Höhere Mindestgagen – nur das Theater am Neumarkt sperrt sich
SzeneSchweiz hat diese Woche bei der Erhöhung der Mindestgagen für Berufseinsteiger*innen mit dem Schweizerischen Bühnenverband einen weiteren Erfolg erzielt. 9 von 10 Häusern erhöhten nach zähen Verhandlungen ihre Ansätze für die Saison 24/25.
Die Erhöhung der Einstiegsgagen gelten für Freie wie auch für Festangestellte bei Einstellung. Laut SBV sei bei allen 9 betroffenen Bühnen der Teuerungsausgleich damit erreicht und es bleibe am Ende sogar noch etwas übrig.
So sehr sich SzeneSchweiz über diesen Erfolg freut, bedauert der Verband, dass nicht alle 10 Bühnen sich zu einer Erhöhung, und sei es nur ein Zeichen des Goodwills, überwinden konnten. Beim Haus, das sich nicht zu einer minimalen Erhöhung der Mindestgage durchringen konnte, handelt es sich um das Theater am Neumarkt. Dass es gerade eine Bühne ist, die sich soziale Anliegen und Inklusion auf die Fahne geschrieben hat, ist für SzeneSchweiz unverständlich.
„Gerade in Zürich, der Stadt mit den höchsten Lebenshaltungskosten im ganzen Land, ist es unverständlich. Es ist uns bewusst, dass die Zeiten hart sind und die Subventionen nicht sprudeln. Aber innerhalb der Budget-Aufteilung gäbe es sicher Spielraum, um den Schwächsten im Ensemble wenigstens 50 Franken mehr zu geben“, meint Salva Leutenegger, Geschäftsführerin SzeneSchweiz. Es gehe doch nicht, dass ein sozial engagiertes Theaterhaus Gagen zahle, die Mitarbeiter*innen ins Prekariat schickten.
Neumarkt: Keine Lust auf Fragen
Diese Redaktion wollte der Intendanz des Theaters am Neumarkt einige Fragen zum Entscheid stellen, aber die drei Intendantinnen fanden dazu keine Zeit. Stattdessen erhielten wir eine vorgefertigte Antwort der Pressestelle, die besagt, das Neumarkt hätte bereits letztes Jahr etwas gemacht und sicher würde die neue Intendanz in der Saison 25/26 sich wieder des Themas annehmen. Die Mindestgage beim Theater am Neumarkt beträgt für Neueinsteiger 4300 Franken. In einer der teuersten Städte der Welt kann man damit nicht unbelastet leben, eine Familiengründung kann man sich schon gar nicht leisten.
Doch was wären unsere Fragen gewesen? Uns hätte zum Beispiel die Budget-Aufteilung interessiert, die es dem Theater ermöglicht, gleichzeitig drei Intendantinnen zu beschäftigen, aber sperrt, wenn es um die Erhöhung der Mindestgagen geht. Die Kosten für 50 Franken Erhöhung für alle Einsteiger*innen hätte in der Jahresrechnung nicht mehr als ein paar Tausend Franken ausgemacht, wäre jedoch ein Zeichen von Goodwill gewesen.
Dazu hätte uns die Lohnschere innerhalb des Hauses interessiert. Wer bekommt wie viel und aus welchem Grund? Wir erhielten nicht nur keine Antworten, es war uns nicht einmal möglich, die Fragen zu stellen. Dies hinterlässt bei uns einen schalen Geschmack. Offenbar ist soziales Engagement in der Kultur nur dann wichtig, wenn es nichts kostet oder bestehende Strukturen nicht infrage stellt.
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