20. Januar 1939 – 17. Februar 2021

(dh) Am 17. Februar ist Nicolas Baerlocher in Zürich gestorben. Mit ihm ist ein ganz grosser Kultur-Impresario von uns gegangen.

In Zürich aufgewachsen engagierte sich „Bae“ -wie er von seinem Umfeld liebevoll genannt wurde- Zeit seines Lebens für die Kultur und die Vermittlung der Kunst. Er hat in unserer Stadt wegweisende Akzente gesetzt, die das kulturelle Angebot bis heute prägen. Zuerst bei den Condor Films. Ab 1971 dann, als Adjunkt zweier Stadtpräsidenten im Präsidialdepartement der Stadt Zürich. An der Seite von Jean-Pierre Hoby, dem langjährigen Chef Kultur der Stadt Zürich, verantwortete er wichtige kulturpolitische Entscheidungen. Jean-Pierre Hoby erinnert sich gerne und mit einem Schmunzeln an seinen Kollegen: „Nicolas war ein genialer Lehrmeister. Bei meinem Amtsantritt hat er mir am ersten Tag schon gezeigt, worauf es ankommt: „Gehe raus aus den Amtsstuben, tauche ein in die Szene, fühle den Puls der Künstlerinnen und Künstler, sei offen für alles“.

Für die Büroarbeit bleibt genug Zeit am Wochenende! Wir müssen kulturelles Leben ermöglichen und nicht erschweren oder gar verhindern.

Nicolas Baerlocher hat die Ausstellungen im Stadthaus ins Leben gerufen, gründete und kuratierte das Literaturmuseum Strauhof und programmierte die ersten internationalen Theatergastspiele im Stadthof 11 mit Peter Stein, Peter Brook oder Robert Wilson. Ausserdem initiierte er Kunstausstellungen in den Züspa-Hallen und war Mitbegründer des Theaterspektakels. 1974 wurde er zusätzlich mit der Leitung des Theater am Hechtplatz betraut. Nach 31 Jahren im Dienste des Zürcher Kulturlebens trat er 2002 in den Ruhestand.

An einem Strand zu liegen, oder absichtslos durch den Wald zu streifen war für ihn ein Gräuel. Davor habe er sich allerdings immer wieder geweigert Ferien einzuziehen, erzählt Hoby. „Was sollten wir tun? Jemanden zwangsweise in die Ferien schicken, das geht nicht. Und so verfiel sein Ferienguthaben Jahr für Jahr, und er war überglücklich darüber.“

Was die Kosten und die finanziellen Folgen seiner Aktivitäten betraf, da habe Baerlocher aber auch sehr stur sein können. Die Kunst, die Künstlerinnen und Künstler seien ihm stets wichtiger gewesen, als jegliche Sorgen ums Budget, erinnert sich der ehemalige Chef Kultur. „Mir blieb es dann überlassen, die Budgetüberschreitungen mit schönen Worten zu rechtfertigen: „Er meint’s ja gut, er macht’s nicht für sich, sondern für die Stadt“. Und das Resultat liess sich allemal auch sehen!

Zu ihrem heutigen, internationalen Ruf als „Kulturstadt Zürich“ hat „Bae“ einen erheblichen Beitrag geleistet.