SGB einstimmig gegen Kulturabbau des Bundes

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund bezieht Stellung gegen Kulturabbau des Bundes – auf Antrag von SzeneSchweiz und dem Schweizer Musiker*innenverband SMV verabschiedete der SGB einstimmig eine Resolution gegen den geplanten Kahlschlag in der Schweizer Kulturlandschaft.

5.4 Prozent aller Erwerbstätigen in der Schweiz arbeiten im Bereich Kultur. In den letzte drei Jahren sind laut einer BFS Studie von 2023 rund 40 000 Kulturschaffende aus dem Beruf ausgestiegen. Das ist ein Fünftel des Schweizer Kulturschaffens. Die Kulturbotschaft des Bundes für 2025 bis 2028 plant trotzdem Kürzungen in allen Bereichen.

Für die Umsetzung sieht der Bund laut Mitteilung vom März  14 Millionen Franken weniger als im Vernehmlassungsentwurf vor. Der Finanzrahmen berücksichtige die kürzlich beschlossenen Kürzungen zur Verhinderung weiterer struktureller Defizite im ordentlichen Haushalt des Bundes, schrieb der Bundesrat zum Entscheid im Frühling.

Aus dem Resolutionstext:

„Die wenigsten Künstler in der Schweiz erreichen den Medianlohn. Im Gegenteil: die Hälfte aller professionellen freischaffenden Künstler/innen erwirtschaftet mit ihren Tätigkeiten ein Jahreseinkommen von 25’000 Franken. Die meisten Freischaffenden müssen ihr Einkommen durch einen Brotjob aufbessern. Das alles kombiniert mit höchst flexiblen Arbeitszeiten, Einkommenslöchern und oftmals erschwerten Arbeitsbedingungen.

2019 zeigte eine Studie auf, dass fast 60 Prozent der Kulturschaffenden weniger als 3’075 Franken pro Monat verdienen (x13). Zahlen vom letzten Jahr sind noch erschütternder: In den Darstellenden Künsten gaben 86 Prozent (Umfrage unter den Mitgliedern von SzeneSchweiz) der professionellen Freischaffenden an, nicht von ihrem Einkommen aus der künstlerischen Tätigkeit leben zu können.“

In der Kulturbotschaft des Bundesrates stehen vor allem Sparmassnahmen im Fokus. Wenn der Bund diese umsetzt, ist das nicht nur eine Schwächung auf wirtschaftlicher Ebene, es entzieht unserem Land einen Teil der DNA. Kultur und Kunst sind keine Güter, sie sind Ausdruck lebendiger Gesellschaft, fördern kreativen Austausch zwischen Gesellschaftsgruppen, ja zwischen Nationen und Kulturen. Da Einschnitte zu machen, schadet nicht nur den individuellen Künstler*innen und Instititutionen, es beschädigt die Schweiz als Ganzes.

Hier die Resolution im Volltext:

Kulturelle Vielfalt erhalten – die Attraktivität der Arbeitswelt Kultur sichern

Die Kulturschaffenden der Schweiz sind ein kaum zu fassende Community, die sowohl in der Gruppe, als auch solistisch anzutreffen ist. Und doch darf ihre Bedeutung nicht unterschätzt werden: 5.4 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten im kulturellen Sektor. Eine Spezies die ihre Arbeit an eigens dazu vorgesehenen Plätzen aber auch irgendwo im Nirgendwo verrichtet. Einzelgänger und Aktivisten, Ensembles und Solisten, Träumende und Realisten, Angestellte und Selbständige.

Wir haben viel zu bieten und wenig zu verlieren. Sollte man meinen! Während der Pandemie haben die Kulturschaffenden besonders zu leiden gehabt und viele von uns konnten Ihre Existenz, gerade als sogenannte freischaffende, temporäre Kulturarbeiter, nicht mehr durch ihre Profession sichern und gaben auf. In nur drei Jahren sind 40’000 und damit knapp 20 Prozent der Beschäftigten des kulturellen Bereiches verschwunden (BFS Studie 2023). Bund, Kantone und Gemeinden wurden sich der oftmals prekären Arbeitsverhältnisse bewusst und in die jetzt vorgelegte Kulturbotschaft 2025-2028 flossen diese Erkenntnisse mit ein. Szene Schweiz, der Berufsverband Darstellende Künste, gab eine Lohnumfrage unter den Verbandsmitgliedern in Auftrag. Das Ergebnis ist ernüchternd. Die wenigsten Künstler in der Schweiz erreichen den Medianlohn. Im Gegenteil: die Hälfte aller professionellen freischaffenden Künstler/innen erwirtschaftet mit ihren Tätigkeiten ein Jahreseinkommen von 25’000 Franken. Die meisten Freischaffenden müssen ihr Einkommen durch einen Brotjob aufbessern. Das alles kombiniert mit höchst flexiblen Arbeitszeiten, Einkommenslöchern und oftmals erschwerten Arbeitsbedingungen.

2019 zeigte eine Studie auf, dass fast 60 Prozent der Kulturschaffenden weniger als 3’075 Franken pro Monat verdienen (x13). Zahlen vom letzten Jahr sind noch erschütternder: In den Darstellenden Künsten gaben 86 Prozent (Umfrage unter den Mitgliedern von SzeneSchweiz) der professionellen Freischaffenden an, nicht von ihrem Einkommen aus der künstlerischen Tätigkeit leben zu können.

Die Entwicklung der vergangenen Dekaden macht deutlich, dass der Schutz der Kulturschaffenden durch Gesamtarbeitsverträge wirksam ist – wenn auch auf niedrigem Niveau. Die GAV gelten aber in der Regel nur für die Festangestellten. Die Freischaffenden haben diesen Schutz nicht. Der SGB setzt sich deshalb zusammen mit seinen Kulturverbänden dafür ein, dass anständige Löhne mit der nationalen Kulturpolitik gefördert und die soziale Absicherung Kulturschaffender verbessert wird. Die Einhaltung ihrer GAV-Löhne, Gagen- und Honorarempfehlungen muss deshalb auch im Rahmen der staatlichen Kulturförderung garantiert sein. Umso problematischer sind deshalb die vom Bundesrat geplanten Kürzungen in der staatlichen Kulturförderung. Denn nur allzu oft verorten Arbeitgeber im Kulturbereich die ersten Sparmöglichkeiten beim künstlerischen Betriebspersonal. Der SGB fordert das Parlament deshalb dazu auf, auf die geplanten Kürzungen zu verzichten.

Wenn der Bund seine Kürzungswünsche wie vorgelegt durchsetzt, gibt er Kantonen und Gemeinden ein fatales Signal. Nach der Pandemie ist die Branche noch weit von Erholung entfernt. Wer jetzt spart, zerstört kulturelle Infrastruktur und Arbeitsplätze. Wer jetzt nicht beherzt unterstützt, schafft die Voraussetzung für prekäre Lebensumstände von Kulturschaffenden in der Schweiz.

Senden wir ein solidarisches Signal an Nationalrat und Ständerat von Kürzungen im Kulturbereich abzusehen.

 

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