Die Lust, sich neu zu erfinden

Als Künstler*in muss man sich dauernd neu erfinden, neue Fähigkeiten entdecken, weiterentwickeln  – Stefanie Gygax springt immer wieder ins kalte Wasser und findet neue Herausforderungen.
Text: Stefanie Gygax

Ich mag es, mich als Künstlerin und auch als Mensch immer wieder neu zu erfinden. Dazu gehört es, meine Verhaltensweisen zu hinterfragen, alte Gewohnheiten durch neue einzutauschen und Dinge zu probieren, die ich noch nie gemacht habe. So wie ich es seit Kindesbeinen liebe, in verschiedene Rollen zu schlüpfen als Schauspielerin, genauso reizen mich im Alltag neue Herausforderungen. Ich freue mich immer wie ein Kind, wenn mir was begegnet, das ich zum ersten Mal erleben darf.

Auch bei der Arbeit können wir immer wieder neue Erfahrungen machen und ich merke, dass mich das lebendig fühlen lässt. Routine und Alltag fällt mir schwer, sie langweilt mich, und doch kann man sie nicht immer umgehen. Die Selbständigkeit ist für mich deshalb wie geschaffen, mit all ihren Höhen und Tiefen, die ich aushalten muss.

Ein Zitat von Dieter Lange gefällt mir besonders: „Leben ist dort, wo du noch nicht warst, alles Andere ist Wiederholung.“

Derzeit wage ich mich erstmals in die Rolle der Produktions-Assistenz und der Regie-Assistentin. Es ermöglicht mir neue Einblicke in die Künstlerszene, neue Aufgaben und viel Respekt für die Arbeit von Produzentenseite. An was man alles denken muss, wenn eine Produktion auf die Beine gestellt wird, ist unglaublich. Der Teil des ausführenden Künstlers ist da schon fast entspannt hingegen, aber wahrscheinlich auch nur weil ich dies seit 30 Jahren mache und mir alle Abläufe bekannt sind.

Wann hast du zum letzten Mal etwas zum 1. Mal gemacht?

Um eine neue Gewohnheit zu etablieren, muss man sie mindestens 21 Tage durchziehen können. Wenn ich etwas Neues integriere in meinen Alltag, werden andere Prozesse im Hirn freigesetzt. Anscheinend möchte unser Gehirn wos auch nur geht Energie sparen und liebt deshalb alte Gewohnheiten.

Sobald ich eine Idee habe, die mir gefällt, fällt mir die Umstellung eigentlich nicht so schwer, da ich sowieso andauernd versuche, meine Routinen neu zu gestalten. Ein guter Trick, um sich mit Veränderung anzufreunden, ist, auch einfach mal Abläufe des Alltags in einer anderen Reihenfolge auszuführen. Ich bin gespannt, wie sich die neuen Aufgabengebiete auf meine künstlerische Arbeit und mein Leben auswirken. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Horizonterweiterung bei unserem Job nie aufhört. Was ich schon alles an Meisterkursen, Gesangsunterricht und Filmworkshops besucht habe, ist echt wahnsinn.

Rückblickend muss ich echt sagen, dass sich das Rad immer weitergedreht hat, auch wenn mal jobmässig nicht so viel los war. Das Wichtigste ist einfach, dass man auch mal eine Pause hat von dem ganzen Trubel. Man nimmt sich die Zeit mit sich selbst und mit seinen Liebsten, um wieder Kraft, Mut und neue Motivation zu tanken,  um wieder mit Freude und Leichtigkeit durchzustarten. Ich wünsche euch viel Ausdauer, bewusste Pausen und viele erste Male für die neue Saison.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert