«Der Schweizer Film braucht mehr Mut!»

Beim diesjährigen SzeneSchweiz-Apéro am ZFF gings um die Zukunft des Schweizer Films – und die Gäste kamen zu spannenden Einsichten.

Es war wieder so weit – der jährliche Branchen-Apéro anlässlich des ZFF versammelte am letzten Samstag die Mitglieder von SzeneSchweiz und SSFV. SzeneSchweiz-Präsident Matthias Albold legte den Finger gleich zu Beginn auf einen wunden Punkt: Warum wird der Schweizer Film in der Schweizer Presse so stiefmütterlich behandelt? Er zitierte aus einem NZZ-Artikel zum Filmfestival Locarno: „Es gibt fünfzig Schweizer Produktionen, aber nur ganz wenige hinterlassen Eindruck.“

Podiumsgast Christian Johannes Koch, seineS Zeichens Drehbuchautor und Regisseur (Neumatt, Spagat), teilte seine Perspektive von hinter der Kamera, während Schauspielerin Wendy Güntensperger  (Wapo Bodensee, ARD) auf die finanziellen und karrieretechnischen Herausforderungen von Schauspieler*innen – selbst solche mit festem Engagement in einer erfolgreichen TV-Serie – aufmerksam machte.

Am Ende kamen alle zum Schluss, dass es wie immer am Geld liege. Und damit zum Dilemma der Förderung: Die Gelder werden gekürzt oder sicher nicht erhöht, es gibt immer mehr Projekte, was am Ende dazu führt, dass keiner der geförderten Filme ausreichend finanziert ist. Darunter leiden in erster Linie die Darsteller*innen, die für prekäre Löhne arbeiten, aber effektiv keinen Einfluss auf die Projekte oder deren Finanzierung haben.

Mehr Geld für weniger Filme?

Die angedachten Lösungen sind kontrovers: Sollen öffentliche Förderstellen bei den unterstützten Projekten die empfohlenen Mindestgagen durchsetzen? Das würde automatisch zu weniger umgesetzten Filmen führen. Die kleineren Projekte, die sich diese Kosten nicht leisten könnten, würden herausfallen. Christian Johannes Koch sieht das nicht nur negativ. Damit würde der Wettbewerb gestärkt und die wirklich starken Produktionen kämen in Genuss einer Finanzierung, die auch den Darsteller*innen anständige Löhne garantieren könnten. Das stellt die Darsteller*innen vor eine schwierige Frage: Weniger, dafür besser bezahlte Jobs, oder mehr Möglichkeiten, dafür mit prekärer Bezahlung? Oder liegt das Problem vielleicht auch bei der Verteilung der Gelder innerhalb der einzelnen Projekte? Stehen die Darsteller*innen einfach immer am Ende der Schlange?

Die Krux mit der Förderung

Ein anderes Problem zeigt sich bei der Verteilung der Fördergelder: Die Schweizer Fördergremien gewichten schon seit Jahrzehnten nicht nach Erfolg und grosser Reichweite, sondern nach kulturellem Wert. So werden viele Filmprojekte gefördert, die auf lokaler Ebene kulturell wertvoll sind, aber keine Chance haben, das Schweizer Filmschaffen auf einem internationalen Markt wettbewerbsfähig zu machen.

Dass es auch anders geht, zeigen die nordischen Länder, die mit ihren Produktionen weltweit gesehen und auch gestreamt werden. Und da wünscht sich Koch auch mehr Mut von Schweizer Filmemacher*innen: «Denkt grösser.»

Netzwerken und apérölen

Nach rund neunzig Minuten Podium genossen die zahlreich erschienenen Darsteller*innen dann noch kleine Snacks, Weisswein und das eine oder andere Bier, während nebenan auf dem Sechseläutenplatz die ZFF-Gäste mit Kaviar,  Cüpli und VIP-Karosse verwöhnt wurden. Aber träumen wir nicht alle davon?

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