Niederlage im Gemeinderat – Keller62 & STOK kämpfen weiter

Wie der Tagesanzeiger berichtet, sind die Vorschläge zur Rettung der Kleintheater STOK und Keller62 im Gemeinderat nicht durchgekommen. Der Stadtrat bleibt stur auf seiner Linie. Inzwischen kommen aber Zweifel an der Unabhängigkeit der Jury auf, welche die Neuverteilung der Subventionen beschloss. Wir sprachen mit Lubosch Held Hrdina, Leiter des Keller62.

Zitat Tagesanzeiger

ENSEMBLE sprach mit Lubosch Held Hrdina, Leiter des Keller62:

Wie geht es euch jetzt, nach der Gemeinderatssitzung?

Wir sind total konsterniert und ernüchtert, mit welcher Wucht da zementiert wurde, was niemand haben wollte. Sämtliche Parteien, bis auf die SP, hielten gestern klar fest, dass die Eliminierung von Keller62 und Stok aus dem TTL falsch ist und dass diese beiden Theater unterstützt gehören. Tja, die parlamentarische Mehrheit drückte es trotzdem regungslos durch. Das schockiert einen schon. Die 6250 Petitionsunterschriften für den Erhalt wurden nicht mal in Betracht gezogen. Eine andere Meinung wollte sich die SP nicht leisten.

Es wurde gnadenlos von oben herab bestimmt und über Kultur entschieden. Ich frage mich, wollen wir das wirklich?

Lustig ist übrigens, dass die österreichischen Fachleute, welche die Stadt vor 5 Jahren für 200 000 Franken engagiert hatte, um die damalige Theaterförderung zu überprüfen und um den Verantwortlichen neue Fördermodelle vorzuschlagen, dass diese Fachleute damals sehr klar und deutlich vor diesem «kulturpolitischen Risiko» der jetzt angewandten Fördervariante gewarnt hatten. Sie warnten vor einem «von oben verordneten» Eingriff ins Kulturleben. Jetzt ist er da und wir sollen uns freuen.

Die Stadt verschanzt sich seit länger hinter dem Volksentscheid. Auch gestern im Gemeinderat war es so. Und dann argumentierte Frau Mauch mit der aktiven Teilnahme der Freien Szene an der gesamten Entwicklung dieser „neuen“ Förderung. Wo die Flexiblen Häuser in den letzten 4 Jahren mehrmals und nachdrücklich ihre Bedenken, Vorschläge und auch ihre Ängste (die gleichen Bedenken notabene, die jetzt eingetreten sind) gegenüber den Verantwortlichen per Gespräch, Brief und Statement geäussert und angemeldet haben. Man nahm alles herzlich dankend entgegen und das war’s. Nichts davon wurde übernommen oder angewandt. So viel zur aktiven Teilnahme am Prozess.

Ich bin der Meinung, eine solche dirigistische Kunstpolitik gehört nicht in eine so freiheitliche Stadt wie Zürich. Eine so gut funktionierende Theaterlandschaft (dies stellten die erwähnten Fachleute aus Österreich damals auch fest) verdient eine bessere Förderung. Eine, welche die echte Vielfalt stärkt und nicht beschneidet, eine die keinen Scherbenhaufen produziert.

Welches sind eure nächsten Schritte?

Wir werden für den Erhalt der beiden Theater kämpfen. Juristisch, politisch, öffentlich. Beide Theater haben Rekurs eingelegt. Und wenn es stimmt, dass Frau Mauch und die Stadt aus dieser ersten Ausgabe der Förderung lernen wollen (Zitat Frau Mauch), dann möchten wir ihr unsere Argumente näher bringen und ein Gespräch suchen. Unser Einsatz? 77 Jahre Tradition, 77 Jahre harte Arbeit und 77 Jahre Herz. 283 vielfältige Vorstellungen jährlich als Mitbringsel. Garniert mit 70% Selbstfinanzierung und 6250 Petitionsstimmen, von Menschen, die beide Theater erhalten wollen.

Wie sähe ein Kompromiss aus, mit dem ihr leben könntet?

Ich habe es schon oben erwähnt. Der Erhalt steht an erster Stelle. Wir könnten uns auf vieles einlassen, aber der Erhalt ist fix und muss bis Ende 2029 gewährleistet sein. Vielleicht mit der alten Subvention, ohne Abfederung? Wir möchten die Chance bekommen, und wollen nicht aus der TTL gestrichen werden. Wir gehören dazu. Wir sind auch Zürich. Unser Beitrag ist wertvoll.

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