenso wie meine Danksagungen an Verwaltung, Vizepräsidenten und Vorstandskolleginnen und -kollegen. Eines sei mir aber bereits hier und trotz Zeichenbeschränkung gestattet: Es ist der Dank an unsere Vertrauensanwältin Yolanda Schweri. Mit ihrer Kompetenz, Empathie und Authentizität verkörpert sie das, was sich unser Verband auf die Fahne schreibt. Danke Yolanda!

Mir war das Amt der Präsidentin meistens eine Freude und immer eine Ehre. Ich bedanke mich bei allen Mitgliedern für Eure/Ihre wertvolle Unterstützung.

Und bitte denkt daran, Solidarität ist nie unkünstlerisch!

Herzlichst

Eure

Elisabeth Graf, Präsidentin Schweizerischer Bühnenkünstlerverband