Locarno Film Festival 2022

Das Locarno Film Festival ist das wichtigste Filmfestival der Schweiz und gehört zu den renommiertes­ten in Europa. Es findet vom 3. bis 13. August statt. Eine Vielzahl von Filmen werden an den vier Wettbe­werben präsentiert: Concorso Internazionale, Cineasti del Presente, Pardi di Domani und First Feature.

Das Herz des Festivals ist die all­abendliche Filmvorführung auf der schönen Piazza Grande, die sich in das “allerschönste Open-Air-Kino” verwandelt. Produzenten, Regis­seure und Schauspieler, die nach Locarno kommen, um ihre Filme zu präsentieren, schweifen über den roten Teppich und geben dem Festi­val einen Hauch von Glamour. Ausser auf der Piazza Grande finden in 13 weiteren Kinos der Stadt Vorführungen statt, darunter in diesem Jahr auch im Cinema Otello in Ascona.

Im Jahr 2022 feiert das Locarno Film Festival sein 75-jähriges Bestehen mit einem Programm, das auch Initiativen zur Geschichte des Festivals und neue Projekte wie den Pardo Verde WWF, den Green Film Fund und – in Zusammenarbeit mit der Post – die Swiss Crypto Stamp 2.0, eine spezielle Serie von Krypto-Briefmarken, umfasst. Die diesjährige Retrospektive ist Douglas Sirk gewidmet, kuratiert von Bernard Eisenschitz und Roberto Turigliatto.

Exklusiv für SzeneSchweiz-Mitglieder: Netzwerkapéro am 6. August

Der SSFV und SzeneSchweiz organisieren am Filmfestival in Locarno dieses Jahr wieder den beliebten Netzwerkapéro.

Wann: Am Samstag, 6. August 2022 ab 16:30 Uhr
Wo: Wie seit vielen Jahren im Caffé Festival

Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Wir freuen uns auf euch – Ensemble wünscht guten Film-Genuss und schönes Wetter!

Forever Imbricated – wie Marc Streit kulturelle Zukunft umsetzt

Imbricated Real möchte gesellschaftliche Debatten anregen, Gegebenheiten neu denken, Verborgenes sichtbar machen, sowie existierende Wertsysteme durch einen ständigen Dialog mit den beteiligten Menschen radikal umstrukturieren. 

„Bestehende Praktiken müssen erneuert werden und neue Praktiken hinzugefügt werden, damit wir uns gegenseitig unterstützen, unsere Ganzheit zum Ausdruck bringen können. Wir leben in einer aussergewöhnlichen Zeit – oft verwirrend, aber voller Möglichkeiten. Es liegt an uns, einen neuen Weg zu gestalten.“

Ensemble trifft Marc Streit, den Gründer von zürich moves! Festivals, das es seit 2012 gibt. „Am Anfang braucht es diese besondere Kraft für die Vision, die umgesetzt werden soll!“, meint der gebürtige Berner. Die Ausgabe im Jahr 2020 musste aufgrund der Pandemie abgesagt werden und nun folgte diesjährig die 11. Ausgabe. 2021 wurde eigens eine Publikation mit dem Titel homebody herausgegeben, an der 70 Künstlerinnen beteiligt waren. Diese Publikation diente quasi als Ersatz für die üblich gebotene Plattform für Performances. Gestaltet wurde die Publikation von Grafiker Nicolas Schaltender und der Content der KünstlerInnen wurde,zu einem Ganzen kuratiert. Die Publikation zum 10. Jubiläum von zürich moves! wurde von drei Co-KuratorInnen erarbeitet. Darunter Esther Eppstein, sie hat 2021 den Grand Prix Kunst vom BAK gewonnen. Lhaga Koondhor ist in der Musik- und Clubkultur tätig, Cherry-Ann Davis hat den MA Visual Communication an der ZHdK absolviert und Streit selber. Die Entwicklung und Umsetzung der Publikation war ein gemeinsamer Prozess, der auch durch Reflexionen während und über die Pandemie genährt wurde.

Die Entwicklung und Umsetzung der Publikation war ein gemeinsamer Prozess, der auch durch Reflexionen während und über die Pandemie genährt wurde.

Anfang 2021 gründete Marc Streit gemeinsam mit Simone Aughterlony den Verein Imbricated Real. Die Initiative entstand aus dem Wunsch heraus, sich von einem singulären Ansatz für kuratorische und produktionstechnische Aktivitäten zu lösen. Mit einer offenen Vereinsstruktur, einem divers aufgestellten Team und zugänglichen digitalen sowie physisch geteilten Events setzen die Gründer*innen sich zum Ziel, die Vielfalt im Kulturschaffen und im Publikum zu stärken und gleichzeitig alternative, sorgsamere und nachhaltigere Formen der Zusammenarbeit zu etablieren. Begegnungen, Austausch, Recherche und künstlerische Projekte stehen im Zentrum. 

Begegnungen, Austausch, Recherche und künstlerische Projekte stehen im Zentrum.

Imbricated Real möchte einem vielfältigen Feld von Kulturschaffenden und Publikum eine nachhaltige Struktur bieten und gleichzeitig die Flexibilität bewahren, auf sich verändernde Wünsche und Bedürfnisse sowohl innerhalb der Struktur als auch der künstlerischen Gemeinschaft zu reagieren.Die Überlegungen zu unserem Vorhaben begann lange vor Beginn der Pandemie. Die Realität der Restriktionen, verursacht durch Covid-19, hat uns jedoch darin bestärkt, wirklich zuzuhören, die Bedürfnisse der Kunstszene zu beobachten und kritisch und konstruktiv darauf zu reagieren“, erzählt Streit. „Mit dem ersten Format Forever Imbricated werden Leute zusammengeführt, die die Möglichkeit haben, gegen Bezahlung an einem Prozess zu arbeiten. Dieser Prozess ist aber nicht unbedingt auf ein Endprodukt ausgerichtet, das verleiht dem Ganzen einen eigenen Charakter“.

„Dieser Prozess ist aber nicht unbedingt auf ein Endprodukt ausgerichtet, das verleiht dem Ganzen einen eigenen Charakter.“

Das erste Format Forever Imbricated der neugegründeten Struktur fand seinen Anfang als Carte Blanche in Paris auf Einladung vom Centre Culture Suisse im Dezember 2021. In Paris haben 15 KulturakteurInnen gemeinsam während einer Woche eine Labor-Residenz bestritten. Aughterlony und Streit sind seit Jahren im künstlerischen Dialog und haben auch bereits verschiedene Projekte gemeinsam realisiert. Die beiden Kulturarbeiter*innen sind seit 15-20 Jahren in der darstellende Kunst tätig, insbesondere in Performance und Choreographie. In Zürich haben sie das Festival zürich moves! und Forever Imbricated vereint und zahlreiche Menschen Zeit und Raum für Recherche zur Verfügung gestellt.

Es gab dort auch öffentliche Momente, aber es ging nicht um die Präsentation von neuen Stücken

Gewisse eingeladene Künstler*innen und Aktivist*innen haben während zürich moves! Forever Imbricated im April 2022 eine Residenz gemacht in verschiedenen Institutionen in Zürich, zum Beispiel im Binz 39, im Tanzhaus Zürich, in der Gessnerallee und weiteren. Es gab dort auch öffentliche Momente, aber es ging nicht um die Präsentation von neuen Stücken. Imbricated Real war im Mai 2022 ausserdem auch in Lausanne, dort hat der Verein mit Arsenic zusammen Forever Imbricated weiterentwickelt. Es waren hierfür wiederum 10 Leute involviert, die zusammen 10 Tage verbracht haben um Praktiken zu teilen und gemeinsam zu recherchieren. Themen hierfür sind immer wieder die Sub- und Hochkultur, das Nachtleben an sich, die Clubkultur und temporäre Communities – es geht um die Mechanismen, wie sich solche Spaces, Räume formen, die für temporäre Communities eine Art Zufluchtsort der Kreativität und (künstlerischen) Freiheit darstellen. 

Eine ganzheitliche Praxis erfordert, unbequem zu sein.

Im Januar 2023 wird Forever Imbricated 10 in Basel stattfinden, die Vorbereitungen hierfür laufen bereits. Im Frühling 2023 wird es eine Zusammenarbeit mit l’abdi in Genf geben. Viele Institutionen arbeiten mit Schlagwörtern wie Inklusion und Exklusion, Safe Spaces etc. – aber was heisst das wirklich? Wie setzten wir das in die Praxis um? Solche Fragen werden für die Erarbeitung des Projektes gestellt. Eine ganzheitliche Praxis erfordert, unbequem zu sein. Dies bedingt eine unendliche Neugier und einen Dialog mit ungewohnten Realitäten – eine Konfrontation mit unseren nuancierten Privilegien, unserer Ignoranz und unseren Vorurteilen. „Wir wollen uns die aktuellen Diskurse oder Quoten, die mit marginalisierten Körpern verbunden sind, nicht naiv aneignen, sondern diese Realitäten in unsere Prozesse integrieren und eine Ethik der Fürsorge und Grosszügigkeit praktizieren. Die Kultur ist der Ort, an dem dies vorgelebt werden muss!“, meint Streit.

Kunst kann einen Widerstand gegen homogenisierte Muster des Denkens, Bewegens und Handelns in der Welt bieten.

Imbricated Real hat ein Transformationsprojekt vom Kanton Zürich erhalten, eine Covid Massnahme, die es in allen Kantonen gibt. Gewisse strukturelle Muster werden zur Gewohnheit und verlangen nach einiger Zeit ein Umdenken und eine Neubewertung. Kunst kann einen Widerstand gegen homogenisierte Muster des Denkens, Bewegens und Handelns in der Welt bieten. Auch die GründerInnen haben sich innerhalb bestimmter Denkmuster und Strukturen etabliert und wollen das Transformationsprojekt nutzen, die Arbeitsprozesse zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Wie können Rollen und Funktionen innerhalb einer Organisation stetig getauscht und neu erfunden werden? Inwieweit können wir vorübergehend Unordnung oder sogar Chaos zulassen? Und welche Formen von Solidarität sind möglich, gerade weil wir so unterschiedlich sind? 

Das war immer mein Hauptantrieb – ich möchte Menschen durch meine Tun zusammenbringen.

Wir wollen immer wieder „in Bewegung“ zu bleiben, nicht in Statik verfallen wie es vielen Institutionen aus der freien Szene passiert ist„, meint Streit. Es entstand in den Institutionen zwar auch immer mehr die Idee und Umsetzung von kollektiven Strukturen als Neuerung, die aber nicht immer funktionierte. Man komme immer in ein System, in eine Struktur hinein, die eine eine eigene Systematik hat, meint Streit. „Wir wollen unbedingt den Menschen, die Begegnungen im Fokus haben, das Netzwerk von Leuten, die sich fachlich, mental, künstlerisch unterstützen können. Das war immer mein Hauptantrieb – ich möchte Menschen durch meine Tun zusammenbringen. Gemeinsame Zeit zu verbringen, heisst Grenzen zu erfahren und diese zu erforschen, das ist eine wertvolle Erfahrung.“ 

Danke lieber Marc, für den spannenden Austausch!

Fotokredit: Mattia Dagani Rio

#seinodernichtsein #êtreounepasêtre #essereononessere

D | F | I

Nach knapp einem Jahr Pilotprojekt #seinodernichtsein ziehen die Initiantinnen, die Schweizerische Interpretenstiftung SIS und SWISSPERFORM, erste Schlüsse und erweitern die Plattform um den digitalen «Vorsorge-Check». Durch die Beantwortung einfacher Fragen zum Thema soziale Sicherheit erhalten Kulturschaffende einen ersten Überblick, wie gut sie im Thema aufgestellt sind und wo es Handlungsbedarf gibt. Zudem ist die Webseite neu auch auf Englisch verfügbar.

«Die Praxis macht deutlich, dass das Portal einem Bedürfnis der Kulturschaffenden entspricht und das Konzept grundsätzlich überzeugt», so Yvonne Dünki, Geschäftsleiterin der SIS. Vor rund einem Jahr haben die Schweizerische Interpretenstiftung SIS und die Gesellschaft für Leistungsschutzrechte SWISSPERFORM das Vorsorgeportal #seinodernichtsein ins Leben gerufen. Das Portal wird anhand der gemachten Erfahrungen und von Rückmeldungen laufend überarbeitet und weiterentwickelt. So wird unter anderem die Kategorie «Fragen & Antworten» auch im Jahr 2022 regelmässig ergänzt.

Das Vorsorgeportal #seinodernichtsein

Das vorerst auf drei Jahre befristete Pilotprojekt #seinodernichtsein möchte die Situation von Künstler*innen durch Prävention nachhaltig verbessern. Um geeignete Massnahmen zu ermitteln, gab die Stiftung im Jahr 2019 ein Forschungsprojekt zur sozialen Sicherheit von Bühnenkünstler*innen in Auftrag. Bestehende Angebote von Bund, Kantonen, Städten, Privatstiftungen sowie Berufs- und Dachverbände wurden ausgewertet und Lücken ermittelt. Die Erkenntnisse der Studie bilden die konzeptionelle und inhaltliche Basis für das Vorsorgeportal, das aktuell in Deutsch, Französisch und Italienisch angeboten wird.

#seinodernichtsein bietet einfache Antworten auf häufige Fragen zum Thema soziale Sicherheit und besteht per Mai 2022 aus einer Community von 15 Ambassadors aus den Sparten Musik, Tanz, Theater und Bildende Kunst. Das Projekt hat schweizweit Partnerschaften mit 20 Kulturabteilungen von Kantonen respektive Städten. Bis dato haben rund 60 Beratungsgespräche mit Ambassadors stattgefunden. Die Mehrheit der beratenen Personen sind zwischen 26-35 Jahre alt und noch nicht Mitglied bei einem der Berufsverbände.

 

Après avoir mis en place #êtreounepasêtre il y a une petite année, les deux initiatrices du projet pilote, la Fondation suisse des artistes interprètes SIS et SWISSPERFORM, dressent un premier bilan et élargissent la plateforme avec une « check-list de prévoyance » digitale. En répondant à quelques questions simples sur le sujet de la sécurité sociale, les actrices et acteurs culturels obtiennent un premier aperçu les informant de leur niveau de connaissance en la matière et leur indiquant là où il serait nécessaire d’agir. Le site web existe par ailleurs maintenant aussi en anglais.

«La pratique démontre clairement que le portail répond aux besoins des actrices et acteurs culturels et que le concept convainc globalement » témoigne Yvonne Dünki, la directrice de la SIS. La Fondation suisse des artistes interprètes SIS et la société de gestion pour les droits voisins SWISSPERFORM ont fondé le portail de prévoyance #êtreounepasêtre il y a une année. Le portail est continuellement mis à jour et développé sur la base des expériences acquises et des retours obtenus. La catégorie « Questions et réponses » notamment est régulièrement enrichie de contenus en 2022.

Le portail de prévoyance #êtreounepasêtre

Le projet pilote #êtreounepasêtre, initialement prévu sur trois ans, souhaite améliorer durablement la situation des artistes par le biais de la prévention. Pour ce faire, la Fondation a mandaté une analyste avec un projet de recherche sur la sécurité sociale des artistes interprètes en 2019. Les offres existantes de la confédération, des cantons, des villes, des fondations privées ainsi que des associations et des faîtières professionnelles ont été évaluées et des lacunes mises en évidence. Les conclusions de cette étude représentent le socle, tant au nouveau de son concept que de son contenu, sur lequel est bâti le portail de prévoyance actuellement proposé en allemand, français et italien.

#êtreounepasêtre propose des réponses intelligibles à des questions fréquemment posées sur le sujet de la sécurité sociale et se compose, depuis mai 2022, d’une communauté de 15 Ambassadeur et Ambassadrices dans les domaines de la musique, de la danse, du théâtre et des arts visuels. Des partenariats ont été établis avec 20 services des affaires culturelles des cantons et des villes. Près de 60 entretiens de conseil ont eu lieu avec les Ambassadrices et Ambassadeurs jusqu’ici. La plupart des personnes demandeuses de conseils ont entre 26 et 35 ans et ne sont pas encore membres d’une association professionnelle.

 

A poco meno di un anno dal progetto pilota #essereononessere, le promotrici dell’iniziativa, la Fondazione svizzera degli artisti interpreti SIS e la SWISSPERFORM, traggono le prime conclusioni e ampliano la piattaforma con l’introduzione della „verifica sulla previdenza“ in formato digitale. Rispondendo a semplici domande sul tema della sicurezza sociale, gli operatori culturali ottengono una prima panoramica su quanto siano preparati sull’argomento e in quali ambiti sia necessario intervenire. Oltre a ciò, ora il sito web è disponibile anche in lingua inglese.

„La prassi dimostra che il portale risponde a un’esigenza degli operatori culturali e che il concetto è di base convincente“, così Yvonne Dünki, amministratore delegato della SIS. Circa un anno fa, la Fondazione svizzera per gli artisti interpreti SIS e la Società di gestione dei diritti di protezione affini SWISSPERFORM hanno lanciato il portale sulla previdenza #essereononessere. Il portale viene costantemente revisionato e sviluppato sulla base delle esperienze maturate e dei feedback raccolti. Tra l’altro la sezione „Domande & Risposte“ è stata regolarmente aggiornata anche nel corso dell’anno 2022.

Il portale sulla previdenza #essereononessere

L’obiettivo del progetto pilota #essereononessere, inizialmente limitato a tre anni, è di migliorare in maniera duratura la situazione degli/delle artisti/e attraverso la prevenzione. Al fine di individuare le misure d’intervento adeguate, nel 2019 la Fondazione ha commissionato un progetto di ricerca sulla sicurezza sociale degli artisti di teatro. Sono state esaminate le attuali offerte della Confederazione, dei cantoni, dei comuni, delle fondazioni private e delle organizzazioni professionali e di categoria e ne sono state individuate le lacune. I risultati dello studio costituiscono la base concettuale ed il contenuto del portale sulla previdenza, al momento fornito in lingua tedesca, francese ed italiana.

#essereononessere offre risposte semplici alle domande più ricorrenti sulla sicurezza sociale e, a partire da maggio 2022, è composto da una community di 15 Ambassadors provenienti dai settori della musica, della danza, del teatro e delle arti visive. Il progetto si avvale su tutto il territorio svizzero di venti partnership con i dipartimenti culturali dei cantoni e delle relative città. Finora sono stati effettuati circa 60 colloqui di consulenza con gli Ambassadors. La maggior parte delle persone che hanno richiesto una consulenza ha un’età compresa tra i 26 e i 35 anni e non è ancora membro di una delle associazioni professionali.

 

 

Figura Theaterfestival 2022: Vielseitiges Programm und inklusives Festival

Das Programm der fünfzehnten Ausgabe des Figura Theaterfestivals ist komplett! Vom Dienstag, 21. bis Sonntag, 26. Juni 2022 werden 30 Produktionen aus 14 Ländern gezeigt.

Nach zwei Jahren Pandemie ist es wieder möglich, eine reguläre Durchführung des Festivals anpeilen zu können. Trotzdem heisst das nicht, dass die Leitung des Festivals einfach so zur «Normalität» zurückkehren kann, wie Irène Howald und Eveline Gfeller betonen:

«Viel ist passiert seit unserem letzten realen Treffen im echten Figurentheater. Und jetzt ist Krieg in Europa. Gerade jetzt wollen wir festhalten an unserem Vertrauen in die Wirksamkeit dieses einzigartigen gemeinsamen Moments im Theater. Und gerade jetzt freuen wir uns noch inniger auf das Treffen mit Künstlerinnen und Künstlern aus Europa, Kanada und Australien, auf die Begegnung mit unserem Publikum, auf diese grosse verbindende Energie, die die Vorbereitung und Durchführung von FIGURA in unserem Team verbreitet.»

Für die grosse Masse und für ganz wenig Publikum Nicht zuletzt wegen der speziellen Umstände durch die Pandemie sind in den letzten zwei Jahren viele Produktionen für wenig Publikum entstanden. Deshalb stehen dieses Jahr viele Stücke auf dem Programm, die im kleinsten Rahmen stattfinden: «ReFlex» und «The Kiss» schaffen sehr intime Theater-Erlebnisse für jeweils nur 1 Person.

Nebst dem eingangs erwähnten «Human Body Parts» gibt es zwei weitere Produktionen im Öffentlichen Raum und für eine (nahezu) unbeschränkte Publikumszahl: die poetischen Roboter in der Installation «Animaltroniek: Air» (Mi 22. & Do 23. Juni) sowie die actionreiche Achterbahn «PolderCoaster» (Fr 24. & Sa 25. Juni), beide zu erleben auf dem Unteren Bahnhofplatz.

Ebenfalls viel Publikum erwarten wir bei unserem in jeder Hinsicht gewaltigen Eröffnungsstück «Moby Dick», in dem nicht weniger als 50 Puppen, 7 Spieler:innen und 3 Livemusiker:innen die berühmte Abenteuergeschichte von der Jagd auf einen weissen Walfisch erzählen. Regisseurin Yngvild Aspeli war 2012 für den Grünschnabel nominiert, 10 Jahre später ist sie nun mit der gefeierten Grossproduktion «Moby Dick» auf internationaler Tournee und macht auf dem Rückweg von Charleston (USA) über Oslo (NOR) nach Frankreich in Baden Halt.

Sieben Literaturklassiker

Nebst «Moby Dick» gibt es dieses Jahr noch weitere Literaturklassiker auf der Bühne. «Macbeth muet» und «Theatrum Mundi» beschäftigen sich auf ganz unterschiedliche Weise mit Stoffen von Shakespeare – die einen ohne Worte dafür in rasendem Tempo, die anderen enthüllen, inspiriert von Jacques’ Monolog in «Wie es euch gefällt», im Bauch einer Schwangeren einen barocken Mikrokosmos. Zudem warten das Festival mit einer Miniatur-Version von Mary Shelleys «Frankenstein» auf, die dazu einlädt, sich über die menschlichen Grenzen Gedanken zu machen. Für eine jüngeres Publikum eignen sich die Umsetzungen des berühmten tschechischen Märchens «O jako Otesánek – O wie kleiner Otik» (ab 8 Jahren), des preisgekrönten Comics «Un océan d’amour» (ab 7 Jahren) und – natürlich! – von «Pinocchio» (ab 6 Jahren).

Faszination für jedes Alter

Alle 30 Produktionen im FIGURA-Programm richten sich an ein erwachsenes Publikum, auch wenn rund die Hälfte davon unter dem Label «Figura Famiglia» laufen und somit für Kinder unterschiedlicher Altersgruppen geeignet sind. Eines dieser Stücke ist «Rue d’Orchampt», das an drei Tagen im Bauernhaus Turgi alle ab 6 Jahren verzaubern wird. Das Publikum kann sich frei bewegen und entdeckt dabei eine magische Welt vor und hinter den Kulissen. Ein einmaliges Erlebnis für Gross und Klein! Und in «Chüssi» (ab 2 Jahren) nehmen eine Tänzerin und ein Musiker ohne Worte die Allerkleinsten und alle anderen mit auf eine Entdeckungstour.

Inklusion

FIGURA bemüht sich um ein möglichst breites Angebot für ein vielfältiges Publikum. Menschen mit unterschiedlichen körperlichen Beeinträchtigungen soll der Zugang zum Programm ermöglicht oder erleichtert werden. Mit dem Release einer neuen, barrierefreien Website, haben wir dieses Jahr einen weiteren Schritt hin zu mehr Inklusion gemacht.

Manche Stücke werden übertitelt, viele sind ohne Sprache und deshalb auch ohne akustische Signale verständlich. Explizit in Gebärdensprache übersetzt werden die drei Produktionen «Goodbye Herr Muffin», «Kaffee mit Zucker» und «Körperwissen» sowie die Festivaleröffnung und die Grünschnabel-Verleihung. Bei «Moby Dick» wird eine Audiodeskription angeboten. Die meisten Spielstätten in Baden sowie das Bauernhaus Turgi sind ganz oder teilweise rollstuhlgängig.

Medienmitteilung Taskforce Culture (D/I/F)

Medienmitteilung der Taskforce Culture vom 17. Juni 2022

Zum Ende der Sommersession: Ein Ausblick auf die Herausforderungen im Kultursektor

Am 17. Juni geht die Sommersession zu Ende, ohne dass die nach wie vor spürbaren Auswirkungen der Pandemie auf die Kultur traktandiert waren. Bereits Ende Juni laufen die Ausfallentschädigungen für Kulturschaffende und Kulturunternehmen, die Finanzhilfen für Kulturvereine im Laienbereich sowie der Corona-Erwerbsersatz aus: mit Blick auf die nach wie vor noch nicht wieder erreichte Normalität im Kultursektor ein fragwürdiges Signal. Die noch bis Ende Jahr laufende Nothilfe von Suisseculture Sociale und die Unterstützung von Transformationsprojekten können die weiterhin angespannte Situation nicht vollständig ausgleichen. Der Schutzschirm für Publikumsanlässe wurde zwar bis Ende Jahr verlängert, die Verordnung wird aber nicht von allen Kantonen umgesetzt.

 

Comunicato stampa di Taskforce Culture del 17 giugno 2022

Termina la sessione estiva: uno sguardo alle sfide del settore culturale

Il 17 giugno si concluderà la sessione parlamentare estiva, ma dal suo ordine del giorno sono mancati gli effetti ancora evidenti della pandemia sul mondo della cultura. Alla fine di giugno i sostegni per gli operatori e le imprese culturali, gli aiuti finanziari per le associazioni amatoriali e l’IPG Corona verranno a decadere: un segnale discutibile se si considera che, nel settore culturale, si è ancora lontani dal ritorno alla normalità. Fino alla fine dell’anno si potrà ancora contare sugli Aiuti di emergenza erogati da Suisseculture Sociale e sul sostegno ai Progetti di ristrutturazione, tuttavia queste misure non possono, da sole, compensare del tutto la crisi che attanaglia il settore. Anche lo scudo protettivo è stato prorogato fino alla fine dell’anno, ma la direttiva non viene applicata in tutti i cantoni.

 

Communiqué de presse de la Taskforce Culture du 17 juin 2022

Aperçu des défis du secteur culturel à la fin de la session d’été

La session d’été s’est achevée le 17 juin sans que les effets, toujours perceptibles, de la pandémie sur la culture aient été mis à l’ordre du jour. Dès la fin du mois de juin, les indemnisations pour perte financière pour les artistes et les entreprises culturelles, les aides financières pour les associations culturelles amateurs, et l’allocation perte de gain sont supprimées : au vu de la situation qui n’est toujours pas revenue à la normale, c’est un mauvais signal. L’aide d’urgence de Suisseculture Sociale et le soutien des projets de transformation, qui restent en cours jusqu’à la fin de l’année, ne peuvent pas compenser entièrement la situation toujours tendue. De même, alors que le parapluie de protection a été prolongé jusqu’à la fin de l’année, tous les cantons n’appliquent pas l’ordonnance.

 

 

Erweiterung der Regionalgruppen

Die Regionalgruppe in der Ostschweiz wurde kürzlich von Szene Schweiz-Präsident Matthias Albold gegründet, Festangestellter im Schauspielensemble des Theaters St. Gallen. Bisher wurden noch keine offizielle Vertreter*innen gewählt, man hat sich aber bereits getroffen.

Die einzige bisher nennenswerte Regionalgruppe hat ihren Sitz in Zürich und umfasst die gesamte Schweiz. Eine kleine Enklave existiert bereits in Basel, in Bern gibt es aber beispielsweise noch keine Regionalgruppe. Der Wille wäre zwar vorhanden, aber um sich zu treffen, müssen Künstler*innen teure Spesen auf sich nehmen für die Anfahrt und es kostet Zeit, die meist nicht vorhanden ist. Um dieser Problematik gerecht zu werden, müsse man die Gruppen verkleinern und so könne man die Künstler*innen ortsgebunden viel besser vernetzen, meint Matthias Albold.

Man brauche aus allen grösseren Städten einen Delegierten. In der Sektion Zürich gibt es bereits vier Teile – das Opernhaus, das Schauspielhaus, das Neumarkt-Theater und die Regionalgruppe Zürich. Es ist durchaus denkbar, dass auch in Winterthur, Schaffhausen, im Aargau usw. Gruppen gegründet werden. Freischaffende würden so gesamtschweizerisch mehr Stimmen, respektive letztlich mehr Gewicht bekommen, was die Mitgliedschaft besser repräsentieren würde.

Ein weiteres Argument dafür wäre der Ausgleich zwischen den verschiedenen sprachlichen Regionen, zum jetzigen Zeitpunkt gibt es im Tessin zwei Regionalgruppen, in der aufzubauenden Romandie noch gar keine und in der Deutschschweiz nur jene in Zürich.

Albold hofft für den Verband, dass sich mehr Freischaffende für die Arbeit von Szene Schweiz interessieren und sich für ihre Rechte einsetzen. Die Kommunikation würde sich besser ausbreiten, meint er, Informationen über zB. schlechte Arbeitsbedingungen oder über vertragliche Fragen würden viel schneller fiessen und Erfahrungen oder auch künstlerische Empfehlungen könnten einfach und gewinnbringend untereinander geteilt werden.

Damit entsteht mehr Teilhabe und mehr Information, mehr Wissen wird generiert und weniger Verletzungen.

Matthias Albold über die Erweiterung der Regionalgruppen

Diese Art der Modernisierung dient dem Verband und seinen Mitgliedern massgeblich. Zudem sollen gewählte Vertreter*innen Zugriff auf ein Postfach erhalten um so die Interaktion zu fördern und eine offene Kommunikation zu kreieren. Damit kein „Bashing-Insturment“ entsteht, gibt es keine Person mit Oberhoheit, sondern ein*e Moderator*in übernimmt die Koordination und schafft so eine vertrauenswürdige Kommunikations-Basis. Damit entsteht mehr Teilhabe und mehr Information, mehr Wissen wird generiert und weniger Verletzungen.

Der Theater-, Performance- und Musikbereich leidet oft unter der Verbreitung von Halbwahrheiten. Albold erhofft sich die Initiative, dass bei einem Vorfall beispielsweise an einem Haus in der jeweiligen Regionalgruppe darüber diskutiert wird, ein Verhaltenskodex erarbeitet und unterschrieben wird, nachdem sich dann alle richten (welche zB. die Abmachung, kein Angebot anzunehmen ohne Vertrag, beinhalten würde). Besonders in der freien Szene ist das wichtig, anders als bei den festangestellten Personen. Albold möchte diese Situation verbessern, eine Form der Solidarität schaffen oder sogar dem einen oder anderen Projekt, dass sich über die Gewerkschaft ergibt, den Boden schaffen.

Aufbruchsstimmung bei SzeneSchweiz

(Linda Christa Bill) Der neue Präsident Matthias Albold entwickelt Visionen für die Zukunft des Verbandes, aber auch die regionalen Delegierten bringen sich ein. Insgesamt herrschte eine lockere, wohlwollende Atmosphäre, die gutes für SzeneSchweiz erwarten lässt. Ein Rückblick.

Matthias Albold eröffnet die diesjährige Delegiertenversammlung, die im Karl der Grosse in der Zürcher Altstadt stattfand, sehr herzlich und stellt u.a. die „sieben verwegene Frauen“ von Szene Schweiz vor, die wertvolle Arbeit für den Verband leisten. Die Rede des Präsidenten war gespickt von Optimismus und auch unterhaltsam. Im Unterton realistisch, pochte er immer wieder auf den Zusammenhalt innerhalb der Gewerkschaft und ermutigte zu einer ehrlichen und zielgerichteten Arbeitsweise innerhalb des Verbandes.

Alle Vorstandsmitglieder wurden an der Delegiertenversammlung wiedergewählt. Nach dem Memorium erinnert er kurz daran, Todesmeldungen zeitnah ans Sekretariat zu vermitteln und neu auch online zu publizieren. Albold geht auf die letzten zwei Jahren ein und die Schwierigkeiten durch Corona, aber auch besonders auf die jetzige Kriegs-Situation in der Ukraine.

Am 1. Juni fand hierzu eine Benefizveranstaltung für Mariupol am Theater St. Gallen statt. Albold sorgt sich insbesondere um die Situation auch in Europa, da das Kulturschaffen ein stabiles Grundeinkommen und vor allem Ruhe zur Arbeit in Form von Stabilität in der Gesellschaft brauche. Die Probleme würden mit der Weltwirtschaftskrise, verursacht durch den grausamen Krieg in der Ukraine, immer grösser, deshalb appelliert er immer wieder während der Versammlung an den Zusammenhalt, im grossen und im kleinen. Man solle Kulanz und Vertrauen zeigen, momentan befinde sich der Zustand der Welt wieder „wie in der Renaissance“, meint er etwas zugespitzt. Die Kulturschaffenden seien aber nach wie vor das Sprachrohr des Humanismus – wenn man deren Arbeitssituation weiterhin verbessert, entstehen auch bessere Ergebnisse.

Es geht ihm vor allem darum, den Kulturplatz Schweiz nachhaltig zu erhalten, die Kommunikation untereinander in der Gewerkschaft zu fördern und damit Instrumentalisierungen durch Institutionen zu vermindern. Durch die Corona-Krise sind gemäss der informellen Arbeitsgruppe für Kulturpolitik „Taskforce Culture“ mind. 5% der Kulturschaffenden vollständig weggebrochen – dieser Verfall müsse dringend aufgehalten werden.

Und im Kulturbereich gibt es auch eine Art „Unternehmenskultur“, die gefördert werden muss.

Matthias Albold

Albold fordert, dass weniger übereinander, als mehr miteinander geredet werden. Es gebe so viele Leute mit guten Zielen, im Diskurs können man dadurch auch zu neuen Lösungen gelangen und dabei automatisch eine klare Haltung nach aussen zeigen, ist er überzeugt. Mobbing, Bossing etc. könnten so wirksam vermindert oder sogar komplett verhindert werden. Und im Kulturbereich gibt es auch eine Art „Unternehmenskultur“, die gefördert werden muss. In einer Anekdote ermutigt Albold dazu, dass „wir als Künster*innen den Clown in uns in Anspruch nehmen müssen, zur Leitung gehen und den Frust in Freude umwandeln, und in die Diskussion gehen!“ sollen. Auf diese Formulierung ist er durch ein inspirierendes Gespräch mit Martin Zimmermann von „Danse Macabre“, einem zirzensischen Spektakel gekommen.

Die Kultur- und Kreativwirtschaft generiere 70 Milliarden Franken Umsatz, dies gelte es zu schützen.

Salva Leutenegger

Das dominierende Thema der Sitzung war eindeutig die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen im kulturellen Bereich. Taskforce Culture leistete hierfür hervorragende Arbeit und war massgebend für die Verbesserungen der Unterstützungsmassnahmen auch für Freischaffende in befristeten Arbeitsverträgen. „Die Kultur- und Kreativwirtschaft generiere 70 Milliarden Franken Umsatz, dies gelte es zu schützen“, äusserte sich Salva Leutenegger hierzu. Albold erinnert auch daran, dass Defizite durch eine Krise wie die Pandemie in der Risikosphäre des Arbeitgebers liege, was Prof. Geiser von der Rechtsfakultät an der Uni St. Gallen nachgewiesen hat.

Ein weiteres wichtiges und nach wie vor leider sehr aktuelles Thema waren Machtmissbrauch und Übergriffe am Arbeitsplatz. Das „Béjart Ballet“ in Lausanne wurde kürzlich geschlossen wegen genau solcher Vorwürfe. Obwohl ein ausgearbeiteter  Verhaltenskodex von Szene Schweiz schon länger an die Häuser ausgesendet wurde, mit der Auflage zur selbstverantwortlichen Umsetzung, hat das leider vielerorts noch nicht funktioniert, obwohl das Prinzip der  Selbstverantwortung eigentlich Pflicht der Theaterleitungen wäre.

Es müsse jetzt für gute Arbeitsverhältnisse gesorgt werden und nicht erst in Zukunft, sind sich alle einig.

Ein weiterer wichtiger Punkt war die Fusion von SBKV und der Tessiner TASI zu SzeneSchweiz. Die Fusionsumsetzung erforderte viel und war intensiv für alle Beteiligten, aber letzten Endes erfolgreich. Albold wies auch darauf hin, dass die Regionalgruppen besser aufgestellt werden sollten und der Austausch gefördert.

Der Ausbau der Regionalgruppen soll eine zeitnahe Kommunikation und Diskussion generieren. Die Zusammenarbeit mit der SBV soll trotz Differenzen stattfinden. Ein Kodex mit einer „sauberen Hausordnung“ soll Bewusstsein schaffen und überall in den Institutionen erarbeitet und auch korrekt umgesetzt werden. Es müsse jetzt für gute Arbeitsverhältnisse gesorgt werden und nicht erst in Zukunft, sind sich alle einig.

Auch der Workshop für Gagenverhandlungen ist Thema – Salva Leutenegger meint sehr passend dazu: „Das Leben ist eine einzige Verhandlung!“ – damit hat sie recht, und verweist damit auf die Wichtigkeit von Mediation und korrekter Vermittlung bei Konflikten. Bühnenkünstler*innen müssten angemessen beschäftigt sein, mit repräsentative Rollen, etc., und Abmahnungen durch Unflexibilität dringend verhindert werden.

Es bestünden auch prekäre Situationen durch variable Einsatzzeiten für Bühnenkünstler*innen, die nebenbei einer anderen Arbeit nachgehen müssen, um sich zu finanzieren. Es gebe weiter Workshops, wie z.B. “Projekteingaben und Budgetierung”, “Social Media” und „E-Casting“ – diese Workshops kommen bei den Mitgliedern sehr gut an und werden gratis angeboten. Zu den neu aufkommenden „Intimacy-Coaches“ sind die Meinungen unterschiedlich, Ideen und Anregungen seien hierzu sehr willkommen, betont Leutenegger und verweist auf „Female Act“, als dafür wichtige Organisation.

 

Aktuelles zu Machtmissbrauch an Institutionen

Bühne und Missbrauch haben eine lange, geteilte Geschichte. Die Ursachen können sowohl einfach Leistungswah oder aber eine stalinistische Hierarchie sein. In den aktuellen Fällen scheinen sich diese beiden Sachen zu mischen. Eine Übersicht.

Nach wie vor ist Machtmissbrauch und Übergriffe am Arbeitsplatz in den darstellenden Künsten eine hochaktuelle Thematik. Hierzu empfehlen wir den SRF-Beitrag „Du siehst aus wie ein tanzender Hamburger“ über die Tanzakademie Zürich, die unter dem Dach der ZHDK unterrichtet, vom 2. Juni und zusätzlich den persönlichen Beitrag der deutschen Schauspielerin Mareile Blendl mit dem Titel „Herr Peymann, nehmen Sie das zurück! Eine Intendantenbeschimpfung“, in dem anschaulich ein Fall beschrieben wird.

 

Konzeptförderung Stadt Zürich: Mitmachen!

Bis zum 30 Juni läuft die Eingabefrist zur Gesuchseingabe der Konzeptförderung Stadt Zürich. Auf der Website finden sich alle wichtigen Informationen.

Am Mittwoch, 15. Juni 2022 von 9.30h bis 11h findet hierzu ein Info-Anlass zum Finanzformular 2- und 4-jährige Konzeptförderung per Zoom ein. Nach einem Input mit konkretem Anschauungsbeispiel im Ausfüllen des Finanzformulars können Gesuchsteller*innen Fragen stellen.

https://us02web.zoom.us/j/89273225483?pwd=MEJRdHhwd0NrM0QrcG55anlKSUZFdz09

Meeting-ID: 892 7322 5483 / Kenncode: 540327

Vor der Gesuchsstellung ist es wichtig, die zur Verfügung gestellten Unterlagen – insbesondere die Infoblätter – genau durchzulesen, darin wird alles wichtige u.a. zu den Rahmenbedingungen, dem Vergabeverfahren und den benötigten Unterlagen beschrieben. Weitere Fragen werden im FAQ beantwortet. Zudem sind weitere schriftliche und mündliche Rückfragen bei der Dienstabteilung Kultur möglich (Ressorts  Tanz und Theater: 044 012  34 09). Anfragen für Sprechstunden können per Mail an Tanztheaterfoerderung@zuerich.ch gesendet werden.

Am 18. Mai 2022 fand in der Gessnerallee ein Szene-Treff, organisiert von t. Zürich, statt. Bei diesem Anlass wurde seitens Stadt Zürich Kultur zur Gesuchstellung informiert, und es konnten offene Fragen beantwortet werden. Auf der Website von t. findet sich das entsprechende Protokoll.

Das Gesuchsportal für die online Gesuchseingabe schliesst am Donnerstag, 30. Juni um 23.59h. Es empfiehlt sich, die Gesuchseingabe frühzeitig zu tätigen.

„Die neue Generation von Tänzer*innen“

Mamu Tshi (30 Jahre alt, Kongolesin, lebt in Lausanne, wo sie mit dem Théâtre Sévelin 36 zusammenarbeitet), Dickson Mbi (36 Jahre alt, Kameruner, aufgewachsen in London wo er auch studiert hat, tritt mit Ausnahmekünstlern wie Robbie Williams auf), Joy Ritter (39 Jahre alt, Kalifornierin, philippinischer Herkunft, aufgewachsen in Freiburg im Breisgau wo sie auch studiert hat, arbeitet für Kompanien wie Akram Khan und den Cirque du Soleil) sind die drei Stars des Abends. Drei selbst choreografierte Soli, völlig unterschiedlich in Stil, Technik und Seele: Krumping für Mamu Tshi im Solo „L’Héritière“, Popping für Dickson Mbi in „Duende“ und eine Mischung aus Voguing, philippinischen Volkstänzen und klassischem Training für Joy Ritter in „BABAE“. Sie alle sind auf der Suche nach Neuem, außerhalb ihrer angestammten Techniken, um ihren eigenen zeitgenössischen Stil zu finden: Akram Khan selbst nennt sie „die neue Generation von Tänzern“.

 

Interview von Lilly Castagneto

„Portraits in Otherness“ ist eine hochkarätige Performance, kuratiert von Akram Khan und produziert von Farroq Chaundhry, im Rahmen des alle zwei Jahre stattfindenden Tanzfestivals STEPS des Migros-Kulturprozent, das seit 1988 in der ganzen Schweiz unterwegs ist. STEPS kehrt mit einer Reihe von zeitgenössischen Tanzaufführungen und außergewöhnlichen choreografischen Aktivitäten zurück. Mit einer Laufzeit von rund vier Wochen ist es auch in diesem Jahr wieder in fast allen Theatern ausverkauft und zeigt nationale und internationale Stars.

Was bedeutet STEPS für dich, Claudia Toggweiler?

Claudia Toggweiler (Roadmanagerin von STEPS): Das Tanzfestival STEPS macht es möglich, aussergewöhnliche Produktionen an rund 38 Orten in der Schweiz zu sehen. Spannend für uns ist vor allem zu beobachten, wie die unterschiedlichen Reaktionen des Publikums ausfallen. Vor allem im Tessin und der Romandie sind die Zuschauer sehr enthusiastisch und warmherzig.

Wie hat die Öffentlichkeit auf STEPS reagiert, Claudia?

Toggweiler: Man spürt, dass sich viele danach sehnten, Tanz wieder live auf der Bühne zu sehen, und tatsächlich waren fast alle Vorstellungen ausverkauft.

Was bedeutet „Portraits in Otherness“ für dich und wie ist die Idee dazu entstanden?

Dickson Mbi: „Portraits in Otherness“ ist eine Abbildung des schlagenden Herzens eines jeden Menschen, unabhängig von Hautfarbe, Religion, Herkunft oder Stil: Wir sind alle gleich, dieselbe Essenz. Die Idee stammt von Akram Khan und Farroq Chaundhry, um Nachwuchschoreographen die Möglichkeit zu geben, auf internationale Tourneen zu gehen. Amandine (Mamu Tshi), die Schweizerin, wollte, dass wir sie bei diesem Abenteuer begleiten.

Ihr seid international bekannte Tanzstars: Wisst ihr, dass ihr das seid?

Dickson: Ich glaube nicht, dass ich ein Star bin, ich glaube, ich bin ein Mensch wie jeder andere, ich versuche, meine Träume zu leben. Ich habe eine sehr strenge Lebensdisziplin: Yoga, Pilates, viele Stunden Training. Ich höre viel auf meinen Körper, damit ich nicht zu müde werde, ich ernähre mich gesund, mein Arbeitsleben ist wirklich sehr streng. In meiner Freizeit schaue ich mir gerne Fußball im Fernsehen an, ich bin ein Fan meiner Mannschaft, ich bin ein ganz normaler Mann aus Ost-London.

Joy Ritter: Ich lerne viel, ich nehme viele verschiedene Kurse: klassischer Tanz, Hip-Hop, Contemporary, Yoga und Jogging. Auf und abseits der Bühne bleiben wir immer Künstler: in meiner Freizeit tanze ich gerne, draußen im Park, ich liebe das Tanzen, es ist mein Beruf, aber auch meine Leidenschaft, ich lebe gerne mit der Kunst.

Wann wurde euch klar, dass der Tanz euer Weg sein würde?

Dickson: Ich entdeckte den Tanz erst mit 18 Jahren für mich. Ich ging in ein Tanzstudio und sah eine Gruppe von Jungs, die Popping tanzten, und ich sagte: „Wow, das will ich mit meinem Leben machen“. Als ich 22 war, traf ich den Meisterlehrer Stuart Thomas. Er brachte mir bei, mich selbst zu sein.

Joy: Ich wusste bereits im Alter von fünf Jahren, dass ich Tänzerin werden wollte.

Welchen Rat könnt ihr Berufstänzern und jungen Talenten geben?

Dickson: Den Berufstänzern sage ich: macht weiter, auch wenn es manchmal schwer erscheint, macht weiter, gebt eure Träume nicht auf und den jungen Talenten: bleibt konzentriert, verlangt viel Disziplin von euch selbst, kein Alkohol, keine Drogen, kein Telefon den ganzen Tag lang.

Joy: Ich weiß, dass es nicht immer einfach ist, aber lasst euch nicht von eurem Weg abbringen, lasst euch nicht ablenken, hört nicht auf eure Zweifel, lernt, unterstützt und inspiriert euch gegenseitig.

Wie können junge Menschen unterstützt werden?

Dickson: Sie zu Veranstaltungen mitnehmen, ihnen Hoffnung geben, wenn sie schlechte Tage haben, jemanden finden, der mit ihnen spricht.

Joy: Glaubt an sie, auch wenn sie nicht perfekt sind.

Wie erreicht ihr die perfekte Kontrolle über euren Körper?

Joy: jeden Tag trainieren und proben, mindestens sieben Stunden, die Schönheit in sich selbst finden, Selbstvertrauen haben und auf seinen Körper hören.

Dickson: Um interessant zu sein, muss man Selbstvertrauen haben: glaube an dich, sei stark!

Wie können wir die Arbeitssituation von Tänzern verbessern?

Joy: Eigenwerbung machen, über den Tanz sprechen, Professionalität zeigen, macht euren Job nicht umsonst nur weil ihr ihn gerne macht, lasst euch immer bezahlen.

Dickson: Es ist sehr schwierig, den Leuten klar zu machen, dass es sich bei unserem Beruf um einen echten Beruf handelt, vielleicht kann die jüngere Generation das verstehen. Man muss qualitativ hochwertige Aufführungen produzieren und sich ständig verbessern.

Amandine (Mamu Tshi, Künstlerin aus Lausanne): Erzähle uns von dir.

Mamu Tshi: Ich bin die Tochter meiner grossartigen Mutter, daher auch mein Künstlername Mamu Tshi, ich entwickle mich immer weiter. Mit 17 Jahren entdeckte ich den Tanz für mich und hatte keine Ahnung, dass dies mein Weg werden würde. Ich bin Englischlehrerin an einem Gymnasium, weil ich mich mit meinem Job als Tänzerin allein nicht über die Runden komme, und ich mir nichts vorenthalten möchte. Also arbeite ich hart als Lehrerin und Tänzerin.

Was kannst du den jungen Schweizer Talenten sagen?

Mamu: Ich finde die Arbeit der jungen Künstler in der Schweiz sehr gut, denn ich sehe sie gehen auf Reisen, und wenn sie zurückkommen sind sie bessere Künstler. Es ist wichtig, mit eigenen Projekten voranzugehen. Ich sehe, dass es eine große Dynamik gibt, dass es ein Verlangen nach etwas Neuem gibt. Auch die Institutionen erkennen, dass Tanz mehr ist als nur Ballett: Tanz ist Kultur. Es gibt viele Talente in der Schweiz. Mein Rat: geht auf Reisen, studiert und lernt immer mehr, kommt mit euren Erfahrungen zurück. In der Schweiz haben die Institutionen sehr viel Geld in die Kultur investiert.

Ich danke Mamu Tshi, Dickson Mbi und Joy Ritter für ihre Zeit, ihre Leidenschaft und ihre Professionalität. Ich danke Claudia Toggweiler und Gene Lou (Tourmanager von STEPS) für ihre Unterstützung und Organisation.