Instagram: «Perfektion ist sogar schädlich!“

Diesen Monat führte SzeneSchweiz einen Social-Media-Workshop durch. Kursleiter Réda El Arbi fasst für die Mitglieder die wichtigsten Learnings zusammen.

Gerade in den Darstellenden Künsten bieten sich Social-Media-Plattformen als persönlicher Kanal an, sowohl, um sich zu präsentieren, wie auch, um eine Verbindung zur eigenen Community zu pflegen-

Aber warum genau sollen wir auf SoMe präsent sein?

Social Media gibt dir Sichtbarkeit. Indem wir sowohl für Publikum als auch für Casting-Agenturen, Regisseur*innen und Produzent*innen sichtbar sind, in immer neuen Facetten, bleiben wir frisch im Gedächtnis. Bei vielen Produktionen in Film und Theater, gerade in der Schweiz, haben die Verantwortlichen bereits ein Gesicht oder einen Typ im Kopf, schon bevor das Casting beginnt. Und man taucht da nur auf, wenn man sich um Sichtbarkeit bemüht. Die üblichen Showreels auf den Castingseiten sind zwar notwendig, zeigen aber oft nicht das ganze Spectrum der eigenen Arbeit und der eigenen Person.

Dazu kommt die Themenhoheit: Wenn man dich googelt, sind die Social Media-Profile, wenn sie gut gepflegt werden, meist unter den ersten Treffern. So hast du die Kontrolle darüber, wie man dich im Netz wahrnimmt.

Welche Plattformen soll ich nutzen?

In der Schweiz ist sicher Instagram die Hauptplattform. Im Gegensatz zu Tiktok funktioniert der Algorithmus stärker lokal, man sieht also die Accounts, die auch geografisch nahe liegen. Dazu kommt „Creator before Content“, was soviel bedeutet, dass Inhalte von einem Account, den du magst, mehr Gewicht haben als Themen oder Hashtags. Die werden zwar auch gewichtet, verdrängen aber nicht die Accounts, denen du folgst. Zudem werden mit Storys und Reels Formate möglich, die in den Darstellenden Künsten sehr gut genutzt werden können.

Facebook ist hier noch immer die Plattform mit den meisten Accounts. Inzwischen sind aber viele ungenutzt und verwaisen. Trotzdem macht es für einige Sinn, auch hier einen Auftritt zu pflegen. Gerade für kleinere Häuser oder Produktionen ist es hier möglich, Gruppen, Seiten und Events zu gestalten, die mit gezieltem Targeting beworben werden können. Diese Inhalte werden dann auch auf Insta verbreitet.

Ebenfalls sehr wichtig ist Linkedin, gerade für Schauspieler*innen, die auch Sprecher*innen- und Moderationsaufträge übernehmen. Auf Linkedin sind die Marketing-, Werbe und Corporate-Production-Leute unterwegs. Sichtbarkeit auf dieser Plattform kann effektiv Geld bringen. Die Moderation einer Aktionärsversammlung ist meist besser bezahlt als jeder Drehtag. Dazu muss man diese Plattform nicht aufwändig pflegen und kann sie gleichzeitig als leicht zugängliche CV nutzen.

Aber das interessiert doch niemanden, das ist doch nicht gut genug!

Das Wichtigste: Poste nur, was echt ist. Zwinge dich nicht zu Contenterstellung.  Erstaunlicherweise haben viele Darstellende Künstler*innen gewisse Hemmungen,  sich auf Social Media zu präsentieren. Oft, weil die Inhalte, vor allem Bild und Video, in ihren Augen nicht den professionellen Standards entsprechen.

Wichtig: Auf SoMe funktionieren unperfekte Einblicke weit besser als professionell produzierte. Schwächen machen liebenswert. Niemand will ein perfektes Leben sehen. Gerade in der Schweiz und im deutschsprachigen Raum sind echte, authentische, fehlerbehaftete Auftritte weit stärker als sauber geleckte, von Agenturen produzierte. Also: Sei keine Diva, zeig dich mit Unzulänglichkeiten, Ecken und Kantern. So, wie deine Freund*innen dich kennen.

Aber ich will mich nicht dauernd in den Mittelpunkt stellen!

Es geht nicht darum, dich in den Mittelpunkt zu stellen. Es geht darum, deine Leidenschaft zu zeigen. Nicht „Schaut mich an!“ sondern „Schaut durch meine Augen!“. Natürlich zeigt man sich auch, aber nicht, weil man Aufmerksamkeit will, sondern weil man sich für seine Arbeit, seine Interessen begeistert. Behind the Scenes-Videos, Erschöpfung nach den Proben oder dem Dreh, Dinge, die nicht beim ersten Mal gelingen – das sind Inhalte, die die Menschen berühren. Und zeigt nicht nur euren Berufsalltag. Social Media ist in erster Linie „Social“, nicht „Business“. Von unperfekten Menschen für unperfekte Menschen.

Was soll ich denn erzählen?

Grundsätzlich kann man für Reels in „Topic“ und „Story“ einteilen. Entweder, du hast ein Thema, über das du sprechen willst, etwas das dir am Herzen liegt, menschlich, gesellschaftlich, politisch oder beruflich. Dann sprichst du darüber direkt in die Kamera. Oder du hast etwas erlebt. Dann erzählst du diese Geschichte möglichst klar und mit Pointe.

Für Storys eignen sich kurze, spontane Aufnahmen aus dem Alltag. Zum Beispiel ein Feierabendbier mit Kolleg*innen, oder eine kurze Aufnahme von der Bühne ins Publikum. Auch hier: Wir präsentieren nicht uns, wir zeigen unsere Leidenschaft für das, was wir tun. Wir geben immer Credits an die Leute, mit denen wir zusammenarbeiten.

Tools

So, das wären ein paar Tipps gewesen. Wer nun wirklich loslegen will, hat hier noch ein paar Tools, mit denen ich selbst gerne arbeite:

  • Canva: Eine App, die sowohl auf dem Handy als auch auf dem Desktop funktioniert und auch in der Gratisversion viele coole Anwendungen, von animiertem Text bis hin zum Filmschnitt ganz einfach umsetzbar macht. Sie liefert alle Formate, von Youtube-Videos über Reels bis hin zur Fotobearbeitung. – > hier zu Canva
  • Pxlr: Wer keine teuren Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop kaufen will, kann mit dem Pxlr-Editor seine Bilder gleich online bearbeiten. Die Anwendungsmöglichkeiten für Laien stehen denen von Photoshop in nichts nach, nur ist die Bedienung um Welten einfacher und intuitiver. Zudem verfügt dieser Editor auch über KI-Unterstützung, wenn man darauf zurückgreifen will. -> hier zu pxlr
  • Nightcafe: Wer ein wenig mit KI-Bildgenerierung herumspielen will, dem empfehle ich Nightcafe. Selbst in der Gratisversion hat man genug Credits, um interessante und witzige Ergebnisse zu erzielen. Das Spielen damit macht Spass und die Ergebnisse lassen sich gut in Social Media integrieren. Und wer Angst vor KI hat: Nicht die künstliche Intelligenz wird dir deinen Job wegnehmen, sondern jemand, der mit künstlicher Intelligenz umgehen kann. -> hier zu nightcafe

Also, in diesem Sinne: Verlasst eure Comfy Zone und geht raus ins Netz. Habt Spass!

 

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