Stadt Theater Bern: Probenleiter bleibt unangetastet, nicht wie seine Opfer

Medienspiegel: Die Reportage über die sexuellen Übergriffe durch einen Probenleiter im Stadttheater Bern in der Zeit Schweiz lösten ein überregionales Medien-Echo aus. Hier ein paar Stimmen.

Hast du selbst etwas erlebt? HIER kannst du dich anonym bei SzeneSchweiz melden

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Ausschnitt Interview Tagesanzeiger
«Ein geschützter Raum für Machtmissbrauch»
Es sei unhaltbar, dass der beschuldigte Probenleiter bei Bühnen Bern im Haus bleiben könne, sagt Salva Leutenegger vom Berufsverband für Darstellende Künste.

SRF-Regionaljournal
Trotz Belästigungsvorwürfen: Ballett-Probeleiter arbeitet weiter

Der Probeleiter des Ballettensembles von Bühnen Bern soll mehrere Tänzerinnen wiederholt sexuell belästigt haben. Trotzdem darf er weiterarbeiten. Wir fragen, was Bühnen Bern unternimmt, und was Fachleute von aussen zur Situation von Tanzschaffenden sagen. Hier gehts zum Beitrag.

 

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Ausschnitt aus „Der Bund“
„Die Bühnen Bern haben gehandelt – aber nicht konsequent genug“

Der Entscheid, den Probenleiter trotz klarer verbaler sexueller Belästigung wieder einzustellen, bedroht den Ruf dieser wichtigen Berner Kulturinstitution.

… hier gehts weiter auf Der Bund.

Sexuelle Übergriffe bei Konzert Theater Bern

Der Probenleiter des Tanzensembles von Konzert Theater Bern soll gemäss Recherchen der «Zeit» Tänzerinnen sexuell belästigt haben. Diese Geschichte zeigt, dass manche Häuser noch immer oft erst ihren Ruf, dann den Täter und erst ganz am Schluss ihre Tänzer*innen schützen. Es herrscht ein Klima der Angst.

Kurz die Geschichte zusammengefasst: Der Probenleiter des Ensembles Bühnen Bern fiel immer wieder durch verbale Entgleisungen auf, auch körperliche Übergriffe wurden genannt.  In den Lokalredaktionen von „Bund“ und „Berner Zeitung“ wusste man schon länger von den Vorkommnissen. (Hier die ganze Geschichte bei Tamedia (Abo+) und bei der Zeit Schweiz (Paywall) )

Zitat Tagesanzeiger/Bund heute, 29. 09.22: „Die Redaktion von «Bund» und «Berner Zeitung» hatte schon seit längerem Kenntnis von diesen Vorwürfen. Recherchen im Umfeld des Ballettensembles haben verschiedene Überschreitungen des Probenleiters zutage gebracht. Der Redaktion liegen mehrere Dokumente vor, die das nahelegen. Es geht um unangebrachte Avancen, verbale sexuelle Belästigungen und körperliche Übergriffe.“

Hier der Beitrag von Radio Bern1:

Wenn eine solche Geschichte bereits in den Redaktionen bekannt ist, dann bedeutet das, dass man innerhalb der betroffenen Branche meist schon viel länger davon wusste. Und da liegt das Problem.

Untersuchung ohne Konsequenzen

Wieso wurde nicht früher veröffentlicht? Der Probenleiter ist eine wichtige Persönlichkeit in diesem Setting. Tänzerinnen, die sich gegen Übergriffe wehren, müssen mit Konsequenzen für ihre Karriere rechnen. So fürchten sie sich, an die Öffentlichkeit zu gehen. Und damit haben sie auch Recht, solange sich nichts ändert.

Im vorliegenden Fall hat sich eine Betroffene an die Leitung gewandt. Der Probenleiter wurde während der Untersuchung für zwei Monate freigestellt. Der Untersuchungsbericht einer externen Beraterfirma kam gemäss der «Zeit» zum Schluss, dass es zu verbalen Belästigungen gekommen sei. Der Verdacht, dass es auch körperliche Übergriffe gegeben habe, lasse sich allerdings nicht erhärten, heisst es weiter. Im Tanzberuf seien, anders als in einem Bürojob, «körperliche Berührungen und Umarmungen normal». Der Bericht hatte keine einschneidenden Konsequenzen zur Folge. Der Täter blieb an der Macht.

Schweigevereinbarung unterzeichnen

ÄHNLICHE ERFAHRUNGEN GEMACHT? Hier anonym bei SzeneSchweiz melden!

Dass die ganze Geschichte trotzdem den Weg an die Öffentlichkeit fand, ist ehemaligen Ensemble-Mitgliedern zu verdanken, die die Aussagen der Betroffenen gegenüber der Zeit bestätigten. Dies braucht, selbst anonym, Mut. Die Szene ist nicht so gross, so dass sich immer Rückschlüsse auf die Personen ziehen lassen. Und das kann auch bei anderen Häusern zu einem Zögern führen, da diese Tänzer*innen dann als „schwierig“ gelten. Weil sie sich in einem traditionell streng hierarchischen Arbeitsumfeld für ihre Rechte wehren. Eine Geisteshaltung aus dem letzten Jahrhundert.

Spitze des Eisbergs

Die Stillschweigevereinbarung zeigt deutlich, dass es sich um ein strukturelles Problem und nicht um einen Einzelfall handelt. In den Köpfen vieler Direktionen gilt noch immer, dass die Reputation des Hauses über dem Wohlergehen der Tänzer*innen steht, dass Stars mehr Rechte haben als das Ensemble. Salva Leutenegger, Geschäftsführerin von SzeneSchweiz dazu: An allen festen Häusern sind die Tänzer:innen, diejenigen, die am meisten arbeiten, am wenigsten verdienen und am schlechtesten vor Machtmissbrauch geschützt sind. Und die Leitungen schauen so lange zu, bis diese Fälle an die Öffentlichkeit kommen. Das muss sich ändern. Es braucht flache Hierarchien, ein wertschätzender Umgang und griffige Massnahmen gegen Machtmissbrauch.“

Netzwerkapéro am Zurich Film Festival

Wie jedes Jahr veranstaltet SzeneSchweiz anlässlich des Zurich Film Festivals zusammen mit dem SSFV einen Apéro.Wann: Samstag, 1. Oktober 2022Zeit: ab 17 Uhr bis ca. 20 UhrWoTibits NZZ Bistro (Blumenzimmer), Falkenstrasse 12, 8001 ZürichUnser Präsident, Matthias Albold, wird ein Gespräch (ca. 45 Min.) mit zwei Gästen führen. Thema und Gäste werden zu einem späteren Zeitpunkt angekündigt.Wir freuen uns auf euren Besuch!

Zürich Film Festival – Guide

Neben dem vielfältigen Filmprogramm des 18. Zürich Film Festival und dem Herzstück des Festivals, den 3 Hauptkategorien Spielfilm, Fokus und Dokumentarfilm Wettbewerb, gibt es am ZFF zahlreiche Events und Programmsektionen, die es zu entdecken gibt. Die Redaktion von Ensemble Magazin hat in Zusammenarbeit mit dem ZFF einen kleine Guide für euch zusammengestellt – und wünscht viel Spass am Festival!

Der Zürcher Filmlauf ermöglicht Besuchern und Besucherinnen einmalige Einblicke in die Filmarbeit. Die Teilnahme ist kostenlos und erfolgt ohne Anmeldung.

Der Zürcher Filmlauf findet am 27. September statt. Mehr Infos hier!

Dieses Jahr ist Spanien das Gastland des ZFF. Das ZFF organisiert in diesem Zusammenhang mehrere Abende mit spanischen Filmen, Musik und Kulinarik. Mehr Informationen hier!

Auch für Kinder bietet das ZFF ein vielfältiges Programm an: So die ZFF für Kinder Workshops. Mehr Informationen hier!

Die ZFF Masters sind moderierte Gespräche mit Persönlichkeiten aus der internationalen Filmindustrie. Dieses Jahr hier sind: Luca Guadagnino, Charlotte Gainsbourg, Sir Ben Kingsley, Til Schweiger und Eddie Redmayne. Informationen zu den Tickets hier!

Beim Festivalzentrum gibt’s verschiedene Attraktionen, die für jeden und jede frei zugänglich sind: Informationen zum Festival, Ticketverkauf, Food Trucks und Café/Bar-Betrieb sowie der VISION AVTR von Mercedes Benz, der im Festivalzentrum steht. Das Konzeptfahrzeug verkörpert die Vision von Mercedes-Benz Designern, Ingenieuren und Trendforschern für Mobilität in ferner Zukunft.

Window San Sebastian: Das ZFF und das San Sebastián Film Festival verbindet eine enge Zusammenarbeit. Auch dieses Jahr präsentiert das ZFF eine Auswahl von vier Filmen aus Spanien und Lateinamerika, die am diesjährigen San Sebastián Film Festival vertreten sind. Programm und Tickets findt ihr hier!

Window Hong Kong: Programm und Tickets hier! Das „Hong Kong Window“ ist eine Auswahl von brandneuen Filmperlen aus Hong Kong. Die Reihe wird in Zusammenarbeit mit dem Hong Kong Economic and Trade Office, Berlin, organisiert.

Spezielle Filmreihen:

Neu dabei ist jetzt auch die Sektion «Sounds». Die Sektion feiert die Beziehung vom Film zur Musik in all ihren Facetten. Das Programm wird komplementiert durch zwei Live-Kommentierungen (DER NACHNAME und SPEAK NO EVIL) durch den jeweiligen Filmkomponisten. Mehr zum Programm und den Filmen gibt es hier!

Engagiertes Kino in der Sektion «Border Lines», organisiert in Zusammenarbeit mit Amnesty International, Human Rights Partner des ZFF. Im Programm sind sowohl Spiel- als auch Dokumentarfilme vertreten, die sich, jeder auf seine Weise, mit Grenzsituationen und aktuellen Themen des Weltgeschehens auseinandersetzen. Zum Programm geht es hier!

Hashtag #MyReligion: Ob neu konzipierte oder historisch gewachsene, der Neuzeit angepasste Religionen – die Reihe Hashtag #MyReligion nimmt sich der Euphorien unserer Gesellschaft an und hinterfragt sie. Mehr zum Programm findet ihr hier!

FemaleAct – setzt sich für gelebte Diversität in der Schweiz ein

Ende 2018 entstand die Idee zwischen mehreren Schauspieler*innen, einen Stammtisch zum professionellen Austausch anzubieten. Nachdem der erste erfolgreich stattgefunden hatte, entstand daraus der Verein FemaleAct. Zwischen drei bis zehn Personen nehmen jeweils am monatlich stattfindenden Stammtisch teil. Seit kurzem ist der Stammtisch offen für alle Geschlechter und Berufsgattungen, davor wurde er nur für als Frauen gelesene Personen angeboten.

Nebst dem direkten Austausch vor Ort gibt es zwei Chats, der eine fungiert als Jobbörse, der andere ist für pragmatische Fragen gedacht, bezogen auf Verträge, Gagenverhandlungen oder einfach als Plattform für unmittelbare Beratung bezüglich eines Engagements. Es geht auch darum, sich gegenseitig zu bestärken und durch eigene Erfahrungen Unsicherheiten zu beseitigen. Und vor allem geht es darum, eine Community, denn der Beruf der Schauspieler*in werde ganz grundsätzlich strukturell ausgespielt. „Deutschland fing schon etwa früher damit an, Netzwerke zu bilden, Informationen austauschen. Der Austausch innerhalb der Community förderte das, als Schauspieler*in hat man sonst eher einen Einzelkämpfer-Status!“, meint FemaleAct. Besonders wichtig sei es, untereinander die Solidarität zu pflegen, davon sind insbesondere die älteren und erfahreneren Schauspieler*innen überzeugt. Man müsse sich gegen Vereinzelung, welche im System internalisiert ist, wehren und Falschinformationen, wie auch Konkurrenzkämpfe vermeiden. „Und das betrifft bei weitem nicht nur Frauen“.

„Deutschland fing schon etwa früher damit an, Netzwerke zu bilden, Informationen austauschen. Der Austausch innerhalb der Community förderte das, als Schauspieler*in hat man sonst eher einen Einzelkämpfer-Status!“

FemaleAct

Der Verein FamaleAct steht für unterschiedliche Perspektiven des entsprechenden Berufsfeldes. „Es geht nicht nur um Frauenrollen, wir wollen unsere Gesellschaft in Ihrer Vielfältigkeit darstellen – quasi die Realität aufzeigen, denn diese ist vielfältiger als das, was wir auf der Leinwand oder auf der Bühne oft sehen.“ Durch lebensnahe Figuren und Geschichten soll ein diverses Publikum angesprochen werden.

„Es geht nicht nur um Frauenrollen, wir wollen unsere Gesellschaft in Ihrer Vielfältigkeit darstellen – quasi die Realität aufzeigen, denn diese ist vielfältiger als das, was wir auf der Leinwand oder auf der Bühne oft sehen.“

Die Mitglieder von FemaleAct beobachten, dass es für Theater nicht immer leicht ist, aus gewohnten Erzählmustern und betrieblichen Abläufen auszubrechen. Um die internen Strukturen an Häusern genau unter die Lupe zu nehmen und herauszufinden, wie konkret darauf hingewirkt werden kann, dass auf der Bühne lebensnahe Figuren und Erzählungen zu sehen sind, entwickelt FemaleAct eine Toolbox für Theaterbetriebe.

it höherem Alter haben die Schauspielerinnen somit zwar mehr Erfahrung und sind wesentlich versierter in ihrem Beruf, haben aber drastisch weniger Angebote. Das ist ein riesiger Misstand.

Für die Entwicklung dieser Toolbox wurden die Forschungsergebnisse von der Universität Rostock 2017 zur Studie „Gender Diversität in audiovisuellen Medien“ der Malisa Stiftung beigezogen. In der Schweiz gibt es keine vergleichbaren Zahlen, deshalb wurde sie mitangeführt. In fiktionalen und nicht-fiktionalen Fernseh -und Kinoproduktionen wurde verglichen, wer in welchen Positionen vorkommt, welches Geschlecht die Protagonist*innen jeweils haben und welche Altersverteilung vorherrscht. Es wurde beispielsweise erkennbar, dass Frauen ab 40 Jahren komplett aus dem Bereich verschwinden, bei den Männern geht die Kurve dagegen ab diesem Altersgrad hoch. Mit höherem Alter haben die Schauspielerinnen somit zwar mehr Erfahrung und sind wesentlich versierter in ihrem Beruf, haben aber drastisch weniger Angebote. Das ist ein riesiger Misstand. Es fragt sich hierzu, wer wird sichtbar gemacht und wer verschwindet von der beruflichen Bildfläche? Für Theater liegen solch fundierte Zahlen (noch) nicht vor, doch erfahrungsgemäss wirken dort ähnliche Ausschlussmechanismen.

Daraus entstand die Idee, eine Toolbox zur Selbstanalyse für Theaterbetriebe zu erarbeiten.

Das Vorbild im Umgang mit solchen Missständen ist Schweden. Hier ist die Gleichstellung auf gesetzlicher Ebene viel verbindlicher und fest verankert, in der Schweiz ist das derzeit noch nicht der Fall. Die Wirtschaft und auch der kulturelle Sektor ist dort dazu verpflichtet, Bedingungen zu schaffen, die Gleichstellung fördern. Dementsprechend sind auch Kulturbetriebe verpflichtet, das zu überprüfen und rückzumelden – hierfür gibt es besondere Instrumente zur Überprüfung und Ratings, was sich auf die Vergabe von den Fördergeldern auswirkt. „Als wir das gehört haben, war das sehr inspirierend! Es war beeindruckend zu sehen, dass das bereits so fest im System verankert ist. Wir fragten uns dann, wie man das auf die Schweiz übertragen kann.“, meint FemaleAct. Daraus entstand die Idee, eine Toolbox zur Selbstanalyse für Theaterbetriebe zu erarbeiten.

Wichtige Fragestellungen waren dabei:

Wie ist die Geschlechterverteilung an unterschiedlichen Positionen?

Wie sieht das künstlerische Endprodukt aus, welche Geschichten werden aus welchen Perspektiven erzählt?

Was für Grundsätze gelten im Theaterbetrieb, um Machtmissbrauch vorzubeugen, und wie werden diese umgesetzt?

Mit der vielfältigen Partizipation der Teilnehmenden sollte die Weiterentwicklung der Toolbox vorangetrieben werden

Um die Entwicklung dieser Toolbox anzutreiben und zum Austausch mit Akteur*innen der Branche zu gelangen, hat FemaleAct zum Roundtable, eingeladen, wo Verteter*innen aus Theaterbetrieben, der Kulturförderung, Ausbildungsstätten und Verbänden eingebunden wurden. Die Teilnehmenden haben an dieser Veranstaltung einen von FemaleAct entwickelten Fragenkatalog diskutiert. Wichtige Fragestellungen waren dabei: Wie ist die Geschlechterverteilung an unterschiedlichen Positionen? Wie sieht das künstlerische Endprodukt aus, welche Geschichten werden aus welchen Perspektiven erzählt? Was für Grundsätze gelten im Theaterbetrieb, um Machtmissbrauch vorzubeugen, und wie werden diese umgesetzt? Mit der vielfältigen Partizipation der Teilnehmenden sollte die Weiterentwicklung der Toolbox vorangetrieben werden. Die Veranstaltung wurde von Dr. Andrea Zimmermann (Zentrum für Geschlechterforschung an der Universität Bern) moderiert. Mit ihr steht FemaleAct im regen Austausch, und für die Pilotphase der Toolbox ist eine Zusammenarbeit angedacht.

Haben wir überhaupt non-binäre Rollen?“, lautet die dringliche Frage.

Der Vorstand von FemaleAct arbeitet ehrenamtlich, schätzt finanzielle Unterstützung und freut sich über Interessierte, die sich anschliessen und mitarbeiten möchten. Auf der Website gibt es ein Manifest, in dem die Anliegen von femaleAct nachzulesen sind. Dr. Andrea Zimmermann hat eine Vorstudie zur Gendergerechtigkeit in den Kulturbetrieben in der Schweiz gemacht. Die Theater- und Musiklandschaft habe ein sehr ähnliches Bild gezeigt wie die bereits erwähnte Studie, und Non-Binarität komme gar nicht erst vor, meint sie. „Haben wir überhaupt non-binäre Rollen?“, lautet die dringliche Frage. Der Austausch von FemaleAct fördert konkret dieses Erkennen von strukturellen Problematiken. Mithilfe der wissenschaftlicher Basis kann man einen Misstand aufspüren und dabei erkennen, dass es sich nicht nur um diffuse Gefühle oder Annahmen handelt, sondern eben um faktische Misstände. Dies führt dazu, dass sich Frauen weniger hinterfragen und sich zu Weiterbildungen und Umschulungen gezwungen fühlen müssen, die nur wegen dem fälschlicherweise geringen Angebot an Rollen nötig erscheinen. Genau solche Beispiele sind verheerend. Es geht schliesslich darum, eine Rolle zu erhalten aufgrund der schauspielerischen Qualität und nicht des Geschlechts. Dabei geht es aber nicht nur um die grossen Hauptrollen, sondern auch um Nebenrollen, die teils nur einen oder wenige Drehtage in Anspruch nehmen. Auch dort sollen sich die Schauspieler*innen gesehen fühlen. Daneben gebe es, insbesondere in Bezug auf Minderheiten wie People of colour oder Queere Menschen, sogenanntes Pinkwashing bei der Rollenverteilung.

Ein weiteres Tool von FemaleAct, das derzeit in Entwicklung ist, ist der Kalkulator. Mithilfe dessen können bei Gegenverhandlungen Kosten aufgezeigt werden, die durch Proben ausserhalb regulärer Betreuungszeiten entstehen. So kann darauf hingewirkt werden, dass bei der Gestaltung von Probeplänen auf die Vereinbarkeit von beruf und Familie geachtet wird – oder aber, dass in Gagen Ausgaben für Kinderbetreuung berücksichtigt werden. Darunter fällt auch das Gebot, dass Probezeiten nicht geteilt werden sollen, was an Stadttheatern noch sehr gängig ist, da das Familienunfreundlich sei. Es soll dafür eigens eine App entwickelt werden. Der Kalkulator dient als Übersetzung und wird als Tool nach interner Testung bald veröffentlicht werden.

Ensemble Magazin bedankt sich bei FemaleAct für das spanndende Interview und ihre wertvolle Arbeit!

 

 

 

Realizzazione di sé attraverso decisioni coraggiose

Danielle Brunner, ballerina di danza classica formatasi alla Ballettberufsschule di Zurigo e in seguito alla Howard School di New York. Non solo in danza ma anche diplomata nel pattinaggio artistico, come insegnante e coreografa. Sarà la danza classica, jazz, contemporanea, il canto ed il Musical che avranno la meglio sulla sua scelta professionale poiché venne sempre attratta dalla realtà in cui non vi é solo il ballo ma anche il canto e la recitazione a riempire le scene del palcoscenico.

Danielle Brunner è stata ballerina al Ballett Theater Basel sotto la direzione del rinomato coreografo e produttore svizzero Heinz Spoerli, dopo essere stata scelta fra 600 candidati, durante le audizioni di Heinz Spoerli che venivano regolarmente organizzate negli Stati Uniti. Una curiosità: ebbi modo di vedere, più volte in scena, Danielle Brunner, al Teatro di Basilea, tra il 1983 ed il 1985, quando faceva ancora parte della Compagnia. Un incidente, durante le prove, sarà la causa del suo allontanamento dalle scene quale ballerina – da questo evento negativo intraprenderà la formazione del canto e della recitazione per buttarsi a capofitto nel mondo dei Musicals. È stata ingaggiata in famosi Musicals quali “Cats”, “The Phantom of the Opera”, “The Chorus Line”, e molti altri in cui avrà dei ruoli importanti. A Vienna, durante le produzioni dei Musicals, conosce Nikolaus Bohlen che diventerà suo marito.

Nel 1995 crea la sua scuola “The Moving Factory “ con sede a Locarno fino al 2017 ed attualmente presso la Fabbrica di Losone. Una scuola di danza a 360° perché propone dei percorsi di formazione molto  interessanti per i suoi allievi: corsi di danza classica, danza jazz, danza contemporanea, Hip Hop, acrobatica, canto e recitazione; elementi essenziali per la formazione Musical. Inoltre propone ai suoi studenti la possibilità di prepararsi per gli esami di danza classica della Royal Academy of  Dance of London e agli esami di Musical Theatre della LAMDA (The London Academy of Music & Dramatic Art), entrambe prestigiose accademie britanniche: Sono infatti numerosi coloro che, fra i suoi allievi sono riusciti a fare dell’arte della danza e del canto, la loro professione.

Intervista di Manuela Rigo

Come sei arrivata in Ticino come insegnante di danza e perché in Ticino, dal momento che la tua carriera come ballerina l’hai sviluppata all’estero?

In Ticino per il bel clima e per le belle regioni di questo Cantone.  Il posto ideale per la mia famiglia. Già la mia mamma, Beatrice Brunner aveva aperto la sua scuola di danza classica a Locarno, negli anni ’70 e quando si ritirò aprii la mia scuola con maggiori proposte, sviluppando la mia visione ossia quella di una pre-formazione per i giovani aspiranti della danza.

Come ti sei avvicinata all’insegnamento adottando il metodo RAD? (Royal Academy of Dance of London)

Come rimasi incinta di mia figlia Kimberly,  il desiderio di trasferirmi in Ticino si realizzò. Era il 1995 e da lì a poco la volontà e la decisione di intraprendere la formazione di insegnante del metodo della Royal Academy of Dance di Londra. Mi sono avvicinata al metodo inglese perché é molto rispettoso dello sviluppo psicofisico del bambino.  Inoltre il metodo R.A.D. é molto ben strutturato, individua ed accentua il talento di ogni piccola/o  ballerina/o facendo emergere le sue più belle caratteristiche personali. Trovo che sia molto bello questo aspetto, proprio perché offre la possibilità di avvicinarsi alla disciplina della danza in modo gioioso, equilibrato e creativo;  da evidenziare il fatto che il metodo propone anche  la formazione professionale completa a coloro che intendano intraprendere il percorso professionale per ballerina/o, presentandosi ai „vocational exams“ fino al livello di Solo Seal.

Come definiresti la realtà dell’insegnamento della danza classica in Ticino, considerando il fatto che non in tutte le scuole di danza sul territorio vi siano insegnanti qualificati?

Insegnanti non qualificati li troviamo in tutta la Svizzera. Secondo me vi é un problema alla radice ossia il fatto che i genitori non siano al corrente dell’esistenza di Danse Suisse, come non siano a conoscenza che in Ticino esista AFPDanza (Associazione Formazione Professione Danza); entrambe le associazioni riconoscono solamente gli insegnanti qualificati. È il Cantone ad avere il compito di riconoscere le scuole con gli insegnanti qualificati perché é dall‘ informazione che la scelta della scuola di danza, da parte dei genitori potrà avvenire in maniera più sicura.

A mio avviso fa poco senso creare una scuola professionale dove la realtà della professione non esiste.

Ritieni che il Ticino e le sue Istituzioni quale il DECS siano pronte ad offrire il percorso di formazione per i danzatori?

A mio avviso fa poco senso creare una scuola professionale dove la realtà della professione non esiste. È importante per il futuro di ogni aspirante ballerina/o poter svolgere la formazione professionale, là dove vi sia il contatto diretto con questa arte… cosi come avviene nelle scuole professionali;  “La Scala di Milano”  per fare un esempio… agli allievi dell’ultimo anno viene data la possibilità di essere coinvolti nelle produzioni della Compagnia del Teatro e lo stesso vale ancora di più per quanto riguarda le produzioni delle Compagnie di Musicals. In Ticino non esiste questa realtà; ciò nonostante ritengo che la danza in Ticino si stia propagando in modo considerevole e che siano diverse le scuole che propongano il percorso pre-professionale perciò stiamo andando nella giusta direzione. Dopo tutto, i talenti da formare professionalmente provengono tutti dalle scuole di danza amatoriali; é da lì che si deve garantire l’insegnamento da parte degli insegnanti qualificati. Solo così il futuro della formazione é garantito.

La tua scuola “The Moving Factory” offre un ambito percorso nella danza classica, in seno alla formazione del Musical e sono al corrente del fatto che diversi tuoi allievi siano partiti all’estero a continuare la loro formazione.

Sono felice perché sono in 25  fra i miei studenti a lavorare e a formarsi professionalmente all’estero. Come detto, credo che questo risultato confermi che stiamo percorrendo la giusta strada.

È partito il programma di formazione nell’ambito del Musical a Lucerna, a settembre 2021, da parte del “Musical Factory” e la tua scuola collabora con questa realtà?

Ne sono a conoscenza; é un indirizzo professionale che propongo a coloro che non vogliano andare troppo lontano da casa. Sono in contatto con “Musical Factory”  e se ciò può essere inteso come modo di collaborare, allora posso rispondere affermativamente. Fino ad ora i miei studenti hanno scelto di andare all’estero, nelle città come Londra dove la realtà della danza e del Musical sono attuali.

Ho avuto modo di constatare che la tua scuola “The Moving Factory” stia ottenendo dei bellissimi riconscimenti artistici da parte di alcune allieve selezionate per i Concorsi di danza, avvenuti in Svizzera, in Germania e in Italia.

Sì! Ci siamo qualificati in diversi concorsi, in Svizzera, in Germania e in Italia ottenendo risultati fra i primi tre posti. Mi fa piacere che questi successi siano avvenuti nella danza classica, nella danza contemporanea e nel Hip Hop.

È sempre la passione degli allievi che fa andare in avanti le cose, anche fra i genitori.

Hai istituito un percorso speciale per i tuoi allievi di talento nella tua scuola, é stato semplice far passare questo messaggio ai genitori e come vedono il futuro dei loro figli, nell’ambito dell’arte?

Parto sempre da come vedo motivato l’allievo, in generale. In primo luogo la sua motivazione ed il suo atteggiamento verso la disciplina della danza, proprio perché impegna  parecchie ore al giorno e alla settimana. I genitori seguono, accompagnano e sostengono i loro figli nelle loro scelte. È sempre la passione degli allievi che fa andare in avanti le cose, anche fra i genitori.

In Ticino é necessario insistere per chiedere l’aiuto finanziario, i riconoscimenti come scuole pre-professionale ed assicurarsi di sostenere le scuole che possano certificare che i loro allievi accedano alle migliori accademie professionali.

Cosa ritieni sia necessario fare in Ticino per migiorare la realtà della danza, in generale?

In Ticino é necessario insistere per chiedere l’aiuto finanziario, i riconoscimenti come scuole pre-professionale ed assicurarsi di sostenere le scuole che possano certificare che i loro allievi accedano alle migliori accademie professionali, così il Cantone potrebbe fare la differenza sulle scuole da sostenere finanziariamente. Una scuola che propone un percorso pre-professionale ha bisogno di aiuti economici affinché possa retribuire i suoi insegnanti qualificati che spesso provengono dall’estero.

Ensemble Magazine ringrazia Manuela Rigo e Danielle Brunner per questa intervista.

Selbstverwirklichung durch mutige Entscheidungen

Danielle Brunner ist Balletttänzerin und wurde ausgebildet an der Ballettberufsschule in Zürich und später an der Howard School in New York. Sie ist nicht nur diplomiert in Tanz , sondern auch in Eiskunstlauf, als Lehrerin und als Choreografin. Bei ihrer Berufswahl hat sie sich für Ballett, Jazz, Contemporary, Gesang und Musical entschieden. Schon immer übte die Kombination von Tanz, Gesang und Schauspiel als mehrdimensionale theatrale Realität eine ganz eigene Faszination auf Brunner aus.

Danielle Brunner war ursprünglich Tänzerin am Ballett Theater Basel unter der Leitung des renommierten Schweizer Choreographen und Produzenten Heinz Spoerli. Sie nahm an seinen regelmässig stattfindenden Auditionen in den USA teil und wurde aus 600 Kandidat*innen von ihm ausgewählt. Manuela Rigo selber hat Brunner, als sie Teil des Ensembles war zwischen 1983 und 1985 , mehrmals auf der Bühne des Theater Basels erlebt. Ein Unfall während der Proben war der Grund für ihren Abschied von der Bühne als Tänzerin. Nach diesem negativen Ereignis nahm sie eine Gesangs- und Schauspielausbildung auf, um sich kopfüber in die Welt der Musicals zu stürzen. Sie wurde in berühmten Musicals wie „Cats“, „Das Phantom der Oper“, „The Chorus Line“ und vielen anderen eingesetzt, in denen sie wichtige Rollen gespielt hat. In Wien lernte sie bei einer Musicalaufführung Nikolaus Bohlen kennen, der ihr späterer Ehemann wurde.

1995 gründete sie ihre Schule „The Moving Factory“, die bis 2017 in Locarno und derzeit in der Fabbrica in Losone ansässig ist. Eine Allround-Tanzschule, denn sie bietet ihren Schülern sehr interessante Ausbildungskurse an: klassischer Tanz, Jazztanz, zeitgenössischer Tanz, Hip Hop, Akrobatik, Gesang und Schauspiel, wesentliche Elemente für die Musical-Ausbildung. Sie bietet ihren Schülern auch die Möglichkeit, sich auf die Prüfungen für klassischen Tanz der Royal Academy of Dance of London und die Prüfungen für Musiktheater der LAMDA (The London Academy of Music & Dramatic Art) vorzubereiten, beides renommierte britische Akademien. Viele ihrer Schüler haben dann tatsächlich den Tanz und Gesang zu ihrem Beruf gemacht.

Interview von Manuela Rigo

Wie bist du als Tanzlehrerin ins Tessin gekommen und warum ins dahin, wo du bereits Karriere als Tänzerin im Ausland gemacht hast?

Vorerst wegen des warmen Klimas und der schönen Regionen im Kanton, es war ein idealer Ort für meine Familie. Meine Mutter, Beatrice Brunner, hatte bereits in den 1970er Jahren ihre Ballettschule in Locarno eröffnet. Als sie sich zur Ruhe setzte, eröffnete ich meine Schule mit weiteren Vorschlägen und entwickelte meine Vision einer Vorschulung für junge Tanzaspirant*innen.

Wie bist du bei der Einführung der RAD-Methode an den Unterricht herangegangen? (RAD: Königliche Akademie für Tanz in London)

Als ich mit meiner Tochter Kimberly schwanger wurde, ging mein Wunsch in Erfüllung, ins Tessin zu ziehen. Es war 1995, und kurz darauf beschloss ich, eine Lehrerausbildung nach der Methode der Royal Academy of Dance in London zu machen. Ich habe mich für die englische Methode entschieden, weil sie die psychophysische Entwicklung des Kindes sehr respektiert.  Darüber hinaus ist die R.A.D. Methode sehr gut strukturiert, sie identifiziert und betont das Talent jeder einzelnen Tänzerin und bringt seine schönsten persönlichen Eigenschaften zur Geltung. Ich finde diesen Aspekt sehr wichtig, gerade weil er die Möglichkeit bietet, sich der Disziplin des Tanzes auf eine freudige, ausgeglichene und kreative Weise zu nähern. Es ist hervorzuheben, dass die Methode auch eine vollständige professionelle Ausbildung für diejenigen bietet, die den beruflichen Weg für Tänzer verfolgen wollen, indem sie die „Berufsprüfungen“ bis zum Solo Seal Level ablegen.

Wie würdest du die Realität des Ballettunterrichts im Tessin definieren, wenn man bedenkt, dass nicht alle Tanzschulen in der Region über qualifizierte Lehrer verfügen?

Ich denke, man findet in der ganzen Schweiz unqualifizierte Lehrer. Meiner Meinung nach gibt es ein grundsätzliches Problem: viele Eltern wissen nicht, dass es schweizweit Danse Suisse und im Tessin die AFPDanza (Associazione Formazione Professione Danza) gibt. Beide Verbände erkennen nur qualifizierte Lehrkräfte an. Es ist die Aufgabe des Kantons, Schulen mit qualifizierten Lehrkräften anzuerkennen. Anhand dieser Information können die Eltern eine Tanzschule auf sicherere Weise auswählen.

Es macht wenig Sinn, eine Berufsschule zu gründen, wenn die Realität des Berufes nicht existiert.

Glaubst du, dass das Tessin und seine Institutionen wie das DECS bereit sind, eine Ausbildung für Tänzer anzubieten?

Es macht wenig Sinn, eine Berufsschule zu gründen, wenn die Realität des Berufes nicht existiert. Für die Zukunft eines jeden angehenden Tänzers ist es wichtig, eine professionelle Ausbildung zu absolvieren, bei der man direkt mit der Kunst in Berührung kommt. Das ist an professionellen Schulen der Fall, beispielsweise die Mailänder Scala. Studenten des letzten Jahres haben die Möglichkeit, an den Produktionen der Theaterkompanie mitzuwirken – das gleiche gilt in noch stärkerem Maße für die Produktionen der Musicals. Diese Realität gibt es im Tessin nicht, dennoch glaube ich, dass sich der Tanz im Tessin stark ausbreitet und dass es mehrere Schulen gibt, die den vorberuflichen Weg anbieten, wir bewegen uns also in die richtige Richtung. Denn die Talente, die professionell ausgebildet werden sollen, kommen alle aus den Amateurtanzschulen. Dort muss der Unterricht durch qualifizierte Lehrkräfte gewährleistet werden, nur so ist die Zukunft der Ausbildung gesichert.

Deine Schule „The Moving Factory“ bietet im Rahmen der Musical-Ausbildung einen begehrten Weg im Ballett, und ich weiß, dass mehrere deiner Schüler ins Ausland gegangen sind, um ihre Ausbildung fortzusetzen.

Ich bin glücklich, weil 25 meiner Schüler im Ausland arbeiten und sich beruflich weiterbilden. Ich denke, dieses Ergebnis bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Im September 2021 hat das Ausbildungsprogramm „Musical Factory“ in Luzern begonnen. Arbeitet deine Schule mit diesem Programm zusammen?

Ich bin mir dessen bewusst, es ist eine berufliche Richtung, die ich denjenigen vorschlage, die sich nicht zu weit von zu Hause entfernen wollen. Als „Musical Factory“ stehe ich in Kontakt mit der Schule, und wenn dies als eine Form der Zusammenarbeit verstanden werden kann, dann kann ich das bejahen. Bisher haben sich meine Schüler für das Ausland entschieden, für Städte wie London, wo Tanz und Musicals die Realität sind.

Ich habe gesehen, dass deine Schule „The Moving Factory“ durch die Teilnahme einiger Schüler an Tanzwettbewerben in der Schweiz, in Deutschland und in Italien grosse künstlerische Anerkennung erhält.

Ja, wir haben uns bei mehreren Wettbewerben in der Schweiz, in Deutschland und in Italien qualifiziert und die ersten drei Plätze erreicht. Ich freue mich, dass diese Erfolge in den Bereichen Ballett, Zeitgenössischer Tanz und Hip Hop erzielt wurden.

Es ist immer die Leidenschaft der Schüler, die die Dinge am Laufen hält, auch bei den Eltern.

Du hast an deiner Schule einen speziellen Kurs für deine begabten Schüler eingerichtet. War es einfach, den Eltern diese Botschaft zu vermitteln und wie sehen sie die Zukunft ihrer Kinder in der Kunst?

Im allgemeinen beginne ich damit, zu beurteilen, wie motiviert ich die Schüler*innen sehe. Gerade weil sie mehrere Stunden pro Tag und Woche in Anspruch nimmt sind die Motivation und die Einstellung zur Disziplin Tanz sehr wichtig. Die Eltern folgen, begleiten und unterstützen ihre Kinder bei ihren Entscheidungen. Es ist immer die Leidenschaft der Schüler, die die Dinge am Laufen hält, auch bei den Eltern.

Im Tessin müssen wir auf Finanzhilfen und die Anerkennung als berufsvorbereitende Schulen bestehen und sicherstellen, dass wir Schulen unterstützen, die ihren Schülern den Zugang zu den besten Berufsschulen bescheinigen können.

Was muss deiner Meinung nach im Tessin getan werden, um die Realität des Tanzes im Allgemeinen zu verbessern?

Im Tessin müssen wir auf Finanzhilfen und die Anerkennung als berufsvorbereitende Schulen bestehen und sicherstellen, dass wir Schulen unterstützen, die ihren Schülern den Zugang zu den besten Berufsschulen bescheinigen können. Erst dann kann der Kanton entscheiden, welche Schulen er finanziell unterstützt. Eine Schule, die einen berufsvorbereitenden Bildungsgang anbietet, benötigt finanzielle Unterstützung, um ihre qualifizierten Lehrkräfte, die oft aus dem Ausland kommen, bezahlen zu können.

Ensemble bedankt sich für dieses Gespräch zwischen Manuela Rigo und Danielle Brunner.

AHV21 – Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben

Von Sarah Schaub
Frauen sollen mit einem Jahr mehr Arbeit helfen, die AHV zu finanzieren. Besonders hart trifft das jene, die bereits in der zweiten Säule benachteiligt und die – wie viele Schauspielerinnen – neben ihrem eigentlichen Beruf auf Nebenerwerbstätigkeiten angewiesen sind.

  • Am 25. September wird in der Schweiz über die Erhöhung des Rentenalters für Frauen auf 65 Jahre sowie über eine Zusatzfinanzierung der AHV durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer abgestimmt. Die beiden Vorlagen sind aneinander gekoppelt. Nur, wenn beide angenommen werden, kommt die Revision zustande.
  • Durch die Erhöhung des Frauenrentenalters sollen 1,4 Milliarden Franken eingespart werden. Diese Einsparung geht zu Lasten der Frauen, die so ein Jahr weniger Leistung beziehen können.
  • Frauen werden vom Rentensystem in der Schweiz ohnehin schon benachteiligt, da sie aufgrund von unbezahlter Care-Arbeit sowie Lohndumping Lücken in ihrer Altersvorsorge haben. Sie erhalten im Schnitt rund ein Drittel weniger Renten als Männer.

Ein Jahr länger zahlen, ein Jahr weniger beziehen – Frauen sind doppelt getroffen

Die Finanzierung der AHV ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Die Lebenserwartung steigt, während gleichzeitig nicht mehr einbezahlt wird. Dieses Problem soll nun gelöst werden, indem das Referenzalter für Frauen schrittweise um ein Jahr auf 65 erhöht wird. Das soll der AHV 1,4 Milliarden Franken einsparen. Für Frauen, die bei einer Annahme der Initiative ein Jahr länger arbeiten müssten, würde das gleichzeitig ein Jahr weniger Versichertenleistung bedeuten.

Die Benachteiligung durch die zweite Säule wird damit in der ersten Säule, der AHV, noch verstärkt. In die AHV fliessen 8,7 Prozent des Lohnes, während in die Pensionskasse 14 Prozent fliessen. Die AHV wird auf den gesamten Lohn erhoben. Auf den von der Pensionskasse versicherten Lohn fällt ein pauschaler Koordinationsabzug von rund 25’000 Franken an. Für Teilzeit oder im Niedriglohnbereich Arbeitende ist das benachteiligend, denn bei kleinem Einkommen fällt der Abzug viel schwerer ins Gewicht.

Frauen sind davon weitaus häufiger betroffen als Männer, da an sie jahrzehntelang der Anspruch gestellt wurde, die gemeinsamen Kinder unentgeltlich und auf Kosten ihrer Karriere zu betreuen. Sie sind dann auf eine Querfinanzierung durch ihren Partner angewiesen. Dieses klassische und veraltete Konzept kann aufgehen, sofern Paare sich nicht trennen.

Darstellende Künste: Kaum Geld für die zweite Säule

Das Problem liegt in der systematischen Diskriminierung. Insbesondere für die Frauen in den darstellenden Künsten ist die Situation besonders prekär. 58 Prozent gaben bei einer Umfrage des Schweizer Syndikat Film und Video (SSFV) ein Jahreseinkommen von bis zu 30’000 Franken an. Das bedeutet, dass viele zum Überleben noch anderen Erwerbstätigkeiten nachgehen müssen, sofern sie nicht privat unterstützt werden. Schauspielerinnen verdienen im Durchschnitt 23,3 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

Der Schauspielmarkt wird ausserdem für weibliche Personen im Alter zusehends dünner. Es fehlen die Rollen für alte Frauen. Sie wurden und werden in Schauspielstücken und Filmen ungenügend repräsentiert. Obschon die überwältigende Mehrheit der Frauen (98 Prozent) eine Schauspielausbildung absolviert und dementsprechend viel investiert hat, kommt nur eine Minderheit allein davon über die Runden. Obschon die Umfrage des SSFV dazu keine gesicherten Aussagen macht, legt sie nahe, dass Frauen im Alter viel häufiger aus dem Schauspielberuf ausscheiden als Männer.

Wer freischaffend tätig ist, hat aufgrund des grossen unbezahlten administrativen Aufwands per se schlechte Aussichten auf eine gesicherte Altersvorsorge. Einige haben das Privileg, dass sie ihre Arbeit weiterhin ausüben und damit ihre Rente aufbessern können. Aber viele müssen branchenfremden Tätigkeiten nachgehen, um ihre Miete bezahlen zu können.