Showbiz – Neid, Missgunst & Eifersucht?

Neid, ob aktiv oder passiv erlebt, gehört es scheinbar zum Menschsein. Wir vergleichen uns, vergleichen andere, bewerten, tratschen, als sei dies ganz normal. Besonders stark spürt man das in den Bühnenkünsten. Ich frage mich, ob dies ein natürlicher Prozess ist oder ob wir dies von unseren Mitmenschen übernommen haben.

Text: Stefanie Gygax, professionelle Sängerin & Schauspielerin

Meine erste bewusste Erfahrung mit Konkurrenz fand im Ballettunterricht statt. Die kleine Steffi musste sich während des kompletten Trainings im Spiegel betrachten, um Fehlhaltungen zu korrigieren. Natürlich fing ich da auch an, die anderen Mädchen zu beobachten. Wer hat die schöneren Beine, welche hat den grösseren Bauch oder die schöner gestreckten Füsse? Ein Thema, welches wohl die meisten Tänzerinnen ein Leben lang quält, auch wenn diese schon längst nicht mehr auf der Bühne stehen.

Interessanterweise habe ich mich in der Schule nie mit Anderen verglichen, weil es mir dort wahrscheinlich nicht wichtig erschien. Aber meine Mitschülerinnen fanden immer etwas an mir auszusetzen. Entweder war ich als Streberin aufgrund guter Noten verachtet oder war Aussenseiterin, weil ich keine Lust hatte auf Befehle von sogenannten Gruppenführern einzugehen. Aber weshalb? Ich hatte doch nichts falsch gemacht … Damals verstand ich das alles nicht.

Rückblickend betrachtet musste ich schon früh lernen, mit Kritik umzugehen, ob im Ballettunterricht oder in der Schule. Mir wurde schon früh gezeigt, wenn ich meinen eigenen Weg gehen will, gehört Neid und Konkurrenz wohl dazu.

Wenn ich erwachsen bin …!

Als Kind dachte ich immer: „Ich freue mich schon, wenn ich erwachsen bin, dann hören alle diese Intrigen, mit Missgunst und Gruppenanführern auf, weil die Erwachsenen ja vernünftig sind.“ – Tja, ich glaube, an dieser Stelle schmunzeln wir alle, weil ich eines „Besseren“ belehrt worden bin.

Meine ersten Erfahrungen auf der Bühne hatte ich bereits mit 9 Jahren. Man liess mich lange Zeit in Ruhe, weil ich meistens die Jüngste war und fühlte mich nicht zuletzt aus diesem Grund auf der Bühne immer frei und unbekümmert. Es war und ist für mich immer noch ein Ort, an dem ich mich zu Hause fühle, weil ich so sein darf wie ich bin, mit all meinen Facetten. Ich darf vor Glück schreien, vor Wut stampfen und vor Trauer zusammenbrechen, ohne dass sich jemand daran stört … im Gegenteil!!!

Warum ist das so? Warum wird der Mensch dazu angehalten, im Alltag seine Emotionen zu zügeln und sich anzupassen? Damit sich alle wohlfühlen? Anscheinend ist das ja nicht der Fall. Die Menschen suchen stattdessen Hobbys, um sich auszupowern, bekommen psychische Störungen oder werden kriminell und krank.

Konkurrenz und Neid beginnen im Alltag, nur wird es im Theater klarer sichtbar. Wer hat die bessere Stimme? Wer hat den schöneren Körper? Wer interpretiert die Rolle am authentischsten? Wir werden jeden Tag in Schubladen gesteckt und wenn mal jemand kommt, der in keine Schublade passt, ist das eine komische Person und man möchte doch lieber mit jemandem zusammenarbeiten, den man (ein-) schätzen kann.

Seid echt und empathisch!

Ich ermutige euch dazu liebevoll anders zu sein, steht zu euren Schwächen, hinterfragt Stereotypen, seid stolz auf die Leistung, ohne dafür andere abzuwerten, denn nur so fällt ihr auf … und das wäre doch eigentlich ein so wichtiger Teil des Showbiz? Aber es gibt Kolleg“innen wollen ja gar nicht, dass man auffällt, weil sie dadurch mehr Schatten abbekommen. Diese Personen gibt es immer und überall. Lasst euch davon nicht entmutigen oder gar einschüchtern! Die schwarzen Schafe sind überall, aber was wir im Showbiz brauchen sind Schafe in verschiedenen Farben! Ich bitte euch, kreiert eure ganz eigene Farbe und akzeptiert die Anderen so wie sie sind. Denn was wir auf dieser Welt am meisten brauchen, ist bedingungslose Liebe.

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