Vasyl Protsiuk: „In der Ukraine werden kaum mehr Filme gedreht“

Die Casterin Corinna Glaus* hat das ENSEMBLE Magazin auf den ukrainischen Schauspieler und Fotografen Vasyl Protsiuk aufmerksam gemacht, dessen Arbeiten aufwühlen und bewegen. Wir haben uns entschieden, ihm eine Bühne zu geben.

*An der diesjährigen Berlinale gab eine Art Speed Dating, zwischen Caster*innen und Schauspieler*innen aus der Ukraine. Corinna Glaus von Glaus Casting hat dort Vasyl Protsiuk kennengelernt und war von ihm und den anderen Teilnemer*innen ebenso berührt wie inspiriert.

Protsiuk lebt wie so viele geflüchtete Ukrainer*innen im Moment in Berlin und versucht dort als Schauspieler Fuss zu fassen. Daneben ist er auch Fotograf und hat sich auf Porträtfotografie für Schauspieler*innen spezialisiert. Gerne würde er seine Dienste ab sofort auch in der Schweiz anbeiten, ist jedoch noch nicht vernetzt – wir von Ensemble Magazin bieten ihm dafür eine Plattform, sich vorzustellen und seine Situation zu erklären:

Vasyl Protsiuk: Im Folgenden finden Sie den Text und ein kurzes Video zu meiner aktuellen Situation und einige Informationen über mich und mein Leben vor dem Krieg in der Ukraine.

Ich habe an der Karpenko-Kary Kiewer Nationalen Universität für Theater, Kino und Fernsehen Schauspiel studiert und mich auf Puppenspiel spezialisiert. Bereits seit Beginn meines Studiums habe ich ausserdem in Fernsehserien, Kurzfilmen und Werbespots mitgewirkt. Darunter im Kurzfilm „Battle of Kruty“, der TV-Serie „TOPTUN“, der TV-Serie „Love in chains“ und im Werbespot „Vodafone Ukraine“.

Seitdem werden in der Ukraine fast keine Filme mehr gedreht, schauspielerische Arbeit findet somit fast keinen Platz mehr. Die Arbeit ohne finanzielle Unterstützung, die es gibt, dient hauptsächlich der Unterstützung der Bevölkerung und den ukrainischen Soldaten. Die meisten Schauspieler sind auf der Suche nach zusätzlicher Arbeit oder einer Umschulung.

Vasyl Protsiuk, ukrainischer Schauspieler

Am 19.02.22 hatte ich den letzten Drehtag in der Fernsehserie „Liebe in Ketten“, und am 25.02.22 musste ich nach Warschau fahren. Aber dann traf auch mich der Krieg um 4 Uhr morgens in Kiew, mit dem bedrohlichen Lärm von Explosionen, Panzern am Stadtrand und totaler Panik in der Stadt.

Seitdem werden in der Ukraine fast keine Filme mehr gedreht, schauspielerische Arbeit findet somit fast keinen Platz mehr. Die Arbeit ohne finanzielle Unterstützung, die es gibt, dient hauptsächlich der Unterstützung der Bevölkerung und den ukrainischen Soldaten. Die meisten Schauspieler sind auf der Suche nach zusätzlicher Arbeit oder einer Umschulung.

Die zweite Sache, die ich in Polen erlebt habe, war die Positionierung und Stigmatisierung von Ukrainern als Verbrecher*innen und Opfer. Mit einem ukrainischen Akzent hat man wenig bis keine Chance, eine Rolle zu ergattern.

Jetzt bin ich in Europa, hauptsächlich in Berlin, und arbeite hier weiter als Schauspieler. Vor kurzem habe ich in einem polnischen Spielfilm über die Situation in der Ukraine mitgewirkt und dafür die Rolle eines Soldaten gespielt. Ich möchte gerne als Schauspieler in Europa arbeiten, aber es gibt dabei einige Schwierigkeiten. Erstens die Sprachbarriere – ich spreche bisher noch kein Deutsch, und um in Deutschland zu spielen, ist dies Voraussetzung. Die zweite Situation, die ich in Polen erlebt habe, war die Positionierung und Stigmatisierung von Ukrainer*innen als Verbrecher*innen und Opfer. Mit einem ukrainischen Akzent hat man somit wenig bis keine Chance, eine Rolle zu ergattern.

Neben der Schauspielerei fotografiere ich auch Portfolios und professionelle Fotografien von Schauspielern, das macht mir sehr viel Spaß. In der Ukraine habe ich mehr als 140 Schauspieler*innen portraitiert. In Berlin habe ich bereits ein kleines Fotostudio, ich fotografiere Schauspieler*innen aus verschiedenen Ländern, hauptsächlich Ukrainer*innen, weil ich unter ihnen am besten vernetzt bin. Ich würde aber gerne mehr mit europäischen Schauspieler*innen arbeiten, um sie professionell zu portriatieren und ihnen so zu helfen, mehr Angebote für Filme zu bekommen.

Helfen Sie mit, mich zu vernetzen!

Ensemble Magazin vermittelt Sie gerne direkt an Vasyl Protsiuk. Kontaktieren Sie uns per E-Mail: ensemble@szeneschweiz.ch

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert