Kraft und Leidenschaft – Nachruf auf Franca Basoli
Text von: Peter Niklaus Steiner
Viel zu früh und überraschend ist Franca (23. Februar 1966 bis 2. Januar 2023) von uns gegangen. Heute wissen wir, dass sie schwer erkrankt war. Franca zog über all die Jahre nur wenige ins Vertrauen, ihr Krebsleiden sollte bis zum Schluss ihr Geheimnis bleiben. Für sie stand nicht die Krankheit im Fokus, sondern das Leben, das man bei Franca getrost mit dem Theater gleichsetzen darf. Theater ist Leben und kann dieses wunderbar potenzieren – Franca wusste das und hat es bis zuletzt ausgekostet. In vielen Rollen: Als Schauspielerin, Regisseurin, Theaterleiterin und Pädagogin. So diszipliniert, wie sie arbeitete, konnte sie sich im Spiel gehen lassen und ihre Leidenschaft mit andern teilen. Ich rede aus eigener Erfahrung: Sei es als «Annie Wilkes» in Stephen Kings «Misery», als «Martha» in «Wer hat Angst vor Virginia Woolf» oder «Antonia» in «Offene Zweierbeziehung», das Spiel mit ihr war intensiv, lustvoll, beherzt und mit viel Spass verbunden!
Theater ist Leben und kann dieses wunderbar potenzieren – Franca wusste das und hat es bis zuletzt ausgekostet.
Nach der Ausbildung als Primarlehrerin wechselte Franca an die Schauspielschule Zürich, die sie 1992 mit dem Diplom abschloss. Noch während ihrer Zeit an der Schule gründete sie mit Kolleginnen und Kollegen zusammen eine Theatergruppe und brachte eigene Produktionen auf die Bühne. Sie spielte in Fredi Murers «Vollmond» (1997) und zahlreichen Produktionen bei SRF und etlichen Werbespots. Unzähligen Theaterrollen gab sie ihre Prägung, unter anderem am Theater Neumarkt und dem Sogar Theater in Zürich, dem Theater an der Effingerstrasse in Bern, dem Laxdal Theater in Kaiserstuhl, dem Theater Bilitz in Weinfelden und dem turbine theater in Langnau am Albis. Noch im September und Oktober des vergangenen Jahres spielte sie – von der Krankheit versehrt und doch voller Energie – das Zweipersonenstück «Glück», das sie zusammen mit Christian Seiler produzierte und auf die Bühne brachte.
Zu ihrem Repertoire gehörte auch die Regiearbeit, die sie mit wachsender Begeisterung und zugleich Erfahrung in weiten Teilen der Schweiz ausübte.
Auch der Gesang gehörte zu ihrer Leidenschaft: Sie veranstaltete Abende mit Liedern von Bertold Brecht oder Zarah Leander und trat in Musicals auf. Zu ihrem Repertoire gehörte auch die Regiearbeit, die sie mit wachsender Begeisterung und zugleich Erfahrung in weiten Teilen der Schweiz ausübte, so etwa bei den legendären Tellspielen in Interlaken (2008-10), der Freien Bühne Uster, der Aemtlerbühne in Mettmenstetten, den Spielleuten von Seldwyla in Bülach und zuletzt bei der Kulisse in Küsnacht, deren Regie zu «Der Tag, an dem der Papst entführet wurde» sie nicht mehr vollenden konnte. Sie leitete das Théâtre de Poche in Biel und das Miller’s Studio in Zürich. Und sie unterrichtete mit grossem Einsatz und Sendungsbewusstsein Generationen von Schauspielschülerinnen und -schüler an der SAMTS (Stage Art Muscial & Theatre School) in Adliswil und der Stage Academy of Switzerland in Zürich.
Seit ich sie kannte, hatte Franca immer mehrere Projekte gleichzeitig am Laufen. Arbeit war nicht Energieräuber, sondern Energiespender!
Es gab jemanden an ihrer Seite, auf den sie sich tausend Prozent verlassen konnte, ihren geliebten Ehemann Caspar, dem ihr Herz gehörte.
Seit ich sie kannte, hatte Franca immer mehrere Projekte gleichzeitig am Laufen. Arbeit war nicht Energieräuber, sondern Energiespender! Sie blühte auf und ihre Augen strahlten, wenn sie von ihren Projekten erzählte und andere für Projekte begeisterte. Ihr war bewusst, dass nichts für ewig ist und das Glück und die Erfüllung im Moment zu suchen und zu finden sind. Vieles blieb unvollendet in ihrem bewegten Leben und vieles hat sie vollbracht. Den Applaus hat sie allemal verdient! Mir bleibt die Bewunderung für ihr enormes Engagement, für die Herzlichkeit und den Spass, die sie teilen konnte, für ihren Durchsetzungswillen und die grosse Kraft, der sie zur Frau der Tat machte. Und doch hatte sie auch eine andere Seite: So schillernd und bewegt sie im Leben stand, hatte sie doch einen stillen Hafen. Es gab jemanden an ihrer Seite, auf den sie sich tausend Prozent verlassen konnte, ihren geliebten Ehemann Caspar, dem ihr Herz gehörte. Ihm und Francas Familie gilt in dem Moment meine Anteilnahme und mein Mitgefühl. Wo Franca jetzt auch immer sein mag, das Spiel geht weiter und in ihm bleiben wir verbunden. Franca ist und bleibt ein Teil davon, als liebe und geschätzte Kollegin, die uns in Erinnerungen stets begleiten wird.
Als wir ganz am Anfang unsere FemaleAct-Clips drehten, war sie die gestandene Kollegin, welche Ruhe, Souveränität und Grandezza ausstrahlte und mit ihrer liebevollen Art Ruhe und Humor in die Szenerie brachte.
Der Tod ist das Letzte. Gute Reise, Franca.
Ein schöner, herzstarker Nachruf für unsere eindrückliche Kollegin Franca. Danke, Peter!