Hollywood diskriminiert Frauen stärker
Vor und hinter der Kamera: Von den 100 erfolgreichsten Filmen 2023 hatten nur 30 eine weibliche Hauptfigur oder Co-Hauptfigur. Der niedrigste Wert seit über einem Jahrzehnt. Hinter der Kamera waren es sogar nur 22 Prozent.
2023 galt, vor allem auch wegen des Barbie-Filmes, als „Jahr der Frauen“. Nun, nein. Die Erhebung der kalifornischen Annenberg Inclusion Initiative zeigt nicht nur, wie stark Mädchen und Frauen als Protagonistinnen repräsentiert werden. Sie verdeutlichen auch ganz konkret die Karrierechancen für Schauspielerinnen in der Filmindustrie.
Frauen über 45 doppelt diskriminiert
Die streikbedingte Verschiebung mancher Filme ins Jahr 2024 reiche nicht als Erklärung für den Rückgang aus – »Das ist ein katastrophaler Rückschritt für Mädchen und Frauen im Film«, sagte die Gründerin der Annenberg-Initiative, Stacy L. Smith zu Spiegel . »In den vergangenen 14 Jahren haben wir die Fortschritte in der Branche beschrieben«. Deshalb sei diese Wende so erstaunlich. Sie stehe in klarem Widerspruch »zu all dem Gerede über 2023 als dem ›Jahr der Frauen‹«.
Nur drei Filme hätten Protagonistinnen, die älter als 45 Jahre seien, notierte die Initiative in ihrem Report weiter: »Cocaine Bear« (Keri Russell), »My Big Fat Greek Wedding 3« (Nia Vardalos) und »Magic Mike’s Last Dance« (Salma Hayek). Im Gegensatz dazu seien 32 Männer dieser Altersgruppe Protagonisten gewesen.
Weniger als ein Viertel Frauen in den wichtigsten Filmjobs
Im Branchenmagazin Cineman führt die Journalistin Maria Engler vor: 2023 waren in den 250 finanziell erfolgreichsten Filmen lediglich 22 Prozent der Jobs in Regie, Drehbuch, Produktion, Schnitt und Kamera von Frauen besetzt, wie Die Studie «The Celluloid Ceiling» von Dr. Martha M. Lauzen der San Diego State University zeigt. Im Jahr 2022 waren es noch 24 Prozent. Dreht man diese Zahlen um, wird das Bild noch deutlicher: In 83 Prozent der Filme führten Männer Regie, in 94 Prozent der Fälle führte ein Mann die Kamera.
In den einzelnen Sparten gibt es dabei mitunter grosse Unterschiede. Die besten, wenn auch fernab von fairen, Chancen haben Frauen in der Filmproduktion. Bei den 250 erfolgreichsten Filmen hatten 26 Prozent Produzentinnen und 24 Prozent ausführende Produzentinnen. Im Bereich Schnitt arbeiteten 21 Prozent Frauen und Drehbücher wurden zu 17 Prozent von Frauen geschrieben. Greta Gerwig und ihre Regie-Kolleginnen waren lediglich an 16 Prozent der Filme beteiligt und besonders traurig sieht es im Bereich Kamera aus – hier waren nur 7 Prozent weiblich besetzt.
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