Kultur-Kahlschlag auch bei Pro Helvetia

6.5 Millionen Franken weniger soll Pro Helvetia in Zukunft bekommen, wenn es nach der Nationalrats-Kommission geht. Das trifft alle.

Entgegen dem Willen des Bundes- und des Ständerats will die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrats (WBK-N) den Betrag für die Auslandsaktivitäten von Pro Helvetia um 6.5 Millionen Franken kürzen. Das heisst, der Sparwahn, besser: der Kahlschlag im eidgenössischen Kulturangebot geht weiter.

Einige Bürgerliche mögen jetzt denken: „Das trifft eh nur Filmprojekte in Afrika und woke Hipster, die in einer Zwischennutzungs-Bauhalle in Berlin politische Performance aufführen!!!“

Dem ist nicht so. Es trifft jede Art von Schweizer Kulturexport, viele gemeinsame Projekte auf der ganzen Welt. Pro Helvetia unterstützt auch Schweizer Chöre, die helvetisches Kulturgut in die Welt tragen, Trachtenvereine auf ihren Reisen zu Kulturtreffen, Alphorn-Aufführungen und Fahnenschwingen. Natürlich geht auch ein Teil in Förderprojekte in ärmeren Regionen, was wir uns als reiches Land auch leisten sollten. Kultur geht uns alle an. Egal, aus welcher politischen oder kulturellen Ecke wir kommen.

Suisseculture dazu: „Die Auslandsaktivitäten von Pro Helvetia sind eine notwendige Grundlage dafür und schaffen die Netzwerke vor Ort, von denen die Künstlerinnen und Künstler aus der Schweiz profitieren können.“

Die Kommission will dem Bund Geld sparen, da zurzeit das Budget zum Beispiel von Militärausgaben stärker belastet wird. Doch es ergibt überhaupt keinen Sinn, diese Ausgaben auf dem Rücken von Bildung und Kultur auszutragen. Salva Leutenegger, Geschäftsführerin SzeneSchweiz: „Die politische Weltlage verunsichert Bevölkerung und Politik. Doch es zeugt von einer gewissen Ironie, wenn wir zugunsten der Landesverteidigung genau die kulturelle Identität opfern, die wir eigentlich schützen wollen.  Nicht jede Einsparung soll zulasten der Kultur, der Bildung und der Entwicklungshilfe gehen.“

Suisseculture und SzeneSchweiz sehen Handlungsbedarf, nicht nur auf politischer Ebene, auch im Alltag. Leutenegger: „Wir alle sind aufgefordert, mehr an die Öffentlichkeit zu treten und aufzuzeigen, was das Kulturschaffen gerade in unsicheren Zeiten bewirken kann. Kunst kann Konflikte spiegeln und Perspektiven aufzeigen, wenn die Politik an ihre Grenzen stösst. Kultur kann Menschen dazu bringen, Zuversicht und Lösungsansätze zu entwickeln.“

Suisseculture: „Die Zahl der künstlerischen Projekte, die Pro Helvetia mit ihren Mitteln unterstützen kann, ist seit Jahren rückläufig, vor allem aufgrund verschiedener bereits erfolgter Kürzungen. So ist auch das Budget der Kulturbotschaft 2025–2028 nur bedingt ausreichend für alle in ihr aufgeführten Aufgaben.“

 

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