Theater Basel: Herzblut zahlt keine Miete
„Kein Geld!“, heisst es bei den GAV-Verhandlungen seitens der Leitung Theater Basel. Lustig. Der Kostenzuwachs in der letzten Saison bei der Direktion: knapp 10 Prozent. Bei der immens grösseren technischen Belegschaft: 2 Prozent.
Die Zahlen sind krass: 15 Personen leiden an Schlafstörungen, 10 haben Suchtprobleme, sechs leiden unter einer Belastungsdepression und 30 haben alle ihre Freizeitaktivitäten aufgegeben. Und in dieser Aufzählung sind die physischen Belastungen noch nicht einmal erwähnt. «Sie verstecken sich immer hinter Zahlen, also haben wir ihnen Zahlen geliefert», sagt Gewerkschafter*in Alex *Aronsky in einem WOZ-Artikel Anfang Oktober ausführte.
Das technische Personal fordert gemeinsam mit Gewerschaftsvertreter*innen einen Gesamtarbeitsvertrag, der eine faire Bezahlung, eine Arbeitsbelastung, die nicht ins Burnout führt und genug Personal garantiert. SzeneSchweiz als Verband der Darstellenden Künstler*innen unterstützt diese Forderungen.
Die erschreckenden Zahlen zeigen, wie stark das Betriebsmodell des Theaters Basel – und letztlich vieler etablierter Theaterhäuser – auf Ausbeutung und Selbstausbeutung abstellt. Und wie reagiert die Geschäftsleitung bisher? «Mein Ziel», sagt Nils Braun, Finanzdirektor des Theaters Basel, «ist immer die schwarze Null.» Das sei die Vorgabe der Politik, die die Subventionen vergibt.
Internationale Ausstrahlung auf Kosten der Mitarbeiter*innen
Aber so einfach ist es nicht. Zum einen ist es sicher nicht im Sinne der Subventionsgeber*innen, prekäre Arbeitsplätze zu finanzieren, die Menschen nachweislich krank machen, noch wird die Tatsache erwähnt, dass die enge Kostensituation nicht den Mitarbeiter*innen geschuldet ist. Zitat WOZ:
Tatsächlich wies das Theater bis vor einer Erhöhung der Subventionen 2023 ein Millionendefizit aus, verursacht allerdings zum grossen Teil durch Managementfehler.
Zurück zu den schweren Belastungen, denen die Angestellten, nicht nur die technischen, in Theaterbetrieben ausgeliefert sind. Was meint Braun dazu? Seit Juni 2023 versucht die Belegschaft (250 Angestellte), die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die Voraussetzungen sind schwierig, da es auch um Umverteilung geht: Es wird in nächster Zeit keine Aufstockung der Subventionen geben. Der Leitung geht der künstlerische Output über alles, Aufstockung im Budget für Infrastrukturangestellte gibt’s nicht. Dass dies auf Kosten der Mitarbeitenden geht, scheint man in Kauf zu nehmen.
Nils Braun auf die gesundheitsgefährdende Belastung angesprochen: „Der Job ist natürlich anstrengend und manchmal schwierig Die meisten arbeiten trotzdem sehr gerne hier.». Es stecke so viel Herzblut in der Arbeit am Theater, deshalb habe der Satz ‹So ist es nun mal am Theater› schon eine gewisse Gültigkeit. Wir meinen: Herzblut verhindert keine Burnouts und bezahlt keine Mieten.
Und wer kostet nun wie viel?
Das Problem liegt in der internen Verteilung. Nicht nur zwischen auf und hinter der Bühne – sondern auch in der steilen Hierarchie und deren Kosten. Als Beispiel:
Für das gesamte technische Personal (wir erinnern uns: rund 250 Personen) sind die Kosten von Saison 21/22 zu Saison 22/23 um 338’946 Franken gestiegen. Das ist eine Kostensteigerung von rund 2 Prozent.
In der gleichen Zeit stiegen die Kosten für die künstlerische Direktion/ allgemeine künstlerische Vorstände ohne Ensemble (geschätzt um die 40 Personen, genaue Angaben gibt es nicht) um 226’090 Franken. Das ist eine Steigerung von beinahe 10 Prozent.
Hier sieht man die Kostentreiber. Und genau da müsste man ansetzen.
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