Bühnenauftritte: „Ist es das wert?“
Hollywood-Stars bekommen Millionen für ihre Darstellung, auf einer kleinen Bühne deckt die Gage trotz gleich hohem Einsatz kaum den Aufwand. Ist es das wert? Unsere Kolumnistin Stefanie Gygax macht sich Gedanken über Geld.
Von Stefanie Gygax
Aufwand und Ertrag für eine Karriere auf der Bühne rechnet sich nicht wirklich. Alleine die Zeit und Arbeit, die wir neben dem bezahlten Engagement aufwenden, ist unglaublich. Und dann der eigentliche Job: Wie kann ich ein halbes Jahr studieren, üben und auswendig lernen in einer Gage zusammenfassen?
Es werden irgendwelche Pauschalen festgelegt, an denen sich dann alle orientieren sollten. Aber im echten Leben sind es dann doch immer die Künstler*innen, die sich mit weniger zufriedengeben müssen. Warum?
Und überhaupt: Wer misst den Wert? Profi ist nicht gleich Profi. Nur weil jemand eine berühmte künstlerische Ausbildung absolvierte, garantiert das noch lange keine Topleistung. Genau sowenig muss ein Neuling schlechter sein. Und doch legen wir so unseren Wert fest.
Letzten Monat habe ich ein Konzert veranstaltet und Menschen aus verschiedenen Arbeitsbereichen engagiert. Dabei waren Event-Planer, Lichtdesigner, Video-Engineer und ein Catering für die Champagner-Bar. Unterschiedlicher hätten die Berufsgruppen und ihre Lohnvorstellungen nicht sein können.
Die Sache ist eskaliert, weil eine der angeheuerten Personen (natürlich die mit dem grössten Kostenfaktor), die geringste und qualitativ fragwürdigste Arbeit ablieferte. Bisher habe ich solche Dinge einfach immer hingenommen. Ich dachte, ich habe keine Wahl. Doch nicht dieses Mal. Ich habe angefangen, über Preis und Leistung zu diskutieren. Ich habe auf die Mängel hingewiesen und mich um Klärung bemüht. Nichts. Das Tragische daran war, dass es ihn nicht gross kümmerte, weil er seiner Meinung nach für das vereinbarte Budget den Job gut genug erledigt wurde.
Für uns als Bühnendarsteller würde das wohl bedeuten, dass wir für weniger Geld weniger üben, uns auf der Bühne weniger Mühe geben. Volle Leistung gäb’s dann nur bei Top-Bezahlung – eine Art Premium-Performance, während andere nur das Basic-Paket erhalten: lustlose Bühnenpräsenz. Wenn dann ein Arbeitgeber mit der Leistung nicht zufrieden ist, würden wir es mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis begründen.
Natürlich machen wir das nicht, wir würden unseren Ruf ruinieren und unsere Karriere schädigen. Nicht so in anderen Berufszweigen. Es scheint vielen Menschen egal zu sein, welche Arbeit sie liefern. Man arbeitet schliesslich, um Geld zu verdienen.
Ist das so?
Man wird sicher nicht Darsteller*in oder Interpret*in, um reich zu werden. Man erfüllt sich einen Traum. Das bedeutet aber nicht, dass man einfach dankbar sein muss, wenn man überhaupt etwas verdient. Das Klischee vom hungernden Künstler hat schon lange ausgedient.
Also: Wie würdest du deine Gage festlegen, wenn es keine Richtlinien gäbe? Würdest du dir weniger bezahlen, nur weil du die gleiche Arbeit in einem kleineren Theater machst?
Die Frage: „Ist es das alles wert?“ müssen wir also wahrscheinlich auch auf unsere Kappe nehmen und anfangen, gemeinsam den Massstab neu zu setzen.
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