Kultur: Miteinander statt gegeneinander

Die staatliche Unterstützung für Kultur kommt in allen Bereichen politisch unter Druck – egal ob auf Bundesebene, in den Kantonen oder in den Städten. Zeit, als Kulturschaffende zusammenzustehen.

Die darstellenden Künstler*innen stehen am Ende der Nahrungskette,  wenn es um die Verteilung oder den Erhalt von Fördergeldern oder Subventionen geht. Auf der einen Seite müssen sie sich gemeinsam mit den Theaterhäusern und Kultureinrichtungen für den Erhalt finanzieller Mittel von öffentlicher Seite einsetzen, auf der anderen Seite haben sie keine Stimme, wenn es um die Verteilung der erhaltenen Gelder geht.

Niemand fragt das Ensemble, wie denn die Summe aufgeteilt werden soll, die man im gemeinsamen Effort von den staatlichen Stellen erhalten hat. Wehren sich die Künstler*innen für bessere Löhne – sprich für ein Leben, das sich nicht im Prekariat oder an der Armutsgrenze abspielt – gelten sie als Spielverderber, die sogar „die Subventionen gefährden“. Man ist abhängig von den Institutionen und Häusern, mit denen man sich gemeinsam um Unterstützung bemüht, steht aber machtlos da, wenn es darum geht, die Gelder zu verteilen.

Und das ist nicht das Einzige: Durch den harten Arbeitsmarkt stehen die darstellenden Künstler*innen zusätzlich in gegenseitiger Konkurrenz. Wehrt sich jemand für eine anständige Gage, kann das den Job kosten. Es sind ja genug andere da, die nur darauf warten und froh sind, wenn sie überhaupt ein Engagement ergattern können. Das führt zu einem Klima der Angst und der Missgunst unter den Künstler*innen, was einen gemeinsamen Einsatz für bessere Arbeitsbedingungen unmöglich macht. Es ist Zeit, das die Künstler*innen auf Augenhöhe mitreden, wenn es um den Einsatz von Mitteln geht, die sie (und ihre Verbände) mit erstritten haben. Nur dann kann man sich gemeinsam gegen einen Kulturabbau in der Schweiz einsetzen.

Teile und herrsche

Was im Kleinen zwischen den Leuten passiert, spiegelt sich auch im Grossen zwischen den Bühnen: Sie stehen am Ende auch wieder in Konkurrenz zueinander. Als Beispiel die neue Förderregelung der Stadt Zürich, die gerade zwei kleine Theater in den Ruin treibt: „Es reicht halt nicht für alle, egal, wie lange die schon bestehen“. Alle paar Jahre ist man gezwungen, sich (wieder) um einen Platz am Trog zu bewerben. Kriegt man den nicht, kann es das Ende einer jahrelang aufgebauten und erfolgreichen Bühne führen. Oft bekommen die ganz grossen, etablierten Häuser das grosse Stück vom Kuchen, während die Kleineren sich den Rest teilen müssen. Einige politische Kräfte wollen Kultur nach Marktgesetzen finanziert sehen, in denen nur der Stärkste überlebt. Das zerstört die kulturelle Landschaft der Schweiz.

Aber auch da ist es noch nicht zu Ende: Selbst die verschiedenen Bereiche der Kultur stehen im Wettstreit: Musik gegen Film, Theater gegen Tanz, bildende Kunst gegen Literatur, alle gegen alle. Sogar zwischen den Verbänden herrscht manchmal eine Konkurrenz, da jeder Verband die Interessen seiner Klientel nicht nur gegen aussen durchsetzen muss, sondern auch mit den anderen Verbänden um Ressourcen und Einfluss ringt.

Zeit, gemeinsam zu handeln

Es ist Zeit, dass dies ein Ende hat. Die Sparmassnahmen beim Bund, aber auch bei den Kantonen und Städten, bedrohen die gesamte Kulturlandschaft. Es ist Zeit, dass Kulturschaffende auf allen Ebenen zusammenstehen und sich für eine Vielfalt und eine ausreichende Finanzierung von Kunst in jeder Form einsetzen. Schluss mit Gärtchendenken, Schluss mit Grabenkämpfen, Schluss mit Neid. Alle müssen an einem Strick ziehen.

Die Häuser müssen ihre Ensembles anständig entlöhnen, die Verbände eine gemeinsame Stimme finden, die Kulturbereiche ihren Einfluss zusammenlegen. Wir sollten uns nicht mehr gegeneinander ausspielen lassen, weder als Personen, noch als Arbeitnehmer und Arbeitgeber, nicht als Verbände und schon gar nicht als Kunstformen. Nur gemeinsam schaffen wir eine Schweiz, in der Kultur in jeder Form das Leben bereichert.

Dazu brauchen wir euch, die Künstler*innen, die Intendant*innen, die Museumsdirektor*innen, die Filmproduzent*innen und die Vertreter*innen der Verbände. Es fängt im Kleinen an, aber es kann grosse Wirkung zeigen. Unterstützt euch gegenseitig, setzt euch in den Verbänden ein, zeigt Mitgefühl und Verständnis für andere. Dann wird das was.

 

(PS: Und bezahlt bitte eure Beiträge, die Rechnungen sind in eurem Email. Sie kommen nicht mehr per Post. Ohne Geld haben wir keine Chance. :) )

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