Der US-Streaming- Gigant steigt in den Schweizer Filmmarkt ein
„Lex Netflix“ sorgt für Diskussionen
(rs) Im Mai kündigte der private Filmstreaming-Dienst „Netflix“ an, erstmals einen Film in der Schweiz zu produzieren. Die Ankündigung fiel genau in die Zeit, als sich das Parlament mit der Revision des Filmgesetzes beschäftigte. Dabei geht es um Millionen für die Schweizer Filmbranche.
Bis anhin war die Sache klar: Die SRG und private Schweizer Fernsehstationen müssen 4% ihres Umsatzes in den Schweizer Film investieren. Wenn die Privatsender Werbegeld für Schweizer Filme ausgaben, galt dies ebenso als Investition wie der Kauf oder die Produktion von Schweizer Filmen. Das neue Filmgesetz, welches neu auch von den Streaming-Anbietern eine Abgabe von 4% fordert, möchte dies ändern. Nun prallen die Interessen aufeinander.
Viel Geld für den Schweizer Film
Während die Schweizer Privatsender befürchten, in finanzielle Notlage zu geraten, wittert die Schweizer Filmbranche das grosse Geld. Anstatt wie bisher 7 Mio. Franken würden neu bis zu 28 Mio. Franken in die Kasse der Schweizer Filmförderung fliessen – dank Netflix, Amazon, Disney+ und weiteren ausländischen Streaming-Diensten, die in der Schweiz Geld verdienen.
Filmproduzenten in der Zwickmühle
Nur drei Tage nachdem Netflix angekündigt hatte, zusammen mit Hugofilm und CH Media Entertainment den Film „Early Birds“ in der Schweiz zu produzieren, mischte sich der US-Gigant in die Diskussion um das neue Filmgesetz ein. Er plädierte für eine Abgabe von lediglich ein bis zwei Prozent des Umsatzes. Nun ist die Schweizer Filmbranche ich der Zwickmühle. Einerseits will man Netflix nicht verärgern, denn alle wollen mit solch einem Investor zusammenarbeiten, andererseits kann man nicht plötzlich zu tieferen Abgaben ja sagen.
Drückt Netflix auf die Schauspielgagen?
In den Schweizer Medien wird das neue Filmgesetz bereits „Lex Netflix“ genannt. Mit Spannung verfolgt man das heftige Lobbying auf beiden Seiten. Völlig ausser Acht gelassen wird dabei, dass auch die Schweizer Filmschauspieler:innen dem Markteintritt von Netflix mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen. Einerseits dürfte es für die eigene Karriere einen gewaltigen Schub bedeuten, wenn man in einem Netflix-Film, der international gestreamt wird, eine Hauptrolle spielen darf. Andererseits befürchten viele, dass Netflix – ähnlich wie beispielsweise in Deutschland – die Schauspielgagen massiv nach unten drücken wird. „SzeneSchweiz“ wird die Entwicklung jedenfalls sehr genau im Auge behalten.
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