Aktuelles zu Machtmissbrauch an Institutionen

Bühne und Missbrauch haben eine lange, geteilte Geschichte. Die Ursachen können sowohl einfach Leistungswah oder aber eine stalinistische Hierarchie sein. In den aktuellen Fällen scheinen sich diese beiden Sachen zu mischen. Eine Übersicht.

Nach wie vor ist Machtmissbrauch und Übergriffe am Arbeitsplatz in den darstellenden Künsten eine hochaktuelle Thematik. Hierzu empfehlen wir den SRF-Beitrag „Du siehst aus wie ein tanzender Hamburger“ über die Tanzakademie Zürich, die unter dem Dach der ZHDK unterrichtet, vom 2. Juni und zusätzlich den persönlichen Beitrag der deutschen Schauspielerin Mareile Blendl mit dem Titel „Herr Peymann, nehmen Sie das zurück! Eine Intendantenbeschimpfung“, in dem anschaulich ein Fall beschrieben wird.

 

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Liebe darstellende Künstler*innen

wir kennen Euren Alltag, wir kennen die Probleme und die Möglichkeiten, die sich in Beruf und Privatleben ergeben.

Wir können Euch keine Schauspielanweisungen geben, keine Choräle singen und unsere MakeUp-Tipps sind auch nicht bühnenreif. Aber wir helfen Euch in Sachen Recht, Vereinbarkeit von Job und Familie, bei Themen wie Übergriffen beim Casting oder hinter der Bühne.

Und das Wichtigste: Wir sind nicht alleine. Unsere Mitglieder helfen sich gegenseitig, helfen uns und helfen Euch.

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Die letzte gedruckte Ausgabe des „Ensembles“

Anfangs des Jahres 2016 durfte ich die Verantwortung für unser Mitgliedermagazin „Ensemble“ übernehmen. Zusammen mit dem Layouter Christian Knecht hatte ich mir das Ziel gesetzt, diesem Heft einen neuen Stempel aufzudrücken, es inhaltlich wie gestalterisch bunter zu machen und die Arbeit unseres Verbandes ins Zentrum der Berichterstattung zu rücken. Sechs Jahre später gebe ich diese Verantwortung weiter an Linda Bill – und erneut wird sich das „Ensemble“ stark verändern.

Angetreten war ich, um die breite Palette der darstellenden Kunst im „Ensemble“ besser abzubilden. Nachdem ich dem Heft als einfaches SBKV-Mitglied fast zehn Jahre lang zugestellt bekam und ihm – ich muss es leider zugeben – kaum Beachtung geschenkt hatte, fing ich irgendwann an, es genauer zu studieren. Ich wunderte mich, dass mir die Leute, die im Heft interviewt und vorgestellt wurden, kaum jemals bekannt waren. Mein berufliches Umfeld, die freie Theater- und Musicalszene in Zürich, war im „Ensemble“ praktisch nicht vorhanden. Das wollte ich ändern.

Bezug zu den festen Häusern

Als neuer „Ensemble“-Redaktor musste ich schnell merken, dass ich umgekehrt leider keine Ahnung hatte von den Arbeits- und Anstellungsbedingungen an den festen Häusern. Ich stellte fest, dass es kaum Berührungspunkte gab zwischen meiner Lebenswelt als freischaffender Darsteller und der eines Opernsängers oder einer Balletttänzerin. Und offenbar ging das nicht nur mir so.

Berlin oder Zürich

Für meine allererste „Ensemble“-Ausgabe organisierte ich ein Gespräch mit vier Theaterdirektorinnen. Das Schauspielhaus Zürich, das Casinotheater Winterthur, das Bernhardtheater und das „Millers“ im Zürcher Seefeld standen damals alle unter der Leitung von Frauen, die sich untereinander kaum kannten. Ich war überrascht, dass Barbara Frey, die damalige Intendantin des Schauspielhauses offen zugab, dass sie kaum jemals als Zuschauerin ein anderes Zürcher Theater besuchte. Die grossen Bühnen in Berlin, München und Wien waren ihr viel näher als das Theater am Hechtplatz oder das Theater Rigiblick, und ich fing an zu begreifen, dass es den angestellten Schauspielerinnen und Schauspielern am Schauspielhaus wohl nicht anders ging.

Die Schweizer Theaterlandschaft entdecken

Meine Arbeit an den Texten fürs „Ensemble“ waren für mich eine Entdeckungsreise in die Welt der unterschiedlichsten Theater der Schweiz. Ich besuchte sämtliche Häuser mit festangestelltem künstlerischem Personal, ass in Kantinen, stolperte durch Garderoben, durfte bei Chor- und Ballettproben zuschauen und mit den unterschiedlichsten Menschen Gespräche führen. Ich erfuhr erstaunliche Dinge über Probe- und Ruhezeiten, über Gagen und Gesamtarbeitsverträge, über Besetzungslisten, Nachwuchsförderungen und Ausfallregelungen.

Den eigenen Verband kennengelerntT üröffner waren jeweils die SBKV-Mitglieder an den jeweiligen Häusern. Obleute oder auch Vorstandsmitglieder unseres Berufsverbands, die für ihre Ensembles als Sprachrohr fungierten, Interessen bündelten, den Kontakt zur künstlerischen Leitung suchten und stets im Austausch mit dem SBKV standen. Auf diese Weise lernte ich nicht nur die Schweizer Theaterlandschaft besser kennen, sondern vor allem auch unseren Verband – meinen SBKV, die heutige „SzeneSchweiz“.

Die Arbeit der Geschäftstelle

Im Austausch mit der Geschäftsleiterin Salva Leutenegger erfuhr ich allmählich, welch immense und wichtige Arbeit unser Verband alltäglich für seine Mitglieder leistet, um welche Anliegen er sich kümmert, wie er sich darum bemüht, das individuelle Problem einer einzelnen Person zu lösen und gleichzeitig für gerechte Arbeits- und Anstellungsbedingungen einsteht, die der gesamten Branche zugutekommen. Ich erfuhr über das Spannungsfeld zwischen Politik, Öffentlichkeitsarbeit und Behördenbürokratie, in welchem sich der Vorstand von „SzeneSchweiz“ bewegt. Von all dem hatte ich zuvor als einfaches Mitglied nicht die geringste Ahnung.

Es gibt keine Bühnen-Community

Als neuer Redaktor des „Ensembles“ wollte ich über all dies berichten. Ich wollte die Mitglieder untereinander vernetzen, auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von festangestellten und freischaffenden Darsteller:innen hinweisen, ein Gemeinschaftsgefühl kreieren, das über unseren Verband hinausgehen sollte (die seltsame Konkurrenz zu den anderen Berufsverbänden wie „t.“ oder dem SSFV war und ist mir bis heute ein Rätsel). Allerdings musste ich bald feststellen, dass ein kleiner Bericht im „Ensemble“ weder unseren Verband noch die Schweizer Theaterlandschaft verändert. Die Bühnen-Community, von der ich träumte, gibt es nicht, und ich bin sechs Jahre nach meinem Antritt als Heftli-Macher immer noch weit davon entfernt, zu ihrer Entstehung beigetragen zu haben.

DV taugt nicht als Gemeinschaft stiftendes Element

Ernüchternd war auch mein erster Besuch an einer SBKV-Delegiertenversammlung. Ich hatte mir vorgestellt, dass die Zusammenkunft von so vielen hochtalentierten Künstlerinnen und Künstlern ein aufregendes und spannendes Ereignis sein würde. Aber natürlich geht es an einer solchen DV weder um den Austausch unter den Mitgliedern noch um die Ausrichtung der Verbandsarbeit, sondern um Jahresrechnungen, Budgets, Statuten und Wahlen. Die vom Verband organisierten Netzwerk-Apéros an den Solothurner Filmtagen und an den Filmfestivals von Locarno und Zürich sind in jeder Hinsicht interessanter und generieren ein viel besseres Gemeinschaftsgefühl.

Solidarität ist das Fundament

Dennoch glaube ich weiterhin unbeirrt an die Kraft des gemeinschaftlichen Gedankens und an die Solidarität als Fundament unseres Berufsverbands. Ich bin überzeugt, dass wir beispielsweise den schleichenden Zerfall der Gagen in der Werbefilmindustrie nur aufhalten können, wenn wir uns geschlossen als Branche dagegenstellen. Das individuelle Feilschen um hundert Franken mehr Gage ist ein Witz im Vergleich zu dem, was wir erreichen könnten, wenn wir uns zusammentun und alle gemeinsam anständige Mindestlöhne fordern würden.

Überführung ins digitale Zeitalter

Das digitale Zeitalter, so herausfordernd und bedrohlich es in mancher Hinsicht sein mag, kann uns beim Herausbilden einer gut vernetzten und schnell handelnden Community helfen. Deshalb unterstütze ich es von ganzem Herzen, dass sich das „Ensemble“ von seiner gedruckten Form verabschiedet und zukünftig als Online-Version daherkommt. Es wird nun keine Redaktionsschlüsse mehr geben, keine fixen Erscheinungsdaten, dafür Kommentarfunktionen, Links zu weiterführenden Informationen und einen viel direkteren Zusammenhang mit der Homepage von „SzeneSchweiz“, die auf diese Weise zusätzlich aufgewertet wird.

Dank für die Unterstützung

Ich übergebe die Verantwortung für das „Ensemble“ nun an Linda Bill und wünsche ihr für diese Aufgabe ganz viel Erfolg und Vergnügen. Gleichzeitig möchte ich mich beim Verband, bei der Geschäftsstelle und vor allem bei Christian Knecht, unserem grossartigen Grafiker, von ganzem Herzen für die Unterstützung in den letzten sechs Jahren bedanken. Es war mir eine Ehre für meinen Berufsverband tätig zu sein und ich bleibe dem „Ensemble“ und seiner Leserschaft weiterhin herzlich verbunden.

Herzlich,

Ihr Rolf Sommer

Übers eigene Gärtli hinaus – Gemeinsam etwas erreichen

(bg) Seit Anbeginn der Pandemie setzt sie sich für einen Dialog zwischen Bund und dem Kultur- und Veranstaltungssektor ein und wurde zur wichtigsten Instanz für Kulturschaffende und -verbände: Die Taskforce Culture.

Ein schwieriges Jahr liegt hinter uns. Auch wenn wir erste Lockerungsschritte gehen konnten, sind wir gerade auch in der Kultur- und Eventbranche noch meilenweit entfernt von einer Realität, wie wir sie vor Corona kannten. Ungern erinnern wir uns an den Tag, als der Bundesrat mit einem Veranstaltungsverbot unsere Pläne und Lebensinhalte zerstörte. 280 Millionen Franken sollten dessen wirtschaftliche Auswirkungen auf den Kultursektor vorerst abfedern – unbürokratisch, gezielt und rasch.

280 Millionen Franken und jede Menge Fragen

Leider sah für viele die Realität anders aus und für Verbände, Kulturinstitutionen und Künstler und Künstlerinnen blieben existenzielle Fragen offen: Wer soll die Ausfallentschädigung einfordern? Der Veranstalter, die Künstlerin, die Agentur oder alle? Welche Aufwände können bei Veranstaltungen als finanzieller Schaden geltend gemacht werden? Sind die Gagen der Künstler und Künstlerinnen darin enthalten? Können auch weggefallene Engagements im Ausland abgerechnet werden? Wie wird mit Engagements in Verhandlung umgegangen, welche aufgrund des Verbots nicht abgeschlossen wurden? Wie erfolgt der Einbezug der Laienverbände durch das BAK, wie stellt das BAK sicher, dass man alle Bereiche der Laienkultur einbezieht? …

Austausch und Intervention

Angesichts dieser vielen Fragen, dem Bedürfnis nach Austausch und Intervention, bildete sich die verbandsübergreifende Taskforce Culture (ursprünglich Taskforce „Corona Massnahmen Kultur“). Sie vermittelt zwischen den zuständigen Verwaltungseinheiten und dem Kultur- und Veranstaltungssektor. Aktuell sind die fünf Dachverbände Suisseculture, Suisseculture Sociale, Cultura, Schweizer Musikrat und Cinesuisse sowie 37 weitere Vertreterinnen und Vertreter von Kulturverbänden in der Taskforce aktiv vertreten.

Ohne TFC total aufgeschmissen

„SzeneSchweiz“ ist nicht direkt in der TFC vertreten. „Damals ist alles dermassen explodiert, dass bei uns alle beschäftigt waren mit Feuerlöschen, Trösten und Beraten, dass sich da niemand gefunden hat, der Zeit hatte und extern noch ehrenamtlich den Verband hätte vertreten können“, sagt die Geschäftleiterin von „SzeneSchweiz“, Salva Leutenegger. „Wir waren froh, dass man uns aber stets direkt informiert hat – das war eine sensationelle Zusammenarbeit. Ohne die Beratung der Taskforce Culture wären wir total aufgeschmissen gewesen. „Die Taskforce Culture sei nicht nur aus Sicht der Verbände an der Front unabdingbar gewesen, sie sei innert Kürze auch zu etwas vom Wichtigsten für alle Kulturschaffenden geworden.“

„Ensemble“ hat sich mit den beiden Taskforce-Culture-Mitbegründerinnen Nina Rindlisbacher (SMR – Schweizer Musikrat) und Sandra Künzi (t. -Theaterschaffende Schweiz) unterhalten.

SANDRA KÜNZI lebt und arbeitet in Bern. Sie gehört zur ersten Generation des Schweizer Poetry Slams. Heute schreibt sie für Bühne, Radio und Papier. 2008 war sie Literaturstipendiatin der Stadt Bern in Glasgow, 2011 wurde ihr Theaterstück „Jazzy“ aufgeführt, 2013 erschien ihr erstes Buch „Mikronowellen“, 2014 erhielt sie die Auszeichnung „Weiterschreiben“ der Stadt Bern und 2017 ein Schreibstipendium des Kantons Bern für ihre Erzählung „Die Hülle“. Sie ist die Präsidentin des Verbandes t. theaterschaffende Schweiz und Mitglied der Task Force Culture, die sich seit Beginn der Corona-Krise für die Kulturszene einsetzt.

NINA RINDLISBACHER ist ausgebildete Pflegefachfrau und Juristin. Sie arbeitete zunächst im Gesundheitswesen und war dann mehrere Jahre als Juristin tätig, u.a. an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Fribourg. Nebenberuflich engagierte sie sich seit jeher im Kulturbereich. Sie arbeitete für Film- und Musikfestivals sowie für einen Konzertveranstalter in Bern. Sie spielt Querflöte und Piano und wirkte als Instrumentalistin und Sängerin im Verlaufe der Jahre in mehreren Musikprojekten mit. Seit Dezember 2017 ist sie für den SMR als Assistentin tätig und hat per 1. September 2018 die Leitung der Geschäftsstelle übernommen. Zudem gehört sie der Geschäftsleitung des SMR an. Sie ist Mitglied der Taskforce Culture.

Die Taskforce Culture ist ein Kind der Pandemie. Wie kam es dazu?

Die Taskforce Culture (TFC) ist ad hoc nach der ersten Anhörung von diversen Kulturverbänden durch das Bundesamt für Kultur BAK am 12. März entstanden: Verschiedene Verbände haben im Nachgang dazu eine gemeinsame Medienmitteilung verfasst, damals allerdings noch nicht als Taskforce Culture. Man realisierte schnell, dass die Lage für den Kultursektor existentiell bedrohlich war, gleichzeitig stellten sich enorm viele Fragen. Es war klar, dass es in dieser schwierigen Lage ein Austauschgefäss innerhalb des Kultursektors brauchte und man nach aussen gemeinsam auftreten musste, um politisch etwas zu erreichen. Die Leitungen liefen heiss und wer genau den definitiven Anstoss für die Gründung gab, ist im Nachhinein nicht mehr eindeutig auszumachen.

Wie schafft man es, so viele verschiedene Akteure in eine Organisation einzubinden und zu vertreten?

Von Anfang an war es wichtig, sich die Vielfalt des Kultursektors stets vor Augen zu halten. Deshalb funktioniert die TFC sparten- und verbandsübergreifend, operiert schweizweit aber immer innerhalb bestehender Verbandsstrukturen. Trotz genrebedingten Unterschieden gibt es Gemeinsamkeiten, die alle verbinden und dementsprechend auch  ähnliche Fragestellungen und Probleme.

Innerhalb der TFC trifft man sich wöchentlich. Was geschieht an diesen Sitzungen?

Die Treffen folgen einer Traktandenliste und dienen dem gemeinsamen Austausch, dem Sammeln und Kategorisieren von Problemen und Verteilen der Aufgaben. Themen sind beispielsweise der Vollzug der Unterstützungsmassnahmen oder die Öffnungsschritte, Aufgaben das Planen und Koordinieren der politischen Arbeit im Parlament oder von Medienmitteilungen.

Auch mit dem Bundesrat tauscht man sich regelmässig aus

Der Austausch mit Bundesrat Alain Berset erfolgt ungefähr alle zwei Monate, bisher haben drei Treffen stattgefunden. Sie fanden bisher nicht mit der gesamten Taskforce Culture statt, das EDI lädt jeweils nur ausgewählte Kulturverbände ein. Diese decken sich mehrheitlich mit denjenigen Vereinigungen, die in unserer Arbeitsgruppe aktiv sind. Die TFC versucht, diese Sitzungen zu koordinieren und im Vorfeld gemeinsame Standpunkte herauszuarbeiten.

Habt Ihr ein Motto oder einen Leitsatz für Eure Arbeit?

Immer für die Sache (Kultur) und immer über den eigenen Verband hinaus denken! Die TFC funktionierte bisher so gut, weil in unserer Arbeitsgruppe Leute mitarbeiten, die in der Lage sind, über das eigene Gärtli hinaus zu denken. Ich habe das Glück Präsidentin eines Verbandes zu sein, in dem sowohl Veranstaltende als auch Produzierende bzw. Kulturschaffende Mitglieder sind. Das ist anspruchsvoll und toll.

Was sind die bisher wichtigsten Meilensteine der Organisation?

Wir haben es geschafft, dass die kulturspezifischen Unterstützungsmassnahmen im Covid-19-Gesetz verankert wurden. Diese wurden zuerst vom Bundesrat in einer Verordnung festgehalten und mussten im Herbst 2020 vom Parlament ins Covid-19-Gesetz übernommen werden. Es war alles andere als sicher, ob diese Massnahmen ihren Weg ins Gesetz finden würden. Über 80 Kulturverbände und – Organisationen haben zusammen eine Stellungnahme für den schweizerischen Kultursektor erarbeitet und im Rahmen des Vernehmlassungsverfahrens eingereicht. Damit gelang in der kurzen Frist von drei Wochen ein starkes Zeichen. Wir konnten ebenfalls erreichen, dass auch Freischaffende Ausfallentschädigungen beantragen konnten, was zuvor nur für Selbstständige möglich war. Zudem konnten wir dazu beitragen, dass der Corona-Erwerbsersatz nicht nur den Selbstständigen offen steht, die wegen Betriebsschliessungen gar nicht arbeiten dürfen, sondern auch denjenigen, deren Erwerbstätigkeit massgeblich eingeschränkt ist.

Gibt es ein persönliches Highlight?

Ich fand es sehr befriedigend, als wir im Herbst 20 die mehrfach geforderte Sitzung mit Herrn Bundesrat Berset abhalten konnten. Ich hatte von Anfang an den Eindruck, dass ihm die schwierige Situation der Kultur und auch der Gastronomie absolut klar war. Man spürt aber auch, wie schwierig es für einen einzelnen Bundesrat ist, weil das Gremium als Einheit funktioniert. Und da liegen die Mehrheiten tendenziell nicht auf unserer Seite.

Was habt Ihr in der Zusammenarbeit mit dem Bund gelernt?

In der Session sind die Karten oft schon gemischt. Wenn man etwas erreichen will, muss man bereits viel früher ansetzen, nämlich in den parlamentarischen Kommissionen. Ausserdem sind persönliche Kontakte Gold wert und Vertrauen ist die Währung. In Bern läuft aktuell die Sommersession. Ab Juni gibt es neue Lockerungsschritte, gelten neue Massnahen.

Was ist Euer Standpunkt dazu?

Es braucht mehr Mittel für die Ausfallentschädigung und den Schutzschirm für grössere Anlässe. Nötig sind ausserdem mehr Finanzhilfe für die Kulturvereine im Laienbereich sowie die Verlängerung des Corona-Erwerbsersatzes. Eine Nicht-Erneuerung bedeutet für sehr viele Freischaffende der Super-Gau. Natürlich wünschen wir uns generell eine Verlängerung der Entschädigungsmassnahmen über Ende 2021 hinaus. Erstmal muss am 13. Juni aber das Covid-19-Gesetz angenommen werden. Wenn es abgelehnt wird, ist die Grundlage weg und wir stehen im Regen.

Wie verhält Ihr Euch konkret in Bezug auf die Abstimmung über das Covid-19-Gesetz?

Gerade haben wir wieder zwei Medienmitteilungen veröffentlicht, die nächste ist bereits im Entwurf. Ausserdem haben wir Abstimmungsempfehlungen an die Räte und Rätinnen versandt. Das ist sehr wichtig, aber auch aufwändig, weil man die Geschäfte genau kennen und studieren muss.

Bis vor Corona hat jeder (Dach-)Verband oft einzeln gekämpft und sich manchmal sogar gegenseitig konkurriert. Ist das „Zusammen stärker sein – gemeinsam mehr erreichen“ auch ein zukunftstaugliches Modell?

Unbedingt. Aber wie gesagt: Aus meiner Sicht steht und fällt es mit den beteiligten Menschen. Es braucht Schnelldenkende mit viel Knowhow und wenig Eitelkeit. Die TFC entstand beim Machen, sie ist informell und dennoch stark, weil sie aktiv ist und anpackt.

Alle Medienmitteilungen sowie die Auflistung der Mitglieder von Taskforce Culture und weiterführende Informationen finden Sie hier.

Covid-19-News für Kulturschaffende – Pro Kultur Kanton Zürich bietet einen Überblick.

„Kultur ist mein Beruf“

Eine Kampagne von SONART und Partner:innen, entstanden aus der Taskforce Romandie. „Wir Künstler und Künstlerinnen sind nur ein kleiner Teil der Eventbranche und die Erfolgreichen von uns werden diese Krise finanziell irgendwie überstehen. Aber es geht um alle anderen, welche hinter und vor den Kulissen die ganze Zeit dafür arbeiten, dass wir alle Kultur geniessen können.“

(Dabu Bucher von DABU FANTASTIC).

Es sind viele!

Sie sind Fachpersonen aus der Kulturszene. Sie haben sich, unabhängig von ihren unterschiedlichen Rollen und Interessen, zusammengeschlossen, um ihre Branche als Wirtschaftssektor zu verteidigen. Eine Branche, die 15 Milliarden Franken Umsatz macht. Jeder 10. Schweizer Betrieb zählt in irgendeiner Form zur Kultur- oder Kreativwirtschaft. Sie alle haben die Pandemie und die damit verbunden Massnahmen hart getroffen.

In einem Video machen bekannte Schweizer Bühnenkünstler:innen auf die Situation aufmerksam und bitten um Unterstützung. „Die Branche der auftretenden Künstler:innen war die erste, die runtergefahren wurde. Und es wird auch dieser Wirtschaftszweig sein, der als letztes wieder hochgefahren wird“, meint Manu Burkart (DIVERTIMENTO) und James Gruntz betont: „Kultur zu schaffen ist ein Beruf und unsere Arbeit ist systemrelevant.“

Mit der Kampagne fordern die Branchenvertreter von Bund und Kantonen:

• Unkompliziert zugängliche wirtschaftliche und kulturelle Massnahmen, die alle Berufsfelder der Kulturbrache erfassen

• Rasche Bearbeitung der Gesuche und Auszahlung gesprochener Gelder

• Einbezug der Verbände bei der Planung der Wiedereröffnung

• Bis sechs Monate nach Ende der Krise Unterstützungsmassen (Vorlaufzeit bis zu einem Normalbetrieb)

• Eine Weiterführung der ordentlichen Kulturförderungen ohne Kürzungen, mit auf die Situation angepassten Kriterien

Ihr Ziel: Verbindliche Planbarkeit mit Konzepten, für die Kulturbranche und Behörden gemeinsam einstehen und beim Publikum Vertrauen schaffen.

„Wir sind viele!“ – steht es gross und fett, weiss auf schwarz im Abschlussbild des Kampagnen-Viedos. Fachpersonen aus dem Kultursektor können sich auf der digitalen Wand der Website registrieren. Ein Zähler zeigt: 5601

(Stand 30.Mai).

Weitere Infos und Registrierung hier.