13. AHV-Rente – die fairste Lösung?

Am 3. März wird über eine 13. AHV-Rente für alle abgestimmt. Was bedeutet das genau? Geht dadurch die AHV pleite? Kriegen Millionäre Millionen? Und wer soll das alles bezahlen? Wir haben Antworten.

Erst mal von Anfang an: Der Grundgedanke bei der Einführung der AHV 1948 war, allen Menschen ein würdiges Leben im Alter zu ermöglichen, weg von den Almosen der Kirchen und der zusätzlichen Belastung der oft ebenfalls prekären Familiensystemen. Eine 13. AHV-Rente folgt diesem Gedanken.

Die ersten sich abzeichnenden Lücken in der Altersversorgung wurden 1972 mit der 2. Säule gestopft, mit der obligatorischen beruflichen Vorsorge. Das funktioniert aber nur, wenn eine Person ein lebenslanges Erwerbseinkommen vorweisen kann, und auch dann reicht es für viele nicht zum Existenzminimum. Gerade bei Künstlern, Freischaffenden und solchen mit einer Stelle, deckt die zweite Säule die Bedürfnisse nicht ab.

Bei ersteren, weil sie Löcher in der AHV und der Pensionskasse haben, bei letzteren, weil die prekären Löhne die Beiträge an die Berufsvorsorge niedrig halten.  Eine freiwillige dritte Säule kann sich kaum jemand leisten, der in den Darstellenden Künsten arbeitet.  Schwierig wird es auch für Personen, vor allem Frauen, die in ihrem Leben eine lange Zeit unbezahlte Care-Arbeit geleistet haben, aber nicht verheiratet waren.

Leben in Würde

Also kommen wir wieder zurück zum Grundgedanken, dass in der Schweiz, in einem der reichsten Länder der Welt, die älteren Menschen, die bereits ihren Teil an die Gemeinschaft geleistet haben, ein würdiges Leben führen dürfen. Und das, ohne auf Almosen angewiesen zu sein.

Von 1.7 Millionen Pensionierten in der Schweiz beziehen rund 210 000 Ergänzungsleistungen. Das heisst, ihre Rente reicht zum Leben nicht aus.  Das sind mehr als 12 Prozent. Dabei anzumerken: Nicht alle Bezugsberechtigten beziehen Ergänzungsleistungen, weil diesen das Stigma der Sozialhilfe anhaftet. Viele arbeiten weiter, wenn sie können, um sich ein anständiges Leben leisten zu können. Oder sie leben einfach unter dem Existenzminimum, oft sozial isoliert. In Zukunft werden durch die Überalterung und die veränderten gesellschaftlichen Realitäten mehr Menschen ins Alters-Prekariat abrutschen. Eine 13. AHV-Auszahlung kann für einen grossen Teil Pensionierten den Unterschied zwischen Würde und Armut bedeuten.

«Ja, aber kein Giesskannen-Prinzip!»

«Dann kriegen Sergio Ermotti und die anderen Millionäre auch eine 13. Auszahlung! Das macht doch keinen Sinn!“ ist eines der Argumente der Gegner.  Sergio Ermotti ist ein gutes Rechenbeispiel. 2020 verdiente der Topbanker 13.3 Millionen Franken. Für diesen Lohn wurden 8.7 Prozent AHV Beiträge bezahlt. Das sind 1 157 100 Franken. In einem Jahr. Er würde dafür eine 13. Rentenauszahlung in der Höhe von 2450 Franken erhalten, das ist der Maximalbetrag.  Mal abgesehen von den obszönen Löhnen in diesem Umfeld, erscheint mir das fair. Gerade wenn man bedenkt, dass er mit seiner Abgabe in jenem einen Jahr 472 solcher Rentenauszahlungen finanzierte, nicht?

Das Schöne an der AHV ist, dass sie im Grundsatz die Lebensarbeitszeit berücksichtigt, Leistung wird an Zeit und nicht am Lohn gemessen. Dabei ist eine Stunde Arbeit eine Stunde Arbeit, egal ob in der Chefetage einer Bank oder hinter der Kasse eines Supermarktes geleistet.

«Aber wer soll das bezahlen?“

Das Ktipp-Magazin hat die Fakten und Zahlen sehr schön zusammengetragen:
Die AHV wird im Umlageverfahren finanziert. Das heisst: Die Bevölkerung unter 65 zahlt jedes Jahr ­Beiträge. Daraus werden die laufenden Renten bezahlt. 2022 gab die AHV für zwölf Monatsrenten insgesamt 44,2 Milliarden Franken aus. Eine 13. Monatsrente hätte gut 3,5 Milliarden Franken zusätzlich gekostet. Ende 2022 betrugen die AHV-Reserven etwas mehr als 47 Milliarden Franken.

Der K-Tipp hatte Einblick in die Rechnung per Ende November 2023: Das Betriebsergebnis war um rund 4,5 Milliarden Franken besser als das Ergebnis per En­de November 2022. Die Reserven dürften Ende 2023 rund 50 Milliarden Franken betragen haben. Das wäre ein neuer Höchststand. Je grösser die Reserven, desto höher in der Regel der Ertrag. In den Jahren  2010 bis 2022 erwirtschaftete die AHV durchschnitt­lich 800 Millionen Franken aus der Anlage des Milliardenvermögens.

Gibt die AHV mehr aus, als sie einnimmt?

Nein. Der Überschuss nimmt seit Inkrafttreten des AHV-­Steuer-Deals stetig zu. 2020 belief er sich auf 579 Mil­lio­nen, 2021 auf 880 Millionen und 2022 auf 1631 Millionen Franken. Die Zahl für 2023 ist noch nicht bekannt. 2024 wird der Überschuss weiter zunehmen, weil ab diesem Jahr die Mehrwertsteuer für AHV-Zwecke erhöht wurde.

Wir haben genug Geld, um den Menschen auch im Alter ein Leben in Würde zu garantieren.

So, jetzt habt ihr die Fakten und Zahlen. Verpasst die Abstimmung nicht.

 

4 Kommentare
  1. Werni Weber
    Werni Weber sagte:

    Und wer es lieber mit Erfahrung als mit Zukunft hat. Lichtenstein hat seit 25 Jahren die 13.AHV, hat jemand deswegen von fürstlichen Sorgenfalten gehört?

    Antworten

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