«Klima der Angst»: TAZ-Bericht veröffentlicht

Nach den Recherchen der „Zeit“ im Juni 2022 kam Kritik und massive Vorwürfe an die Tanzakademie Zürich ans Licht. Die verantwortliche ZHDK gab daraufhin eine Untersuchung in Auftrag. Der Schlussbericht ist nun öffentlich.
Quelle: Tagesanzeiger

Zahlreiche Schülerinnen und Schüler schilderten in den Befragungen übereinstimmend, dass sie an der TAZ hohen Druck und Angst empfunden haben. Gemäss einer Dozentin war es eine Strategie der Schulleitung, Schülerinnen gegeneinander auszuspielen und Rivalitäten zu schaffen, wie der Tagesanzeiger berichtet. 

Zitat: „Psychische Gewalt sei an der TAZ regelmässig zur Anwendung gekommen, sagten zahlreiche Schülerinnen in der Untersuchung. «Je nach Laune der Lehrpersonen wurde geschrien und geschimpft, bis jemand zu weinen anfing», heisst es in den Protokollen. Wie mit ihnen umgegangen worden sei, habe sie traumatisiert, ihr Selbstbewusstsein ruiniert oder zu anhaltenden gesundheitlichen Problemen geführt.“

Beschimpfungen wegen Gewicht, Abwertungen vor der ganzen Gruppe, wenn Betroffene Fehler machten, und das Ausspielen der einzelnen Student*innen gegeneinander – alles, was man heute normalerweise „schwarze Pädagogik“ bezeichnen würde.

Der verantwortliche Gesamtleiter entschuldigte diese Angstkultur damit, dass die Student*innen ja auf ein Klima des internationalen Wettbewerbs vorbereitet würden. Das sei ein Hochleistungssektor und dort wehe eben ein harter Wind.

Die Untersuchung deutet heraus, dass die TAZ-Leitung den Leistungsdruck zwar wahrnahm, nicht aber die damit einhergehende mentale Belastung, die sich verbunden mit Angst leistungsmindernd auswirken könne. Es entsteht der Eindruck, dass die Schule keinen Fokus auf ein ermutigendes Motivationsklima gemäss heutiger pädagogischer Erkenntnisse hatte.

Romantisiertes Leiden

Grundsätzlich zeigt der Bericht, dass in den Tanzschulen, nicht nur in Zürich, noch immer ein veraltetes Verständnis des Tanzberufes vorherrscht: Strenge Hierarchien, Abwertung als Motivation, Magersucht als Status und blutige Füsse als Auszeichnung. Natürlich ist längst belegt, dass diese Form der Ausbildung nicht zu besseren Tänzer*innen führt, sondern zu anhaltenden Schäden in Psyche und Körper.

Die Tanzakademie hat aus diesen Vorfällen bereits Lehren gezogen: Wie die ZHDK mitteilt, wurde die Empfehlung des Untersuchungsberichts, die Dozierenden und ihre Vorgesetzten mit Schulungen zu sensibilisieren und ihnen alternative Handlungsformen aufzuzeigen, bereits umgesetzt. Seit dem Herbstsemester 2022 seien umfangreiche Weiterbildungen durchgeführt und die Unterrichtsmethodik angepasst worden.

Das im August 2022 eingesetzte Interimsleitungsteam bleibt bis auf weiteres im Amt. Als die Vorwürfe im Juni 2022 bekannt wurden, haben der TAZ-Gesamtleiter und die künstlerische Leiterin ihre Ämter niedergelegt, vorerst vorübergehend. Die künstlerische Leiterin ist inzwischen in Pension, das Anstellungsverhältnis mit dem Gesamtleiter wurde im Sommer 2023 aufgelöst.

Quelle: Tagesanzeiger

 

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