(dh) Mit der Fusion von SBKV und TASI rücken Norden und Süden der Schweizer Bühnenkünste ein bisschen näher zusammen. Höchste Zeit, eine der wichtigsten Ausbildungsstätten unserer neuen Scena Svizzera zu besuchen.

Verscio. Fermata a richiesta – Halt auf Verlangen. Fünfzehn Minuten nach Locarno erreicht man mit dem Bummler das kleine Dorf eingangs des Centovalli. Rund 1200 Menschen wohnen hier – so heisst es jedenfalls, denn es scheint wie ausgestorben, keine Menschenseele weit und breit. Man hört eine Amsel und die Glocken der nahegelegenen Kirche. Es ist Mittagsruhe in Verscio. Das Ensemble  besucht hier die bekannte  Accademia Dimitri , eine der vier staatlich anerkannten Schauspielschulen der Schweiz. Wie verabredet werde ich an der kleinen  Stazione  abgeholt und zur Begrüssung gleich mal mit Ziegenk se und Kastanienhonig beschenkt.

Keine Zirkusschule, keine Clownschule

Nach kurzem Weg durch leere Gässchen – hie und da vollendet eine Palme die Idylle – kommen wir in der Accademia an. Der Innenhof ist klein und voll, die Schauspielschülerinnen und -schüler scheinen Pause zu haben. Manche sitzen auf dem Boden, manche rauchen, andere üben ihre Stepptanz-Choreo. Schauspielschul-Groove, nur ohne Lärm, ohne Tumult. Eine Clownschule stellt man sich anders vor.

Wir sind weder eine Clown- noch eine Zirkusschule  entgegnet Corinna Vitale entschieden, die Direktorin der Schule. Jahrelang habe man diskutiert und gegrübelt, wie man die Ausbildung definieren könne.  Physical theatre  umschreibe den Umfang ihres Lehrganges wohl am besten, so die ehemalige Tanzlehrerin. Denn was hier vermittelt werde seien Methoden, sei ein Handwerk, um Ideen körperlich auszudrücken und damit später eigene Kompositionen zu kreieren.